Gerüchte um Woelki und nahende Papst-Entscheidung
Auf der Bischofsversammlung in Fulda kursieren Falschmeldungen, der Kölner Erzbischof sei abgereist und Bischof Felix Genn nach Rom geflogen.
FULDA Die Gerüchteküche um die Papst-Entscheidung zu Kardinal Rainer Maria Woelki brodelt, und ganz besonders hochtemperiert derzeit in Fulda auf der Vollversammlung der deutschen Bischöfe. Um Abkühlung war Matthias Kopp bemüht, der Sprecher der Deutschen Bischofskonferenz (DBK). Demnach sei der Kölner Erzbischof nicht etwa abgereist, sondern nehme „leibhaftig“an der Vollversammlung teil, auch werde er am Donnerstag in Fulda die Predigt des Morgengottesdienstes halten. Auch sei nichts dran an den Gerüchten, der Münsteraner Bischof Felix Genn wie auch der Augsburger Bischof Bertram Meier seien kurzfristig nach Rom gereist. Man wisse, so Kopp, „100-prozentig nichts Neues“zum Erzbistum Köln.
Mit einem Studientag zum Synodalen Weg sowie zum Verhältnis von Kirche und Judentum und dem gemeinsamen Kampf gegen Antisemitismus
versucht die DBK, weitgehend Normalität zu wahren. Doch die noch immer offene Frage, wie es in Köln nicht nur mit Kardinal Woelki weitergeht, sondern auch mit den beurlaubten Weihbischöfen Ansgar Puff und Dominikus Schwaderlapp, belastet das Umfeld der Versammlung.
Etwas distanzierter von Aufgeregtheiten des Tages hatte am Morgen Kardinal Reinhard Marx im Gottesdienst gepredigt, dass die Religion aus dieser Welt nicht verschwinden werde. Sie verändere sich zwar, auch könnte sie neue Formen annehmen – aber verschwinden? „Das würde wohl kaum jemand behaupten“, so Marx. Einen Tag zuvor hatte der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Georg Bätzing, an gleicher Stelle seine versammelten Amtsbrüder zur Umkehr aufgerufen und an sie appelliert, den vielen Fragen, die an die Kirche gestellt werden, mit neuem Denken zu begegnen.
Diese Botschaft, die auch mit dem Blick auf die große Synodalversammlung
in der kommenden Woche an die Bischöfe gerichtet war, hat zum Auftakt der dreitägigen Beratungen für beträchtliche Aufmerksamkeit und Diskussionen gesorgt. Eine Fortsetzung dieser kritischen Einlassung gab es mit Kardinal Marx jetzt nicht, der Bätzings Vorgänger im Amt des DBK-Vorsitzenden war und noch vor wenigen Wochen Papst Franziskus selbst seinen Rücktritt angeboten hatte.
Marx blickte in Fulda vielmehr auf die Zukunft von Glauben und Religion und auf die Gefahr, dass die Religion insgesamt fundamentalistischer werde oder sich in neuen Gruppen formieren könne. Natürlich müsse sich die Kirche dem stellen, „was uns die Tagesordnung der Welt auf die Liste setzt“, so Marx. Doch das Wesentliche, was die katholische Kirche bewege, sei der Kult, der Gottesdienst. Solange gebetet werde, bleibe die Kirche ein Stachel im Fleisch der Moderne, wie es Jürgen Habermas formuliert habe. Aber es muss dann auch ein
Gottesdienst sein, der „anschlussfähig ist, der bedeutsam, sinnvoll und vernünftig ist. Der etwas zu sagen hat für alle.“
Die deutschen Bischöfe haben in Fulda unterdessen einen Generationenwechsel eingeleitet. Denn bei der anstehenden Wahl der neuen Kommissionsvorsitzenden kamen etliche jüngere Bischöfe zum Zuge, die sich zudem gegenüber Reformvorschlägen bislang offen zeigten. An der Spitze sogenannter Schlüsselressorts werden künftig Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck (Glaubenskommission) und der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf (Pastoralkommission) stehen, der Fuldaer Bischof Michael Gerber (Kommission für Geistliche Berufe und Kirchliche Dienste) sowie Heiner Wilmer aus Hildesheim (Kommission für gesellschaftliche und soziale Fragen) stehen.
Auch Kardinal Marx bleibt aktiv; er wird sich der Publizistischen Kommission verantwortlich annehmen.