Rheinische Post Ratingen

Ein Festival der Grenzgänge­r

Musik, Theater, Tanz und Neuer Zirkus – beim Düsseldorf-Festival vermischen die Beteiligte­n verschiede­ne Musikstile und Kunstforme­n.

- VON CAROLIN STRECKMANN

DÜSSELDORF Das große Zelt auf dem Burgplatz steht schon. Es wird aber nicht die einzige zentrale Spielstätt­e des Düsseldorf-Festivals sein. Neben bekannten Stätten wie der Johanneski­rche kommt 2021 der „Untergrund“im Keller des Carsch-Hauses dazu. Wo sich zuletzt noch eine Verkaufsfl­äche von Galeria Kaufhof befand, steht schon bald eine Bühne. Dank des rauen Looks – an den Decken liegen die Lüftungssc­hächte frei, Kabel hängen herunter – entsteht am Rande der U-Bahn-Station Heinrich-Heine-Allee tatsächlic­h eine Untergrund-Atmosphäre.

Im Vorjahr war das Düsseldorf­Festival coronabedi­ngt in einer deutlich kleineren Ausgabe auf die Mitsubishi-Electric-Halle ausgewiche­n, jetzt kehrt es mit Theaterzel­t und Carsch-Haus in die Altstadt zurück. Zum 31. Mal lädt das Team internatio­nale Künstlerin­nen und Künstler aus den Bereichen Tanz, Musik, Theater und Neuer Zirkus ein.

„Im März haben wir noch nicht gedacht, dass es funktionie­ren kann“, sagt Christiane Oxenfort, nun sei die Freude umso größer, wieder in „unsere temporäre Theaterstä­tte mitten in der Altstadt“zurückzuke­hren, so die Intendanti­n des Düsseldorf-Festivals. Vom 8. bis 27. September lädt das Festival-Team zu einem bunten Programm. Oxenfort und ihr Intendante­n-Kollege Andreas Dahmen verspreche­n diverse Highlights.

Direkt zu Beginn erwartet die Zuschaueri­nnen und Zuschauer eine Deutschlan­d-Premiere, die als Co-Produktion mit dem Düsseldorf-Festival gezeigt wird. Der englische Tänzer und Choreograf Hofesh

Shechter zeigt mit „Political Mother Unplugged“eine explosive Performanc­e seines NachwuchsE­nsembles. Die Rockmusik, die das Tanztheate­r untermalt, hat Shechter selbst komponiert. Das Publikum dürfe gespannt sein, denn der Künstler sei einer der „Superstars der internatio­nalen Tanzszene“, sagt Dahmen.

Ein weiteres Highlight: die Produktion „Humans 2.0“der Circa Compagnie. Die australisc­he Gruppe zeigt Neuen Zirkus in einer Europa-Premiere.

„Die Gruppe sprengt die Grenzen der Vorstellun­gskraft über den menschlich­en Körper“, sagt Oxenfort. „Es gilt das Motto: Stärker, schneller und noch bewegliche­r.“Dabei werde vor allem das Vertrauen der Menschen untereinan­der in den Fokus gestellt.

Auch die Produktion „Cold Blood“von Michèle Anne De Mey und Jaco Van Dormael verspricht einen beeindruck­enden Theaterabe­nd. Hier tanzen nur Finger und Hände in detaillier­ten Kulissen, begleitet von einer Live-Kamera. Das Ehepaar Lagraa wiederum lädt mit „Premier(s) Pas“zu einem zweigeteil­ten TanzAbend. Der erste Teil, choreograf­iert von Abou Lagraa, wird von Bachs Violinen-Klängen begleitet, im zweiten Teil von Nawal Lagraa wird klassische Musik mit Elektro verbunden. Auf der Bühne stehen zehn Tänzerinne­n und Tänzer, „die bislang kein Engagement bei einer Compagnie ergattern konnten“, so Dahmen, und die jetzt ihre Chance bekommen.

Da sich das Düsseldorf-Festival auch als Musik-Festival versteht, sind Auftritte wie der des englischen A-cappella-Ensembles Voces 8, kammermusi­kalische Konzerte zu den Opern „La Bohème“und „Orfeo“sowie Auftritte junger Düsseldorf­er Bands geplant. Letztere treten auf der neuen Bühne im Keller des CarschHaus­es auf. Die Möglichkei­t, auch dort zu spielen, entstand über den neuen Sponsor, das Immobilien-Unternehme­n Signa, wie Oxenfort erklärt. Die leerstehen­de Ladenfläch­e wird zugleich Ausstellun­gsort des Projekts „At the Table“, das Performanc­es internatio­naler Künstlerin­nen und Künstler als Videoinsta­llationen zeigt. Sie sind im Schaufenst­er des Carsch-Haus-Kellers zu sehen und können über einen QR-Code online abgerufen werden.

Den Abschluss des 31. Düsseldorf-Festivals macht mit „Tabula Rasa“eine Eigenprodu­ktion von 2020 in Zusammenar­beit mit Urbanatix aus dem Ruhrgebiet. „Wir sind glücklich, die Produktion jetzt in unserer Heimspiels­tätte auf dem Burgplatz zu zeigen“, sagt Oxenfort. „Es ist eine Performanc­e an der Schnittste­lle zwischen Neuem Zirkus und Urban Dance.“Am letzten Tag des Festivals tritt dann noch das Kölner Muito Kaballa Power Ensemble mit einer Mischung aus Afrobeat, Jazz und Funk auf.

Einige der Arbeiten im Programm des Festivals seien im Rahmen der Corona-Pandemie entstanden, so die Festivalle­itung. Bei vielen Arbeiten komme zudem der Wunsch dazu, neue Darstellun­gsmöglichk­eiten zu finden. „Es ist eine junge Generation von Künstlern, die Dimensione­n und künstleris­che Ausdrucksw­eisen erweitern

will“, sagt Andreas Dahmen. Das passe zu dem, was das Festival ausmache: eine Suche nach Grenzerfah­rung und neuen Mixturen der Kunstforme­n.

Oxenfort und Dahmen freuen sich auf das Programm und darauf, ein Publikum zu begrüßen. „Wir gehen davon aus, dass die Zuschauer sich verantwort­ungsbewuss­t verhalten und wir auf der sicheren Seite sind, wenn jeder einen ordentlich­en Geimpften-, Genesenen- oder Getesteten-Nachweis vorlegt“, so Oxenfort.

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FOTO: AGATHE POUPENEY Hofesh Shechter eröffnet mit seinem Nachwuchs-Ensemble und der Produktion „Political Mother Unplugged“am 8. September das Düsseldorf-Festival.

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