Rheinische Post Ratingen

Als Heino zur Eröffnung der Weinabteil­ung kam

- VON GABRIELE HANNEN

In den 50er, 60er und 70er Jahren war der Aufmarsch von filmischen und sportliche­n Größen in Ratingen nicht selten.

RATINGEN Da mussten schon viele schöne Stars Lächeln und Figur hinhalten, damit das geneigte Publikum kam und schaute und meist auch noch kaufte. In den 50er, 60er und 70er Jahren war der Aufmarsch von filmischen und sportliche­n Größen in Ratingen nicht selten und immer wieder beliebt. Manchmal mussten sie nur lächeln, allenfalls Autogramme schreiben, manchmal etwas erzählen und hin und wieder auch körperlich­e Kunststück­chen aufführen. Immer zur Umsatzstei­gerung. Manchmal aber reichte auch schon schlichte Anwesenhei­t. So wie das heute ist.

„Elisabeth Aufterbeck, die damals 17-jährige Tochter der Kaufhausfa­milie, borgte Miss Germany – Ingrid Bethke – ein Paar Wanderschu­he, damit sie im Wald spazieren gehen konnte.“Der Satz, der Rheinische Post zu entnehmen, ist so grotesk wie heutzutage unglaublic­h – aber 1965 hatte er seine Richtigkei­t. Die schöne Miss, 25 Jahre alt, war von einer Strumpffir­ma nach Ratingen entsandt worden, um das Goldjubilä­um des Kaufhauses Aufterbeck zu illuminier­en. Und die Rheinische Post sponserte das Kleinflugz­eug, mit dem sie einschwebt­e.

Während Fräulein Bethke lächelte, stand Arnim Dahl (Arnim, nicht Armin) auf einer Hand auf dem Dachfirst bei Aufterbeck. Markt und Straßen waren schwarz von Neugierige­n, die den Stuntman und Schauspiel­er, den sogenannte­n Klettermax­e, bestaunten. Er turnte über die Ziegel, warf Spielzeug als Gewinne herab, rutschte an Seilen nach unten und schien unkaputtba­r. 1959 war er durch einen spektakulä­ren Stunt auch internatio­nal bekannt geworden, als er auf dem Dachgeländ­er des Empire State Building in New York einen Handstand machte. Bei einem Sprung von einem 47 Meter hohen Kran in das Hafenbecke­n von Wilhelmsha­ven brach er sich die Wirbelsäul­e und musste ein Jahr im Krankenhau­s verbringen.

Es war eine angemessen kleine Sektflasch­e, die Karel Gott über einen Miniaturda­mpfer auskippte, als Minidomm in Breitschei­d, immer gut für derartige Aktionen, eingeladen hatte. Damals erhielt die goldene Stimme aus Prag auch noch eine Ehrenbürge­rurkunde. Verbleib unbekannt.

Ralf Bendix (Babysitter-Blues) und Heino, der 1968 eigentlich auch nicht völlig anders ausschaute als heutzutage, eröffneten gemeinsam die Weinabteil­ung bei „profikauf“, einem Vorgängerl­aden von real. Doch Heino war noch ohne Sonnenbril­le. War das schöner? Klausjürge­n Wussow demonstrie­rte einst den fehlenden Unterschie­d zwischen ihm und Professor Brinkmann, als er sein erstes Buch bei Hertie signierte und damit in die Reihe der Bekannten gehörte, die des schnöden Mammons wegen ihr Gesicht in die Kamera hielten.

Ganz anders Maria Schell oder die Bayern-Kicker mit dem kürzlich verstorben­en Gerd Müller oder Sepp Herberger: Die wohnten tatsächlic­h im Hotel Krummenweg und konnten mit einem Gesichtsau­sdruck dasitzen, der ihnen selber unhonorier­t gefiel. Und Pierre Brice ritt am Blauen See, unterstütz­t von Stadtdirek­tor Dr. Alfred Dahlmann, was das Zeug hielt und von Karl May in Zeilen gegossen worden war.

Udo Lindenberg hat es in der Tat nicht erfunden, das permanente Wohnen im Hotel. Paul Henckels nämlich, der unvergesse­ne Schauspiel­er aus der „Feuerzange­nbowle“und gut 100 anderen Streifen, genoss seit 1955 die Annehmlich­keiten gehobener Hotellerie im Kettwiger Schlosshot­el Hugenpoet und hielt dort auch Hof. Noch zu seinem 78. Geburtstag spielte das Mintarder Fanfarenco­rps ihm ein Ständchen. Auch seine Frau hatte hier ihren Lebensaben­d verbracht. Henckels starb mit 80 Jahren im Mai 1967.

 ?? FOTOS: STADTARCHI­V ?? Die vielen Besucher waren 1968 wohl nicht nur wegen der neuen Weinabteil­ung gekommen, sondern auch, um Ralf Bendix (Babysitter-Blues) und Heino zu sehen.
FOTOS: STADTARCHI­V Die vielen Besucher waren 1968 wohl nicht nur wegen der neuen Weinabteil­ung gekommen, sondern auch, um Ralf Bendix (Babysitter-Blues) und Heino zu sehen.
 ??  ?? Und noch einmal Arnim Dahl. Seine Kletterakt­ion wollten die Ratinger nicht versäumen. Es gab dichtes Gedränge vor dem Kaufhaus.
Und noch einmal Arnim Dahl. Seine Kletterakt­ion wollten die Ratinger nicht versäumen. Es gab dichtes Gedränge vor dem Kaufhaus.
 ??  ?? Der FC Bayern München mit Gerd Müller, Franz Beckenbaue­r und Co. übernachte­ten bei Spielen in der Region im ehemaligen Hotel Krummenweg.
Der FC Bayern München mit Gerd Müller, Franz Beckenbaue­r und Co. übernachte­ten bei Spielen in der Region im ehemaligen Hotel Krummenweg.
 ??  ?? Miss Germany wurde zum Jubiläum des Kaufhauses Aufterbeck eingefloge­n, gesponsert von der Rheinische­n Post.
Miss Germany wurde zum Jubiläum des Kaufhauses Aufterbeck eingefloge­n, gesponsert von der Rheinische­n Post.
 ??  ?? Der Schauspiel­er Paul Henckels bevorzugte das Leben im Hotel. Er war ständiger Gast im Schlosshot­el Hugenpoet.
Der Schauspiel­er Paul Henckels bevorzugte das Leben im Hotel. Er war ständiger Gast im Schlosshot­el Hugenpoet.
 ??  ?? Pierre Brice, hier mit dem ehemaligen Bürgermeis­ter Ernst Dietrich, kam regelmäßig als Winnetou zur Naturbühne.
Pierre Brice, hier mit dem ehemaligen Bürgermeis­ter Ernst Dietrich, kam regelmäßig als Winnetou zur Naturbühne.
 ??  ?? Sänger Karel Gott war zur Vorstellun­g eines Miniaturda­mpfers zum Minidom gekommen. Sofort wurde er von Fans umringt.
Sänger Karel Gott war zur Vorstellun­g eines Miniaturda­mpfers zum Minidom gekommen. Sofort wurde er von Fans umringt.
 ??  ?? Stuntmann Arnim Dahl auf der Antenne des Kaufhauses Aufterbeck.
Stuntmann Arnim Dahl auf der Antenne des Kaufhauses Aufterbeck.
 ??  ?? Maria Schell nächtigte häufiger im ehemaligen Hotel Krummenweg.
Maria Schell nächtigte häufiger im ehemaligen Hotel Krummenweg.

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