„Preußer hat schon vieles richtig gemacht“
Der ehemalige Fortuna-Coach hat einen sehr guten Eindruck vom aktuellen Cheftrainer des Zweitligisten.
Friedhelm Funkel gehört zu Fortunas Trainer-Legenden. Er verfolgt noch immer intensiv die Spiele seines alten Arbeitgebers. Er spricht über die Entwicklung des Vereins und beurteilt die Arbeit des aktuellen Coaches Christian Preußer.
Herr Funkel, wie lebt es sich so als „Retter“?
FUNKEL (lacht) Sagen wir so, an der Wursttheke bekomme ich deshalb keine Scheibe umsonst. Natürlich fühlt es sich gut an, wenn man bei dem, was man liebt, auch erfolgreich ist. Aber ich schwebe ganz gewiss nicht über den Dingen. Meine Zufriedenheit definiert sich über ganz andere Dinge. Ich bin glücklich mit meiner Frau, wir waren gerade gemeinsam in Urlaub in Holland an der See. Jetzt geht es ein paar Tage mit Kumpels zum Tennisspielen nach Mallorca. Ich bin dankbar, dass es mir gesundheitlich gut geht. Solche Dinge machen mich in meinem Alter glücklich.
Aber ohne Fußball halten Sie es doch niemals aus...
FUNKEL Ich muss ja nicht drauf verzichten. Aber in der ersten Reihe? Ich denke, die Geschichte ist erzählt. Fortuna, Uerdingen und natürlich auch Köln verfolge ich besonders intensiv.
Fortuna tut sich bislang schwer. Hatten Sie damit gerechnet?
FUNKEL Nicht unbedingt. Die Mannschaft ist weitestgehend zusammengeblieben. Also da hätte man vielleicht schon erwartet, dass nach fünf Spieltagen eine andere Punktzahl eingefahren werden kann. Es ist jetzt das Allerwichtigste, dass die Ergebnisse stimmen. Sonst ist Unruhe im Umfeld und das ist Murks.
Die Bilanz ist ernüchternd.
FUNKEL Es ist, wie es ist. Da braucht jetzt aber auch niemand in Panik ausbrechen. Klar wissen alle, es hätte besser laufen können. Gegen Aue musst du gewinnen, sonst brennt der Baum, da muss man sich keine Illusionen machen. Das weiß auch der Trainer.
Was haben Sie denn für einen Eindruck von Christian Preußer? FUNKEL Einen sehr guten. Er macht einen sehr vernünftigen Eindruck, mir gefällt, wie er die Spiele analysiert. Ich denke, er kann sich mit seiner Art durchsetzen.
Haben Sie einen Rat an ihn? FUNKEL Öffentlich werde ich ihm keine Ratschläge geben. Ganz generell gilt: Als junger Trainer musst du dich durchsetzen und deinen Weg gehen. Du darfst dir nicht reinreden lassen, auch nicht von deinen Vorgesetzten. Es versuchen alle mitzumischen, aber am Ende hältst du deinen Kopf hin. Deshalb sollte auch drin sein, was drauf steht.
Sehen Sie denn da bei Fortuna eine Gefahr?
FUNKEL Lassen Sie es mich so sagen – die Versuchung könnte für den einen oder anderen da sein. Aber ich denke, Preußer kann sich schon wehren. Eine Sache hat mir übrigens besonders gut gefallen bei ihm...
Verraten Sie uns, was Sie meinen? FUNKEL Wie er die Nummer mit der Kapitänsbinde gelöst hat. Das hat er wirklich super hinbekommen. Adam Bodzek kann ihm auf diese Weise helfen, das Team weiterzuentwickeln, ist ein total wichtiger Ratgeber.
Shinta Appelkamp ist bei Fortuna der Hoffnungsträger. Was trauen Sie ihm zu?
FUNKEL Ich appelliere vor allem an alle, ihn nicht ständig zu überhöhen. Die Erwartungen an Shinta sind viel zu hoch. Und das sage ich nicht, weil ich ihn nicht mag, sondern weil ich ihn schützen will. Wenn er sich so weiter entwickelt, kann er ein gestandener Bundesliga-Profi werden, vielleicht auch noch mehr. Ihm steht so vieles offen. Er muss nur sich in Ruhe entwickeln dürfen. Dazu gehört auch, mal eine längere Phase nicht gut zu spielen.
Wie schätzen Sie den Kader in Gänze ein?
FUNKEL Der Kader ist gut. Ich traue Fortuna nach wie vor einen Platz zwischen eins und sechs zu. Der Kader ist gut, der Trainer ist gut – jetzt muss die Mannschaft liefern. Sie müssen Preußer jetzt was wiedergeben. Er investiert viel, arbeitet akribisch. Es gibt da jetzt wirklich keine Entschuldigungen mehr. Sie haben mich ja nach einem Ratschlag gefragt, den habe ich nicht, dafür aber einen Wunsch.
Bitte.
FUNKEL Ich wünsche mir, dass Preußer den Rückhalt aus dem Umfeld bekommt, damit er etwas aufbauen kann. Ich bin mir sicher, mit ihm ist es möglich, sich weiterzuentwickeln. Klar, er braucht Punkte. Aber die kommen noch.