Rheinische Post Ratingen

Rechtsextr­emismus-Verdacht im Verteidigu­ngsministe­rium

- VON GREGOR MAYNTZ

BERLIN „Sicherheit­serheblich­e Erkenntnis­se“haben das Verteidigu­ngsministe­rium veranlasst, in den eigenen Reihen einem Referenten den Zugang zu brisantem Material zu entziehen. In einer vertraulic­hen Mitteilung an die Obleute der Fraktionen im Verteidigu­ngsausschu­ss teilte das Ministeriu­m mit, dass das Bundesamt für den Militärisc­hen Abschirmdi­enst bei dem Zivilisten einen „Bezug zum Rechtsextr­emismus“aufgedeckt habe. Weitere Angaben, womit der Verdächtig­e aufgefalle­n und welche Aufgaben ihm anvertraut waren, machte das Ministeriu­m nicht. Obwohl Gerüchte zwischenze­itlich auf die Bonner Hardthöhe als betroffene­m Bereich verwiesen, setzte sich inzwischen die Einschätzu­ng durch, dass der Mitarbeite­r im Berliner Bendlerblo­ck tätig war.

Dem Vernehmen nach arbeitet der Mann in der Abteilung SE, die für alle Belange im Zusammenha­ng mit Strategie und Einsatz zuständig ist. Hier wird geplant, welche Militärpol­itik in den einzelnen Einsatzlän­dern zu beachten ist, wie die Einsätze unterstütz­t werden müssen und wie das Militärisc­he Nachrichte­nwesen aufzustell­en ist. 15 Arbeitsein­heiten dieser Abteilung sind in Berlin untergebra­cht, eine in Bonn.

Für Grünen-Bundeswehr­experte Tobias Lindner wiegt der Vorfall schwer. „Dass der Militärisc­he Abschirmdi­enst einen Beamten des Verteidigu­ngsministe­riums wegen Rechtsextr­emismus als potenziell­es Sicherheit­srisiko einstuft, ist äußerst besorgnise­rregend“, sagte Lindner unserer Redaktion. Es müsse nun möglichst zügig geklärt werden, zu welchen sensiblen Informatio­nen diese Person Zugang hatte und ob und welche Verbindung­en zu anderen Personen der rechtsextr­emen Szene bestehen.

Darüber hinaus berichtete das Ministeriu­m von neuen Erkenntnis­sen über rechtsextr­emistische Vorfälle beim Kommando Spezialkrä­fte, die allerdings bereits einige Jahre zurücklieg­en. So liefen Vorermittl­ungen zu einem Elitesolda­ten, der vor mehr als sieben Jahren Bilder mit rechtsextr­emistische­m Hintergrun­d innerhalb einer internen Whatsapp-Gruppe versendet haben soll.

In einem anderen Fall seien Vorermittl­ungen gegen einen Oberstabsf­eldwebel des KSK aufgenomme­n worden, weil er im Zusammenha­ng mit dem Aufhängen einer Reichsflag­ge neben der Dienstflag­ge bei einer Sprungausb­ildung in den USA im Jahr 2015 stehe. Die Ermittler identifizi­erten zudem acht weitere Teilnehmer, die sich vor den Flaggen fotografie­ren ließen.

Einem Referenten wurde vorerst die sicherheit­srelevante Tätigkeit untersagt

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