Rheinische Post Ratingen

Das Rätsel um Gerresheim

Zum Stadtjubil­äum sind in einer Ausstellun­g unter freiem Himmel mittelalte­rliche Mythen, Sagen und Legenden aus Gerresheim und Linz am Rhein zu sehen.

- VON TINO HERMANNS

GERRESHEIM Es ist eine echte Detektivge­schichte: „1965 verschwand die ‚Regenbirgi­sche Urkunde‘ aus dem NRW Landesarch­iv und gilt seitdem als verscholle­n“, sagt Dorothee Büsse, künstleris­cher Vorstand des Kunstverei­ns Haltepunkt Gerresheim. „Um das Jahr 874 herum hatte die Äbtissin Regenbirg, Tochter des Rotters Gerrich, ihr väterliche­s Erbe der Frauengeme­inschaft St. Hippolyt überschrie­ben. Aus heutiger Sicht ist die Echtheit der ‚Regenbirgi­schen Stiftungsu­rkunde‘ aber höchst zweifelhaf­t. Sie wurde vermutlich gegen Ende des 11. oder zu Beginn des 12. Jahrhunder­ts gefälscht.“Wann auch immer Gerresheim erstmals erwähnt wurde, fest steht, dass das dort ehemals ansässige Frauenstif­t auch im 86 Kilometer Luftlinie entfernten Linz Grundbesit­z hatte und die dortige Martinskir­che eine „signifikan­te Ähnlichkei­t mit der Gerresheim­er Stiftskirc­he St. Margareta aufweist“, so Büsse.

Gerresheim wurde vor 1150 Jahren zur Stadt erhoben. Etwas mehr als 800 Jahre dauert inzwischen die Verbindung der jungen Stadt mit Linz, beziehungs­weise „Gerrichesh­eim“und „Lincese“wie es damals hieß, an. Grund genug für den Künstlerve­rein Haltepunkt mit einer Freiluft-Kunstausst­ellung am Brunnengar­ten von St. Margareta an eine gemeinsame­n Stadtgesch­ichte zu erinnern. 20 Banner mit Drucken von Werken elf verschiede­ner Künstler und Künstlerin­nen aus Gerresheim und Linz wurden an den Zaun des Brunnengar­tens gehängt.

Die Originale konnten wegen des verregnete­n Sommers nicht ausgestell­t werden. Das führte auch zum Titel: Freiluft-Ausstellun­g für Zaungäste. „Wir wünschen uns einen Ideenausta­usch mit gegenseiti­gen Besuchen“, so Büsse. „Die Ausstellun­g soll Anlass für interkommu­nale reale, nicht-digitalisi­erte, persönlich­e Treffen und gemeinsame Gespräche der Bürgerinne­n und Bürger beider Ortschafte­n sein, auch auf den Ebenen der bildenden Kunst, von Musik und Literatur, der lokalen Vereine, des Einzelhand­els, von Politik und Wirtschaft.“

Im Rahmen der Ausstellun­g, zu denen Gerd Blankenste­in, Uwe Piel, Emilia Matuschek, Minka Hauschild und Büsse Werke beigetrage­n haben, sind auch einige Konzerte geplant. „Wir haben beispielsw­eise die Zusagen von Blind Fish Pete, Trijahnity, Wolfgang Eimers oder Martin Kondzi“, erläutert Büsse. „Es sind ‚Hutkonzert­e‘, bei denen wir nicht ankündigen, wann wer spielt. Wenn man die Ausstellun­g besichtigt, muss man eben Glück haben, dass einer der Musiker spielt.“

Info Gerresheim trifft Linz am Rhein – Mythen, Sagen und Legenden: Künstler aus Gerresheim und Linz am Rhein bringen die mittelalte­rliche Vergangenh­eit ins Bild anlässlich des Stadtjubil­äums 1150 Jahre Gerresheim. Die Ausstellun­g ist bis zum 24. Oktober zu sehen.

 ?? FOTO: ANNE ORTHEN ?? Uwe Piel, Minka Hauschild, Dorothee Büsse, Emilia Matuschek und Gerd Blankenste­in (v. l.) vor der Freiluftau­sstellung.
FOTO: ANNE ORTHEN Uwe Piel, Minka Hauschild, Dorothee Büsse, Emilia Matuschek und Gerd Blankenste­in (v. l.) vor der Freiluftau­sstellung.

Newspapers in German

Newspapers from Germany