Rheinische Post Ratingen

Ein finnischer Hüne für die DEG-Abwehr

- VON BERND SCHWICKERA­TH

Düsseldorf­s Eishockeyv­erein ist auf der Suche nach einem Ersatz für den verletzten Marc Zanetti fündig geworden: Joonas Järvinen kommt an den Rhein. Zanettis Rückkehr wird dagegen immer unwahrsche­inlicher.

DÜSSELDORF Ein gutes Netzwerk ist alles. Das gilt auch im Sport. Wer wüsste das besser als Niki Mondt? Als Manager und Kaderplane­r der Düsseldorf­er EG werden Mondt ständig Spieler aus aller Welt angeboten. Und natürlich haben deren Berater dann stets nur Gutes zu berichten. Ganz feiner Kerl, auf wie neben dem Eis. Da braucht es nicht selten eine zweite Meinung, und die liefert in schöner Regelmäßig­keit Brandon Yip. Yip, mittlerwei­le 36, spielte 2016/17 eine Saison lang in Düsseldorf. Vor allem aber spielte er vorher und nachher in Kanada, in den USA, in China, Russland und Finnland. Da sind ihm Hunderte Spieler begegnet.

Einer davon ist Joonas Järvinen, ein wahres Kraftpaket aus Finnland. 1,90 Meter groß, 97 Kilogramm schwer. Als dessen Bewerbungs­unterlagen kürzlich an der Brehmstraß­e eintrudelt­en, hat Mondt natürlich gleich bei Yip durchgekli­ngelt, die beiden kennen sich von Kunlun Red Star, ein chinesisch­es Teams, das in der russischen Topliga KHL mitspielt. Und was Mondt hörte, gefiel ihm: „Normalerwe­ise ist Brandon zurückhalt­end mit seinen Einschätzu­ngen, aber über Järvinen war er voll des Lobes. Das sei ein super Teamkolleg­e, was mich freut, weil ich eine gute Kabine haben will. Er ist aber auch groß und stark, ein richtig stabiler Hund, hart in den Zweikämpfe­n. Und das siehst du als Mitspieler natürlich noch besser als auf dem Video oder auf der Tribüne.“

Nun hat sich Mondt überzeugen lassen. Am Donnerstag verkündete die DEG, dass sie den 32 Jahre alten Finnen verpflicht­et hat, der Verteidige­r bekam einen Vertrag bis Saisonende. Am Wochenende, als für die DEG die letzten Testspiele vor dem Saisonstar­t bei einem Turnier in Dresden anstanden, wird Järvinen allerdings noch nicht dabei sein, er wird am Sonntag in Düsseldorf erwartet. Was aber reichen sollte, um am ersten Spieltag in Krefeld (10. September) auf dem Eis zu stehen.

Für Järvinen wird dann vieles neu sein. Er kam zwar schon gehörig herum, in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) spielte er aber noch nicht. Geboren in der Eishockey-Hochburg Turku, begann er seine Karriere im Nachwuchs des Topklubs TPS Turku. Järvinen durchlief sämtliche Jugendnati­onalmannsc­haft und schaffte es mit 18 Jahren in den Profikader von TPS. 2010 wurde er mit seinem Heimatvere­in

Meister, fuhr mit Finnland zur WM. Nach vier Jahren ging es in die USA, wo er aber in der AHL spielte, der Sprung in die NHL klappte nicht. Also zurück nach Europa, in die KHL, wo er Yip traf, und nach

Finnland. Insgesamt kann er auf 184 Einsätze in der KHL und 467 in der Heimat schauen. Erfahrung hat er also genug.

Schaut man auf Järvinens Scorerpunk­te, sind die Zahlen allerdings deutlich niedriger. Aber das kann Mondt nicht stören. „Er hat bei uns keine offensiven Aufgaben, er soll einen guten ersten Pass im Aufbau spielen und hinten aufräumen.“Eben das machen, was zuvor die Aufgabe von Marc Zanetti war. Doch weil der 30 Jahre alte Kanadier weiterhin an seiner Verletzung aus der Vorsaison laboriert und noch immer nicht zurück in Düsseldorf ist, musste Mondt für Ersatz sorgen. Der ist nun in Järvinen gefunden. Den Mondt auch wegen seiner Qualitäten im Unterzahls­piel geholt hat, dort werde der Finne „mit seiner Fähigkeit, Schüsse zu blocken und aufgrund seiner Reichweite sehr wertvoll sein“.

Zanetti hingegen wird der DEG wohl nicht mehr helfen können – und nach Siegen zur Freude der Fans gegen das Plexiglas springen. Bei seiner schweren Thrombose im linken Bein, die vergangene Saison festgestel­lt wurde, gebe es „keine wesentlich­en Fortschrit­te“, sagt Mondt. „Man muss durchaus infrage stellen, ob er überhaupt zurückkomm­en wird.“

 ?? FOTO: IMAGO/KALLE PARKKINEN ?? Der neue DEG-Spieler Joonas Järvinen, hier noch im Trikot von Kunlun Red Star.
FOTO: IMAGO/KALLE PARKKINEN Der neue DEG-Spieler Joonas Järvinen, hier noch im Trikot von Kunlun Red Star.

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