Polizeiwache im Container
In der Eifelgemeinde Schleiden arbeiten knapp 40 Polizisten in einer provisorischen Wache. Die Flut hatte das Hauptgebäude verwüstet. Ein Ortsbesuch.
Es ist kurz vor halb zehn am Mittwochmorgen, als zwei ihrer Kollegen vom Streifendienst zu Natascha Barb ins Zimmer kommen. Zu welchem Einsatz sie als Nächstes fahren sollen, wollen die beiden Polizisten von ihr wissen. „Ins Höllental, da ist offenbar ein Fahrzeug gegen eine Mauer gefahren. Schaut euch das mal an“, sagt Barb. Dann kommt schon der nächste Kollege rein; er braucht den Schlüssel fürs Arsenal. „Wie Sie sehen, ist eigentlich alles so wie immer“, sagt Barb augenzwinkernd.
Seit dem Wochenende sind Barb und ihre Kollegen der Polizei in Schleiden (Kreis Euskirchen) in Containern untergebracht; das Jahrtausendhochwasser hatte Mitte Juli die alte Wache schwer verwüstet. Die Keller waren bis zur Decke vollgelaufen, das Wasser stand bis ins Erdgeschoss. Wichtige technische Polizei-Anlagen, die im Keller untergebracht waren, wurden zerstört. „Die Wassermassen kamen den Hang herunter und überfluteten das Gebäude. Es entstand ein See“, sagt Wachleiter Thorsten Köpp.
Bis das alte Gebäude wieder einsatzfähig ist, kann es noch Monate dauern. Solange müssen 37 Polizisten und zwei Regierungsbeschäftigte in der Container-Wache Dienst verrichten; 15 weitere Polizisten des Kriminalkommissariats 3 der Wache Schleichen arbeiten von Euskirchen aus; für sie fehlt der Platz in der provisorischen Container-Wache, die im Hof des alten Wachgebäudes aufgebaut worden ist.
Die neue Wache ist zweigeschossig und besteht aus insgesamt 24 Containern; unten befindet sich unter anderem die Anzeigenaufnahme, das Büro des Wachleiters und Schreibräume. Oben sind Umkleiden, Duschen, Toiletten und ein Freizeitraum; eine Außentreppe verbindet Erdgeschoss und erste Etage miteinander. Technisch ist die Container-Wache aufs Wesentliche beschränkt; es gibt zwölf Computer und Drucker; Blutproben können entnommen und digitale Fingerabdrücke genommen werden; eine Online-Identitätsfeststellung ist auch möglich. 2000 Meter Netzwerkkabel wurden verlegt. „Man kann gut arbeiten“, sagt Barb.
NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) spricht von einer pragmatischen Lösung. „Die Polizei muss arbeitsfähig sein. Das ist unsere Pflicht“, betont Reul. Neben der Wache in Schleiden ist auch die Wache in Rheinbach der Flut zum Opfer gefallen; auch dort arbeiten die Polizisten nun in Containern.
Der westlich von Bonn in der Eifel gelegene Kreis Euskirchen wurde mit seinen vielen kleinen Flüssen vom Hochwasser an manchen Orten wie Schleiden schwer verwüstet.
Mehrere Menschen starben. Wassereinbrüche und Erdverschiebungen führten dazu, dass die Kreisleitstelle nicht mehr erreichbar war. In Schleiden enstand ein hoher Millionenschaden. Natascha Barb hatte in der Flutnacht keinen Dienst. „Als das Wasser kam, war ich mit meiner Mutter im Haus. Wir haben noch einen Nachbarn, der im Rollstuhl sitzt, retten können“, sagt sie.
Trotz der widrigen Umstände konnte die Polizei in den Wochen nach der Flutkatastrophe den Wachbetrieb aufrechterhalten. „Es ist sehr wichtig, dass die Polizei hier im Schleidener Tal bleibt und auch nach der Flut die ganze Zeit über Präsenz gezeigt hat und sichtbar war“, sagt Euskirchens Landrat Markus Ramers (SPD).
Am Mittwochmorgen kommt eine ältere Frau zu Natascha Barb in den Container; sie hat ein paar Fragen, die mit der Flut zu tun haben. Zur provisorischen Wache verliert sie kein Wort. „Sehen Sie, auch für die Bürger ist alles so wie immer“, sagt Barb.