Ein Insider spricht von Chaos im Gesundheitsamt
Keine Einarbeitung, hoher Krankenstand, schlechte Organisation: Ein(e) Insider(in) berichtet von angeblich unhaltbaren Zuständen bei der CoronaKontakverfolgung im Kreisgesundheitsamt Mettmann. Der Kreis weist diese Fundamentalkritik zurück, räumt aber Probleme ein, die inzwischen behoben seien.
KREIS METTMANN Die Vorwürfe, die der/die „Whistle-Blower/in“erhebt, wiegen schwer. Neue Mitarbeiter bei der Kontaktverfolgung würden „wenig bis gar nicht geschult“: „Dementsprechend passieren viele Fehler, Quarantänezeiten werden falsch berechnet. Es werden Personen unter Quarantäne gestellt, ohne rechtliche Handhabe.“Viele Mitarbeiter hielten dem Druck nicht stand, meldeten sich krank oder erschienen nicht mehr zum Dienst. Bis den Vorgesetzten etwas auffiel, vergingen Tage oder sogar Wochen. Kommunikation zwischen den vielen Teams, die häufig neu zusammengewürfelt worden seien, finde nicht statt. Neue Regeländerungen würden per „Flurfunk“kommuniziert. Die neue Amtsleiterin sei „heillos überfordert“. Andere Städte und Kreise bekämen die Organisation deutlich besser in den Griff.
Es gehe ihm/ihr nicht darum, das Kreisgesundheitsamt in der Öffentlichkeit schlecht zu machen, betont der/die Insider/in, sondern die Situation zu verbessern. „Im Kreisgesundheitsamt arbeiten viele gute Leute, die unter den Bedingungen leiden.“
Auch bei der RP hatten sich immer wieder Bürger mit Kritik an der Arbeit des Kreisgesundheitsamtes gemeldet. Betroffene bemängelten, dass teilweise bis zu zwölf Tage vergingen, bis sie die Quarantäneverfügung erhalten hätten. Wer nicht wusste, dass er mit einem positiv getesteten Menschen Kontakt hatte und sich daher eigentlich in Quarantäne begeben musste, lief bis zur Zustellung der Quarantäneverfügung unwissentlich als potentieller Überträger durch die Welt.
Während Anfang Januar bis zu 240 Menschen in der Corona-Abteilung des Gesundheitsamtes gearbeitet ein Informationspaket. Liegt keine E-Mail-Adresse vor, wird diese telefonisch beim Betroffenen erfragt“, so Hitzemann.
Das per Mail übersandte Informationspaket enthalte Erläuterungen zur Quarantäne, ein Selbstmeldeformular sowie die Aufforderung zur Selbstauskunft binnen 24 Stunden. haben, waren es Anfang September noch 45 – bei bis zu 150 neuen Corona-Fällen pro Tag. Die Mitarbeiter konnten die Masse an Nachverfolgungen nicht mehr zeitnah bearbeiten, was zu öffentlicher Kritik führte.
Inzwischen arbeiten bei der Kontaktverfolgung im Kreisgesundheitsamt wieder 134 Mitarbeiter auf 123 Vollzeitstellen, sagt Kreissprecherin Daniela Hitzemann. 37 weitere Vollzeitststellen sollten in den nächsten Wochen von extern eingestellt werden. Schulungen erfolgten grundsätzlich zweimal im Monat von den jeweiligen Sachgebietsleitern, Teamleitern und/oder Bezirkskoordinatoren. „Im Bedarfsfall werden bei Neueinstellungen oder Prozessveränderungen etc. zusätzliche Schulungen durchgeführt.“
Der Krankenstand bei den Mitarbeitern der Kontaktverfolgung sei „nicht höher als der in der übrigen Verwaltung“. Tägliche Dienstbesprechungen, digital abrufbare Informationen auf der eigenen Plattform und Informationsmails stellten den Informationsfluss sicher.
„Wir haben öfter und länger Schwierigkeiten gehabt“, räumt die Kreissprecherin ein: „Gerade bei steigenden Fallzahlen wird das Personal wieder der Lage angepasst. Wir haben aber immer nachgesteuert.“Inzwischen seien die Abläufe im Kreisgesundheitsamt „weitgehend digitalisiert“, betont Daniela Hitzemann. „Auch in der Kontaktnachverfolgung. Betroffene werden per E-Mail betreut und bekommen entsprechende Links zugeschickt.“Das per Mail übersandte Informationspaket enthalte Erläuterungen zur Quarantäne, ein Selbstmeldeformular sowie die Aufforderung zur Selbstauskunft binnen 24 Stunden. Die von der infizierten Person angegebenen engen Kontaktpersonen außerhalb des eigenen Haushalts erhalten dann unter Umständen eine Quarantäneverfügung vom städtischen Ordnungsamt.
Das Kreisgesundheitsamt habe sich „organisatorisch (an die sich ständig verändernde PandemieLage) angepasst, auch beim Personal“: „Im Moment gibt es noch Rückstände. Wir haben Aussicht, dass sie binnen einer Woche abgearbeitet sind.“Treibende Kraft der Veränderung sei die Leiterin des Gesundheitsamtes. Von einer „Überforderung“ihrer Person könne keine Rede sein. Hitzemann: „Die Corona-Pandemie fordert das ganze Haus.“