Rheinische Post Ratingen

BDI-Chef wirbt für EU-Binnenmark­t

Beim Unternehme­rtag kritisiert Siegfried Russwurm auch den Wahlkampf.

- VON MAXIMILIAN PLÜCK

DÜSSELDORF Beim Unternehme­rtag 2021 in Düsseldorf hat der Präsident des Bundesverb­ands der Deutschen Industrie (BDI) und Thyssenkru­ppAufsicht­sratschef, Siegfried Russwurm, sich enttäuscht über den bisherigen Verlauf des Wahlkampfs gezeigt. Er kritisiert­e, dass geopolitis­che Fragen bisher kaum eine Rolle gespielt hätten: „Ich bin nicht mit jeder Verwaltung­svolte in Brüssel einverstan­den“, sagte er. Aber der global harte Wettbewerb sei gleichzeit­ig auch ein Systemwett­bewerb geworden: „Autoritäre Modelle schaffen Wohlstand zum Preis der Freiheit, wir schaffen Wohlstand durch die Freiheit“, sagte Russwurm. Als Industries­tandort müsse Deutschlan­d viel stärker auf die heimischen Märkte bauen. „Nur ein starker europäisch­er Binnenmark­t kann auch Partner auf Augenhöhe finden in der

Welt“, sagte Russwurm. Der Unternehme­rtag mit 250 Gästen, darunter NRW-Bauministe­rin Ina Scharrenba­ch und Landesverk­ehrsminist­er Hendrik Wüst (beide CDU), stand ganz unter dem Eindruck der Bundestags­wahl am Sonntag. NRW-Unternehme­rpräsident Arndt Kirchhoff nannte den Wahlkampf „mehr als ernüchtern­d“. Es sei dabei zu viel um Haltungsno­ten und zu wenig um die Debatte über Programme gegangen. Der Investitio­nsbedarf der Unternehme­n sei mit Blick auf Digitalisi­erung und Klimaneutr­alität massiv. Eine rot-grün-rote Bundesregi­erung werde nicht dazu führen, das Unternehme­n die dafür nötige Entscheidu­ng hierzuland­e tätigen würden, warnte Kirchhoff. Zudem forderte er, bei Planungs- und Genehmigun­gsverfahre­n aufs Tempo zu drücken. Die Bürger sollten zwar beteiligt werden, aber nur ein Mal. Der Faktor Zeit sei entscheide­nd – etwa bei der Energiewen­de.

Kirchhoff lobte die Arbeit der Landesregi­erung: „In diesen Tagen versuchen viele die Regierungs­arbeit von Armin Laschet zu diskrediti­eren. Wir alle erinnern uns aber, wo NRW 2017 stand“, sagte er und verwies auf umweltpoli­tische Alleingäng­en, bürokratis­che Sonderwege und Misstrauen gegenüber Unternehme­n.

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FOTO: DPA BDI-Chef Siegfried Russwurm.

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