Auch in NRW ist die SPD auf dem Vormarsch
In der jüngsten Politbarometer-Umfrage zur Bundestagswahl liegen die Sozialdemokraten zum ersten Mal seit 19 Jahren vor der Union.
DÜSSELDORF/BERLIN Der Höhenflug der SPD hält an. Nach der jüngsten Umfrage des Politbarometers der Forschungsgruppe Wahlen würden die Sozialdemokraten unter Führung ihres Spitzenkandidaten Olaf Scholz zum ersten Mal seit Ende 2017 den Wert von 25 Prozent erreichen, wenn am Sonntag Bundestagswahl wäre. Gegenüber der vorangegangen Umfrage Ende August ist das ein Plus von drei Prozentpunkten. Zugleich liegt die SPD beim Politbarometer erstmals seit 19 Jahren vor der Union, die unverändert nur auf 22 Prozent kommen würde. Dagegen verlieren die Grünen drei Punkte und würden nur noch 17 Prozent schaffen.
Ein ähnlicher Trend zeigt sich auch in NRW. Nach der aktuellen Prognose des Hamburger Wahlportals Election.de liegt auch hier die SPD mit 28 Prozent deutlich vor der CDU, die auf 23 Prozent kommt. Auf den weiteren Plätzen folgen die Grünen mit 16 und die FDP mit 14 Prozent, während AfD (acht) und Linke (fünf ) einstellig bleiben. Bei der Bundestagswahl 2017 schafften die Christdemokraten in NRW knapp 33 Prozent, die SPD lag bei 26 Prozent. Die beiden Volksparteien lagen damals deutlich vor den anderen, die Liberalen erhielten 13, die AfD rund neun Prozent. Die Grünen kamen lediglich auf 7,6, die Linke auf 7,5 Prozent.
Noch stärker ist die SPD in den einzelnen Wahlkreisen in NRW. Nach der aktuellen Prognose des Portals könnten die Sozialdemokraten derzeit 47 von 157 möglichen Mandaten erringen und damit knapp 30 Prozent. Die NRW-CDU käme nur noch auf 35 Sitze für den Bundestag, die Grünen auf 28 und die FDP auf 25 Sitze. Positiv sind die Prognosen auch für die direkt gewonnenen Wahlkreise: Vor allem in ihren früheren Hochburgen im Ruhrgebiet, in Ostwestfalen, in Köln und im Bergischen Land würde die SPD eine Vielzahl von Direktmandaten holen. Insgesamt sind es nach derzeitigem Stand 35 Wahlkreise, die an die Sozialdemokraten gingen, während die CDU nur 28 Direktmandate behalten würde. In Köln ist sogar ein Direktmandat für die Grünen möglich.
Gerade die Situation in Nordrhein-Westfalen könnte also einen Schub für die Sozialdemokraten im Bund auslösen. Denn auch in der
Wirtschaft des Landes gibt es inzwischen Stimmen, die den SPDKanzlerkandidaten Scholz als die kompetentere Persönlichkeit für das wichtigste politische Amt in Deutschland ansehen. Nach Informationen unserer Redaktion ist das zumindest bei einem großen DaxKonzern aus NRW der Fall. Andere Unternehmer und Manager wiederum setzen weiterhin auf den Unionskandidaten Armin Laschet, weil der aus dem Kanzleramt heraus das bevölkerungsreichste Bundesland besser als bisher unterstützen könnte. Der Chef des Evonik-Konzerns, Christian Kullmann, hat seine Unterstützung für den nordrheinwestfälischen Ministerpräsident erst kürzlich in einem FAZ-Interview unterstrichen.
Trotz der jüngsten Erfolge bei Umfragen warnen die Wahlkampfstrategen der SPD die eigene Partei vor allzu viel Überschwang. „Auf den letzten Metern vor der Wahl sind immer noch Überraschungen möglich“, meint ein Insider. Wahlkampfexperten vermuten, dass schon kleine Fehler der Spitzenkandidaten, wie sie zuletzt den Mitbewerbern Baerbock und Laschet unterliefen, auch den in Umfragen führenden Parteien schaden könnten. Scholz war zuletzt in die Kritik geraten, weil er einige Finanzskandale wie die Affäre um den insolventen Münchner Finanzdienstleister Wirecard oder die strafbaren Cum-Ex-Geschäfte von Banken nicht entschieden genug bekämpft hätte.