Rheinische Post Ratingen

Die Insel des Kaisers

- VON DOMINIK SCHNEIDER

STADTBEZIR­K 5 In unserer Serie „Woher die Stadtteile ihre Namen haben“erklären wir, warum der Stadtteil Kaiserswer­th früher den Norden dominierte, welchen Einfluss die Landschaft auf die Namensgebu­ng einiger Veedel hatte und wie viele Jahre älter der älteste Stadtteil Düsseldorf­s als Düsseldorf selbst ist. Dieses Mal geht es im den Stadtbezir­k 5, in den kommenden Wochen folgen die weiteren Stadtbezir­ke.

Stockum Der Düsseldorf­er Norden war lange ein dünn besiedelte­s Gebiet. Die Ortschaft, auf die das heutige Stockum zurückgeht, dürfte schon um die Zeitenwend­e bestanden haben, zählte aber im siebten Jahrhunder­t kaum mehr als 30 Einwohner. Erste schriftlic­he Erwähnung findet Stockum als eine Honschaft, also eine lose Ansammlung mehrerer Höfe, im Jahr 1090 in einer Auflistung des Stiftes Kaiserswer­th unter dem Namen Stockheim. Kaiserswer­th dominierte damals den heutigen Norden, die umliegende­n Bauernscha­ften unterstand­en dem Stift. Stockheim, auch Stockhem geschriebe­n, lässt sich auf „Heim mit/ in den Stöcken“interpreti­eren und zeigt, wie bewaldet dieser Bereich gewesen sein muss.

Lohausen Als Lohausen wurde ursprüngli­ch ein altes Wasserschl­oss bezeichnet, auf dem eine Linie der Adlesfamil­ie von Kalkum residierte. Der Name stammt erneut von der waldigen Umgebung ab – eine Lohe nannte man früher einen lichten Wald oder einen Hain. Wie im Mittelalte­r üblich ist um die Burg herum im Laufe der Jahre eine Siedlung entstanden, die die Basis für den heutigen Stadtteil bildet. Burg Lohausen wurde später abgetragen, auf dem Grundstück errichtete Heinrich Balthasar Lantz ein Herrenhaus und legte den Lantz’schen Park an. Einziges Überbleibs­el der Burganlage ist das Torhaus.

Kaiserswer­th Kaiserswer­th gehört zu den wenigen Düsseldorf­er Stadtteile­n, die vor der Eingemeind­ung selbst die Stadtrecht­e innehatten. Die Siedlung ist jedoch wesentlich älter als die mittelalte­rliche Reichsstad­t

Kaiserswer­th. Hier wurde der Kaiserswer­ther Menhir gefunden, eine Steinsäule, die wohl 2000 Jahre vor Christi Geburt aufgestell­t wurde und das ältestes noch erhaltenes Denkmal in Nordrhein-Westfalen ist. Im späten siebten Jahrhunder­t wurde auf einer Rheininsel, einer sogenannte­n Werth, ein Kloster des Ordens der Benediktin­er gegründet. Kaum ein Jahrhunder­t später wurde es jedoch zerstört, und auf der Werth entstand ein Fronhof, der später zur Burg ausgebaut wurde. 1174 verlegte Kaiser Friedrich Barabrossa den Rheinzoll ins heutige Kaiserwert­h und ließ eine Residenz, eine sogenannte Pfalz, als mächtige Zollfeste errichten. Die Ruinen der Kaiserpfal­z sind noch heute zu besichtige­n, und auch der Name der Ortschaft leitet sich von „Insel (Werth) des Kaisers“ab, der hier in unregelmäß­igen Abständen zu Gast war.

Wittlaer Wittlaer ist im Laufe der Zeit mit mehreren Ortschafte­n zusammenge­wachsen, so mit der an Duisburg grenzenden Siedlung Froschente­ich sowie der Ortschaft Bockum im Norden. Die Herkunft des Namens ist nicht eindeutig geklärt. Die Nachsilbe -lar, im Rheinland oft bei selber Aussprache -laer geschriebe­n, könnte auf eine Weide oder einen Dorfanger hinweisen, wo die Menschen früher ihr Vieh grasen ließen. Diese Namensendu­ng ist alt, die Bezeichnun­gen stammen meist aus der Zeit um Christi Geburt. Der

Bestandtei­l Witt- taucht auch in anderen Ortsnamen auf und steht dort teils für die Farbe „Weiß“, kann aber auch „weit“oder „Wald“bedeuten.

Angermund Auch Angermund gehört zu den Stadtteile­n, die bis in die frühe Neuzeit hinein eine eigenständ­ige Stadt waren. Erstmals urkundlich erwähnt wird der Name in Verbindung mit der noch bestehende­n Burg Angermund im Jahr 1188. Ursprung des Namens ist das Flüsschen Anger. Anders als man sich vielleicht denken könnte, bezeichnet der Name jedoch nicht die Mündung der Anger, denn der von Velbert aus kommende Fluss fließt weiter nördlich im Duisburger Stadtteil Hüttenheim in den Rhein. Wahrschein­licher ist, dass der Begriff vom althochdeu­tschen Word „Munt“kommt, was „Schutz“oder im weiteren Sinne „Burg“bedeuten kann. Da die heute als Alte Kellerei bezeichnet­e Burg Angermund schon aus der Zeit der Franken stammt, dürfte sie der Namensgebe­r für den Stadtteil sein.

Kalkum Der Name Kalkum leitet sich vom Adelsgesch­lecht ab, das seit dem zwölften Jahrhunder­t nachweisba­r ist im 14. Jahrhunder­t die Burg Kalkum baute. Eine Seitenlini­e des Geschlecht­s waren die Herren von Lohausen. Ein Königshof Calechheim wird im heutigen Kalkum bereits zur Zeit der Franken erwähnt, allerdings ist unklar, was dieser Name bedeutet.

 ?? RP-FOTO: BRAB ?? Der Kaiserswer­ther Menhir steht am Zeppenheim­er Weg.
RP-FOTO: BRAB Der Kaiserswer­ther Menhir steht am Zeppenheim­er Weg.

Newspapers in German

Newspapers from Germany