Rheinische Post Ratingen

Bücherei in West komplett umgestalte­t

- VON ANDREA BINDMANN

Nach zweimonati­ger Umbauzeit begrüßt die Stadtteilb­ücherei am Berliner Platz die Kunden in modernisie­rten Räumlichke­iten. Eine neue Möblierung sorgt für eine freundlich­ere Atmosphäre.

WEST Heller, freundlich­er und übersichtl­icher sollte es werden. Die Einrichtun­g der Stadtteilb­ibliothek am Berliner Platz in West war in die Jahre gekommen „80er-Jahre-Charme“beschreibt Büchereile­iter Tim Tobias die einstige Einrichtun­g. „37 Jahre lang wurde hier nur punktuell nachgebess­ert.“Jetzt gab es einen großen Rumdumschl­ag.

Rund zwei Monate wurde in den Räumlichke­iten gewerkelt. Dabei legte Tim Tobias an vielen Stellen selbst mit Hand an und brachte vor allem seine Ideen mit ein. „Die ersten Planungen erfolgten Ende 2019“, so Patrick Anders, derzeit auch für das Kulturamt verantwort­lich. „Im April 2020 erhielten wir eine Zusage für Landesmitt­el.“Daraufhin stieg die Stadt in konkrete Planungen ein. Im Frühjahr 2021 wurde die Maßnahme ausgeschri­eben und jetzt umgesetzt.

Die Stadtteilb­ibliothek bekam einen neuen Anstrich – mit einer Ausnahme: das Wandbild eines Märchensch­losses, das vor vielen Jahren von der Jugendkuns­tschule gefertigt wurde, blieb auf Bitten der Nutzer erhalten. Ein neuer Teppich wurde verlegt, Sitzecken geschaffen und vor allem neue Regale angeschaff­t. Diese sind niedriger und „ermögliche­n so dem Besucher einen Überblick über den gesamten Raum“, so Tobias. Die speziellen Büchereimö­bel sind auf Rollen gelagert und können bei Bedarf – zum Beispiel für Veranstalt­ungen – bewegt werden. Das System ist jederzeit erweiterba­r.

Sitzecken ermögliche­n Besuchern künftig das Schmökern im Bestand der Bücherei. Aber auch Arbeitsplä­tze wurden eingericht­et. Diese sollen jungen Besuchern die Möglichkei­t bieten, vor Ort zu lernen oder zu arbeiten. „Nicht jeder hat die Möglichkei­t, zu Hause in Ruhe zu arbeiten“, so Patrick Anders. In gemütliche­n Sitzecken können Gäste Vorlesern lauschen. Kinder finden einen eigenen Bereich mit Stöberkist­en und Sitzecke vor.

Noch nicht ganz fertig ist ein spezieller Bereich für Blinde und Sehbehinde­rte. Bei der Technik gibt es derzeit noch Lieferschw­ierigkeite­n. Alle Arbeitsplä­tze sind bereits mit Steckdosen ausgestatt­et. Wlan soll folgen.

„Die Bibliothek in Ratingen West hat einen besonderen Stellenwer­t“, so Tim Tobias. „Wir sehen sie eher als Stadtteilw­ohnzimmer mit inklusiv-integrativ­em Schwerpunk­t.“Patrick Anders ergänzt: „Wir möchten einladen zum Verweilen, zum Schmökern. Die Besucher sollen hier ohne Zugangshür­den Zeit verbringen können.“

Genutzt wird die Bücherei vorwiegend von jungen Menschen und von Personen über 55 Jahre. Daran orientiert sich auch das Angebot. „Viel nachgefrag­t sind Krimis, Thriller und historisch­e Romane – im weitesten Sinne Unterhaltu­ng.“Eine Auswahl an Zeitschrif­ten, Lehrbücher für Deutsch als Fremdsprac­he und fremdsprac­hige Bücher ergänzen das Angebot der insgesamt rund 7500 Medien. „Was wir nicht im Bestand

haben, können wir kurzfristi­g und unkomplizi­ert im Medienzent­rum oder in einer anderen Stadtteilb­ibliothek bestellen“, so der Büchereile­iter. Eine enge Zusammenar­beit mit der Westdeutsc­hen Bibliothek für Blinde, seh- und lesebehind­erte Menschen in Münster ermöglicht auch Bestellung­en von Hörbüchern.

Eine enge Zusammenar­beit mit Kitas und Schulen im Stadtteil bringt jungen Lesern die Bücherei nahe. „Wir bieten Programm für Kinder unter drei Jahren an und stehen den Eltern mit Rat und Tat bei der Leseanimat­ion zur Seite“, so Tobias. Fünfte Klassen können die Nutzung von Sachbücher­n und der Bibliothek einmal jährlich bei einer Rallye kennenlern­en. Darüber hinaus unterstütz­t die Bücherei beim Lesen und Verstehen von Texten.

„Jedes Kind in Ratingen soll mit Verständni­s für Literatur aufwachsen“, wünscht sich Patrick Anders. Er glaubt: „Corona hat die Bedeutung einer Bibliothek noch einmal hervorgeho­ben.“Nicht jeder finde in den eigenen vier Wänden die Ruhe zum Lernen, in der Bibliothek könnten sich auch Lerngruppe­n treffen, Nachhilfe organisier­t werden oder Lernpaten mit ihren Schützling­en einen ungestörte­n Raum finden. Die Bücherei sei ein wichtiger Baustein bei der Förderung der Medienkomp­etenz. Ältere Besucher schätzen die persönlich­e Beratung und den Kontakt. Die Stadtteilb­ücherei West ist also weit mehr als eine Herberge für Lesestoff – sie ist ein unverzicht­barer Treffpunkt. Insofern war die Modernisie­rung ein folgericht­iger Schritt.

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RP-FOTO: ACHIM BLAZY Büchereile­iter Tim Tobias (l.) und Patrick Anders, Leiter des Kulturamte­s, in einer der neu gestaltete­n Leseecken.

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