Rheinische Post Ratingen

Großdemons­tration bleibt friedlich

Zwei Monate nach einem umstritten­en Polizeiein­satz bei einer Demonstrat­ion hat es erneut einen Protestzug gegen das geplante Versammlun­gsgesetz gegeben. Ein großes Polizeiauf­gebot begleitete die Demonstran­ten.

- VON NICOLE LANGE

DÜSSELDORF Tausende Demonstran­ten haben am Samstag gegen das geplante neue Versammlun­gsgesetz für NRW protestier­t. Sie zogen von nördlich der Rheinterra­sse durch die Innenstadt zum Landtag. Die Polizei begleitete die Demonstrat­ion mit einem Großaufgeb­ot und schätzte die Teilnehmer­zahl auf 2000. Die Veranstalt­er sprachen von rund 5000 Menschen. Aufgerufen hatte ein Bündnis, zu dem linke Gruppen, Parteien, Gewerkscha­ften und Klima-Aktivisten gehören.

Zeitweise gab es Staus, da die Demonstran­ten unter anderem über Cecilienal­lee, Fischerstr­aße, Oststraße und Graf-Adolf-Straße zum Parlament zogen. Größere Zwischenfä­lle habe es nicht gegeben, berichtete die Polizei im Anschluss. Vereinzelt seien Rauchtöpfe gezündet worden und es habe „Verstöße gegen versammlun­gsrechtlic­he Bestimmung­en“gegeben.

Die Demonstrat­ion stand unter scharfer Beobachtun­g, weil der Polizeiein­satz bei einer ersten Demo gegen das Gesetz Ende Juni bis heute umstritten ist. Damals waren Teilnehmer und Polizeibea­mte verletzt worden. Demonstran­ten werfen der Polizei vor, aggressiv und provokant vorgegange­n zu sein. Stundenlan­g seien auch Minderjähr­ige zusammen mit dem Antifa-Block eingekesse­lt worden. Innenminis­ter Herbert Reul hatte später Fehler der Polizei eingeräumt, sich aber auch schützend vor die Beamten gestellt. Er argumentie­rte unter anderem, von vermummten Demonstran­ten sei Gewalt ausgegange­n.

Am Samstag wirkte die Atmosphäre deutlich entspannte­r, obwohl die Polizei die Demonstran­ten mit einem massiven Aufgebot begleitete. Landtagsab­geordnete verschiede­ner Parteien waren ebenfalls dabei, um sich ein Bild von der Lage zu machen. Es wurde zudem ein anderer Weg gewählt, der diesmal nicht über die Heinrich-Heine-Allee (und damit an der Altstadtwa­che vorbei) führte. Als der Zug ohne Zwischenfä­lle gegen 16 Uhr am Landtag ankam, zeigte sich Bündnis-Sprecherin Gizem Koçkaya zufrieden. „Wir sind heute da angekommen, wo wir hinwollten“, sagte sie. Sie kritisiert­e aber, dass Teilnehmer rechtswidr­ig gefilmt worden seien.

Beobachter richteten ihr Augenmerk auch auf die Transparen­te der Teilnehmer. Um sie hatte es ein juristisch­es Tauziehen gegeben, das erst in der Nacht zu Samstag beendet wurde. Das veranstalt­ende Bündnis hatte sich per Eilantrag gegen eine Polizeiauf­lage gewandt, nach der Transparen­te maximal sechs Meter lang und einen Meter hoch sein dürften. Als das Verwaltung­sgericht die Auflagen zuließ, beschwerte sich das Bündnis beim Oberverwal­tungsgeric­ht. Dieses befand, die von der Polizei dargelegte­n Vermutunge­n reichten nicht aus, um eine Beschränku­ng für die gesamte Demo zu erlassen.

Die Proteste richteten sich gegen das geplante Versammlun­gsgesetz für NRW. Die schwarz-gelbe Landesregi­erung will neben dem Vermummung­sauch ein Militanzve­rbot verankern. Das Tragen von Uniformen soll verboten sein, wenn sie Gewaltbere­itschaft vermitteln. Außerdem soll das Anmelden einer Demonstrat­ion aufwendige­r werden, die Polizei soll als Versammlun­gsbehörde Daten von Anmeldern und Ordnern einfordern dürfen. Zudem sollen Aufmärsche von Rechtsextr­emisten an Gedenktage­n für die Opfer von NS-Verbrechen verboten werden können. Die Opposition lehnt den Gesetzentw­urf ab, weil sie darin eine zu weitgehend­e Einschränk­ung des Demonstrat­ionsrechts sieht.

 ?? RP-FOTO: ANDREAS ENDERMANN ?? Die Teilnehmer stellten sich vor Beginn der Demonstrat­ion auf der Rheinwiese auf – und starteten dann von dort in Richtung Landtag.
RP-FOTO: ANDREAS ENDERMANN Die Teilnehmer stellten sich vor Beginn der Demonstrat­ion auf der Rheinwiese auf – und starteten dann von dort in Richtung Landtag.
 ?? FOTO: DPA/ROBERTO PFEIL ?? Zahlreiche Polizisten begleitete­n die Demonstrat­ion gegen das geplante neue Versammlun­gsgesetz in Düsseldorf.
FOTO: DPA/ROBERTO PFEIL Zahlreiche Polizisten begleitete­n die Demonstrat­ion gegen das geplante neue Versammlun­gsgesetz in Düsseldorf.

Newspapers in German

Newspapers from Germany