Hösel bekommt ein neues Reh
Jahrelang wachte das Höseler Wappentier im Kreisverkehr vor dem Hösel-Center über den Stadtteil. Im Frühjahr vergangenen Jahres wurde es gestohlen. Schon bald dürfen sich die Höseler über Ersatz freuen.
HÖSEL Fragt man die Höseler Bürger, ist die Antwort ganz klar: Hösel ohne Reh ist wie eine Woche ohne Montag. Erst seit 1938 darf die Gemeinde das Wappen mit Ähre, Reh und Baum führen. Dennoch ist den Höselern ihr Wappentier ans Herz gewachsen.
So ist es an vielen Stellen im Ortsteil zu finden. Erst im Oktober vergangenen Jahre gestaltete der Graffiti-Künstler Mark Roberz die Personenunterführung des Höseler Bahnhof mit den Motiven des Stadtwappens. Zum 800. Geburtstag der Gemeinde wurden 33 Rehe bemalt und anschließend versteigert.
Prominenteste Vertreterin ihrer Art war aber sicherlich die Bronzeskulptur, die Gäste und Einheimische rund 20 Jahre lang im Kreisverkehr vor dem Hösel-Center begrüßte. Das Böckchen hatte keinen leichten Stand. Allerhand Bekleidungsstücke wurden an ihm in Szene gesetzt, Fußballfans dekorierten das Tier mit Fanschals und 2018 konnte die Skulptur nur mit Mühe von roter Farbe befreit werden, mit der es Unbekannte in einer Nacht- und Nebelaktion angesprüht hatten.
Im Jahr 2011 machte der Eigentümer – die Geschwister-Gerhard-Stiftung – dem Spuk vorübergehend ein Ende und schaffte das Ziel der mehr oder minder spaßigen Aktionen auf das Gelände des Hauses, um das Tier vor Vandalismus zu schützen. Die Höseler gingen auf die Barrikaden. Bis zu 80 Demonstranten tummelten sich in einer Gedenkminute auf dem kleinen Kreisverkehr. Das Reh kam zurück zu seinen angestammten Platz.
Umso größer war der Schock, als Unbekannte in der Nacht zum 19. Mai 2020 die Bronzeskulptur abflexten. Bis heute ist das Höseler Reh verschwunden.
Michael Droste als Vertreter der Geschwister-Gerhard-Stiftung und CDU-Ratsherr Peter Thomas gehörten zu den ersten, die sich vor Ort ein Bild von dem nun verwaisten Kreisverkehr machten. Schnell war klar: So kann das nicht bleiben.
Ein neues Reh muss her. Eine Spendenaktion wurde ins Leben gerufen.
„Es ist genug Geld zusammengekommen, viele Bürger haben sich an der Aktion beteiligt“, berichtet Peter Thomas, der sich gemeinsam mit Michael Droste auf die Suche nach einer Nachfolgefigur machte. „Bei einem Unternehmen im Bergischen
Land sind wir fündig geworden“, berichten die beiden Höseler. Persönlich nahmen sie die Skulptur in Augenschein, befanden sie für tauglich und brachten sie gleich mit nach Ratingen. Dort wartet das Reh bereits seit einigen Monaten auf seinen Einsatz.
„Wir haben Verhandlungen mit der Stadt Ratingen aufgenommen“, sagt Peter Thomas. Einerseits soll das Reh in Zukunft vor Vandalismus gesichert werden, andererseits stand die Umgestaltung des Kreisverkehrs im Raum. Das Ergebnis der Verhandlungen: „Die Stiftung bleibt weiterhin Eigentümerin der Skulptur, die Stadt Ratingen übernimmt
die Patenschaft“, so Michael Droste.
Die Arbeiten am Kreisverkehr sind inzwischen abgeschlossen. „Dieser wurde neu bepflanzt“, so Droste. „Die Leitungen für die Beleuchtung wurden erneuert und Findlinge auf der Fläche platziert.“Die Bohrungen für das Reh sind bereits angebracht. Das Reh selbst weilt zurzeit in der Werkstatt eines Ratinger Steinmetzes, der Gewinde zur Befestigung bohrt. „Eine elektronische Sicherung soll in Zukunft dafür sorgen, dass das Reh nicht wieder beschädigt oder gar gestohlen wird“, erläutert Michael Droste.
„Vor dem Hösel-Center soll künftig ein Schild aufgestellt werden“, kündigt Droste an. Per Mobiltelefon kann der dort angebrachte Code ausgelesen werden und verweist auf die Stifter und die Geschichte des Rehs.
Die Vorarbeiten gehen jetzt auf die Zielgerade. „Wir hoffen, dass wir das Reh Mitte bis Ende Mai wieder im Kreisverkehr aufstellen können“, so Droste und Thomas. Allerspätestens vor den Sommerferien soll es die Bürger wieder von seinem Stammplatz aus erfreuen.
Nach all diesen Turbulenzen rund um die Bronzeskulptur dürfen sich die Höseler zusätzlich auf eine Überraschung freuen. Mit dem Böckchen ziehen eine Ricke und zwei Kitze auf der Insel im Kreisverkehr ein.