Als Heino zur Eröffnung der Weinabteilung kam
In den 50er, 60er und 70er Jahren war der Aufmarsch von filmischen und sportlichen Größen in Ratingen nicht selten.
RATINGEN Da mussten schon viele schöne Stars Lächeln und Figur hinhalten, damit das geneigte Publikum kam und schaute und meist auch noch kaufte. In den 50er, 60er und 70er Jahren war der Aufmarsch von filmischen und sportlichen Größen in Ratingen nicht selten und immer wieder beliebt. Manchmal mussten sie nur lächeln, allenfalls Autogramme schreiben, manchmal etwas erzählen und hin und wieder auch körperliche Kunststückchen aufführen. Immer zur Umsatzsteigerung. Manchmal aber reichte auch schon schlichte Anwesenheit. So wie das heute ist.
„Elisabeth Aufterbeck, die damals 17-jährige Tochter der Kaufhausfamilie, borgte Miss Germany – Ingrid Bethke – ein Paar Wanderschuhe, damit sie im Wald spazieren gehen konnte.“Der Satz, der Rheinische Post zu entnehmen, ist so grotesk wie heutzutage unglaublich – aber 1965 hatte er seine Richtigkeit. Die schöne Miss, 25 Jahre alt, war von einer Strumpffirma nach Ratingen entsandt worden, um das Goldjubiläum des Kaufhauses Aufterbeck zu illuminieren. Und die Rheinische Post sponserte das Kleinflugzeug, mit dem sie einschwebte.
Während Fräulein Bethke lächelte, stand Arnim Dahl (Arnim, nicht Armin) auf einer Hand auf dem Dachfirst bei Aufterbeck. Markt und Straßen waren schwarz von Neugierigen, die den Stuntman und Schauspieler, den sogenannten Klettermaxe, bestaunten. Er turnte über die Ziegel, warf Spielzeug als Gewinne herab, rutschte an Seilen nach unten und schien unkaputtbar. 1959 war er durch einen spektakulären Stunt auch international bekannt geworden, als er auf dem Dachgeländer des Empire State Building in New York einen Handstand machte. Bei einem Sprung von einem 47 Meter hohen Kran in das Hafenbecken von Wilhelmshaven brach er sich die Wirbelsäule und musste ein Jahr im Krankenhaus verbringen.
Es war eine angemessen kleine Sektflasche, die Karel Gott über einen Miniaturdampfer auskippte, als Minidomm in Breitscheid, immer gut für derartige Aktionen, eingeladen hatte. Damals erhielt die goldene Stimme aus Prag auch noch eine Ehrenbürgerurkunde. Verbleib unbekannt.
Ralf Bendix (Babysitter-Blues) und Heino, der 1968 eigentlich auch nicht völlig anders ausschaute als heutzutage, eröffneten gemeinsam die Weinabteilung bei „profikauf“, einem Vorgängerladen von real. Doch Heino war noch ohne Sonnenbrille. War das schöner? Klausjürgen Wussow demonstrierte einst den fehlenden Unterschied zwischen ihm und Professor Brinkmann, als er sein erstes Buch bei Hertie signierte und damit in die Reihe der Bekannten gehörte, die des schnöden Mammons wegen ihr Gesicht in die Kamera hielten.
Ganz anders Maria Schell oder die Bayern-Kicker mit dem kürzlich verstorbenen Gerd Müller oder Sepp Herberger: Die wohnten tatsächlich im Hotel Krummenweg und konnten mit einem Gesichtsausdruck dasitzen, der ihnen selber unhonoriert gefiel. Und Pierre Brice ritt am Blauen See, unterstützt von Stadtdirektor Dr. Alfred Dahlmann, was das Zeug hielt und von Karl May in Zeilen gegossen worden war.
Udo Lindenberg hat es in der Tat nicht erfunden, das permanente Wohnen im Hotel. Paul Henckels nämlich, der unvergessene Schauspieler aus der „Feuerzangenbowle“und gut 100 anderen Streifen, genoss seit 1955 die Annehmlichkeiten gehobener Hotellerie im Kettwiger Schlosshotel Hugenpoet und hielt dort auch Hof. Noch zu seinem 78. Geburtstag spielte das Mintarder Fanfarencorps ihm ein Ständchen. Auch seine Frau hatte hier ihren Lebensabend verbracht. Henckels starb mit 80 Jahren im Mai 1967.