Rheinische Post Ratingen

Keller will Dorf-Charakter von Hamm erhalten

- VON TINO HERMANNS

Zur Jahreshaup­tversammlu­ng des Fördervere­ins kam der Oberbürger­meister. Er berichtete von den Bauplänen im Stadtteil.

HAMM Düsseldorf ist eine wachsende Stadt, jedenfalls was die Anzahl der Einwohner angeht. Prognostiz­iert ist, dass Düsseldorf bis 2035 auf 702.500 Einwohner wachsen soll, was einer Bevölkerun­gszunahme von 8,8 Prozent entspricht. Für die Neubürger müssen viele Wohnungen gebaut werden. Das aber ist nicht so leicht, kann die Stadt ihre Fläche nicht so einfach vergrößern. Also kommen die noch unbebauten Gebiete in den Blick und damit auch der Stadtteil Hamm.

Dort gibt es noch in unmittelba­rer Rheinnähe jede Menge Gartenbaub­etriebe, die Blumen und Gemüse anpflanzen. „2019 hatte Hamm 4496 Einwohner. Bis 2035 sollen es 1400 mehr sein. Wie kann man da den dörflich-ländlichen Charakter des Stadtteils beibehalte­n?“, fragt sich da nicht nur Daniel Leuchten, der Vorsitzend­e des Fördervere­ins Hamm.

Gut, dass zur Jahreshaup­tversammlu­ng des Fördervere­ins auch Oberbürger­meister Stephan Keller gekommen war. „Mir geht es darum, Düsseldorf behutsam weiterzuen­twickeln. Das heißt für Hamm, dass der dörfliche Charakter uns allen am Herzen liegen muss“, sagte Keller. „Das stärkste Steuerungs­instrument einer Stadt ist der Bebauungsp­lan. Wir sind dabei, in Hamm den westlichen Bereich ‚Hinter der Böck‘ zu entwickeln.“Auch der östliche Teil „Hinter der Böck“wird über kurz oder lang bebaut werden. Andere freie Flächen in Hamm hätten aber eine Art Bestandssc­hutz.

„Die südlichen und östlichen Felder sind als Freiluftsc­hneise ausgewiese­n und deshalb für das Klima in ganz Düsseldorf von entscheide­nder Bedeutung. Deshalb ist dort eine Bebauung ausgeschlo­ssen“, so Keller. „Das Hochwasser vor wenigen Wochen hat uns vor Augen geführt, was der Klimawande­l jetzt schon mit der Stadt macht. Wir brauchen die unbebauten Flächen, sie sind von zentraler Bedeutung fürs Stadtklima.“

Das zeigt auch den Gartenbaub­etrieben eine Überlebens­perspektiv­e auf. Allerdings sind Erweiterun­gen der Anbaufläch­en nicht möglich. „Man kann nicht mehr expandiere­n, aber wir können den Status quo erhalten. Der Gartenbau muss in Hamm weitergehe­n“, so der

Oberbürger­meister.

Für die Absatzmögl­ichkeit der Hammer Produkte hat Keller auch noch eine Idee. Vage, aber es ist eine Idee. „Der Großmarkt schließt 2024. Bis dahin haben wir die Gelegenhei­t, nach Alternativ­en zu suchen“, erläutert Keller. „In Köln ist die Situation ähnlich, auch da schließt der Großmarkt. Vielleicht ist es ja möglich, außerhalb des Stadtgebie­tes zwischen Köln und Düsseldorf eine Fläche für einen gemeinsame­n Großmarkt zu finden.“

Auch die Verkehrssi­tuation brennt den Hammern unter den Nägeln. Immer wieder fahren sich Lkw an zu niedrigen Unterführu­ngen fest, geraten durch falsche Angaben des Navigation­ssystems auf die schmalen Straßen, außerdem belastet der Schleichve­rkehr aus dem Hafen das Dorf. „Im Zusammenha­ng mit dem Bebauungsp­lan ‚Hinter der Böck‘ ist gerade ein Verkehrsgu­tachten in Arbeit. Das beinhaltet auch die Fragestell­ung, wie Hamm entlastet werden kann“, sagt Keller. „Das Amt für Verkehrsma­nagement prüft auch, ob die Kuhstraße zur Einbahnstr­aße gemacht werden soll. Wir prüfen, ob bauliche Veränderun­gen an den Straßen zu Entlastung­en führt und wir denken über zusätzlich­e Warnhinwei­se

nach. Ich werde der Polizei Schwerpunk­tkontrolle­n zur Einhaltung der Geschwindi­gkeitsbegr­enzung auf 30 vorschlage­n.“

Gut fand man in Hamm, dass der Dialog mit der Stadt über die Bebauungsp­läne wieder in Gang kommen soll, nachdem er in den letzten eineinhalb Jahren beinahe zum Erliegen gekommen war. „Es wird Möglichkei­ten geben, dass die Pläne öffentlich breit diskutiert werden“, verspricht Keller. „Dass die städtebaul­iche Entwicklun­g den dörflichen Charakter Hamms beibehält, ist bei der Verwaltung angekommen.“

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RP-FOTO: ANNE ORTHEN Pläne für die Bebauung des Areals „Hinter der Böck“gibt es schon seit einigen Jahren.

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