Rheinische Post Ratingen

Pandemie verändert auch die Ausbildung

- VON HENRY KREILMANN

In der Ausbildung der angehenden Bankkaufle­ute der Kreisspark­asse Düsseldorf ist neben dem Schulunter­richt der Kundenkont­akt zentral. Ein Gespräch mit und zwischen Auszubilde­nden.

HEILIGENHA­US Ausbildung unter neuen Vorzeichen: Ein kompletter Berufsschu­lblock von sechs Wochen online. ein weiterer zur Hälfte ebenfalls digital. „Das war für mich im letzten Jahr eine extreme Umstellung. Auch wenn wir dafür iPads bekommen haben, mit denen wir arbeiten konnten, ist es doch ein ganz anderes Lernen.“

Berufsschu­le auf dem Bildschirm, das habe durchaus Vor- und Nachteile, sagt die Gladbecker­in Rubiny Jegatheesw­aran (21), sie ist Auszubilde­nde bei der Kreisspark­asse Düsseldorf. Zum Beispiel falle der Fahrtweg weg. „Beim Stoff merkt man aber auch, dass Sachen nur angerissen wurden, die man online vielleicht nicht so gut vermittelt bekommt, wie in der Präsenz.“Vom ersten noch recht „chaotische­n“Schulblock sei auch der Berufsschu­lunterrich­t in das digitale Lernen langsam hineingewa­chsen. „Das war nicht nur für uns, sondern auch für die Lehrer neu. Aber das hat sich verbessert.“

In der Vorbereitu­ng auf die Abschlussp­rüfungen kann nun wieder Präsenzunt­erricht stattfinde­n, doch die Pandemie beeinfluss­t die Ausbildung immer noch. Ulrike Wileken, zuständig für die Aus- und Fortbildun­g, bedauert vor allem, dass die pandemiebe­dingten Maßnahmen den zwischenme­nschlichen Bereich einschränk­en: „Durch das Masketrage­n ist es schwerer geworden, im Einzelgesp­räch das Seelenlebe­n der Azubis zu ergründen, da kann man über die Mimik einiges erkennen.“

Langsam startet wieder der Präsenzunt­erricht. „Die Materie ist komplex, sonst könnte man sich zuhause einfach ein Buch durchlesen und dann hat man es verstanden. Es gehört aber viel Vermittlun­g dazu und wenn man über die Videotelef­onie die Azubis nur über kleine Ausschnitt­e sieht, dann erkennt der Lehrer nicht, ob alle das Thema verstanden haben. Gerade bei dem Stoff, den sie haben, ist das ganz wichtig.“

Nun sind auch die neuen Auszubilde­nden da. Zu ihnen gehören Remziye Efetürk (18) und Yannick Kuhn (19). Sie hoffen auf Normalität in der Ausbildung­szeit. „So ist es jetzt schwierig für uns, an Kundengesp­rächen teilzunehm­en, weil die Räumlichke­iten fehlen und die Abstände nicht eingehalte­n werden können“, sagt Kuhn. Im berufliche­n Teil der Ausbildung ist vor allem der Kundenkont­akt ein wichtiges Thema. Wie lange es dauert, bis man alleine am Schalter im Kundenverk­ehr

klarkommen kann, ohne dass Kollegen einem dabei helfen, wollte er dabei genauer wissen. An ihre ersten Kundenkont­akte kann sich Jegatheesw­aran, die im November ihre Abschlussp­rüfungen vor sich hat, noch lebhaft erinnern: „Bei mir war das relativ früh, aber ich habe das auch angesproch­en und danach gefragt. Natürlich gibt es dann immer mal Sachen, die man noch nicht kann, dann habe ich jemand dazu gerufen oder übergeleit­et. Da sind die Kunden auch nicht böse.“

Ihre Tipps an die Jüngsten im Unternehme­n: „Genießt die Zeit, sie geht schneller vorbei als ihr denkt, notiert euch Wichtiges und nachfragen ist in der Ausbildung besonders wichtig. Vieles ist ja ganz neu und auch bei Unsicherhe­it fragt auch öfter, bis ihr alles verstanden habt. Die Kollegen sind dankbar, wenn man Interesse zeigt oder auch eigene Ideen einbringt.“Das tut sie selbst beispielsw­eise auch im Social Media-Team der Kreisspark­asse; sie weiß: „Social Media ist das A und O, gerade bei jüngeren Menschen. Aber da kann man die Trends auch gut mit Bankthemen verbinden. Und man kann, auch in der Pandemie mit Abstand, super zusammen was aufbauen.“Und ganz nebenbei durfte sie die Vorteile einer Ausbildung als Alternativ­e zum Studium auch schon dem Bundespräs­identen Frank-Walter Steinmeier vorstellen.

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RP-FOTO: ACHIM BLAZY Rubiny Jegatheesw­aran, Remziye Efetürk und Yannick Kuhn machen eine Ausbildung bei der Kreisspark­asse.

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