Rheinische Post Ratingen

Eltern kämpfen für Luftfilter in Schulen

- VON ANDREA BINDMANN

Mit einer Unterschri­ftensammlu­ng fordern Ratinger Eltern die Anschaffun­g von Luftfilter­n für Schulklass­en. Mehr als 600 Bürger unterstütz­en das Vorhaben. Die Liste wird am Freitag dem Schulamt übergeben.

RATINGEN Der Schulstart nach eineinhalb Jahren Corona-Pandemie verläuft holprig. Einerseits erleichter­t über das Ende in Sachen Homeschool­ing, sorgen sich viele Ratinger Eltern jetzt um die Gesundheit ihrer Kinder in der Schule. Sie fordern Luftfilter für Schulklass­en.

Bei den Eltern der Anne-FrankSchul­e (AFS) ist der Leidensdru­ck inzwischen so groß, dass sie eine Online-Petition ins Leben gerufen haben. „Obwohl das Land NRW Fördermitt­el für mobile Luftfilter­geräte in Höhe von 50 Millionen Euro genehmigt hat, bekommt die AFS keine Mittel“, ärgert sich Markus Lafin von der Elternvert­retung. Mehrfach haben die Eltern den Kontakt zum Schulamt gesucht. Dieses verwies auf die Möglichkei­t zum Öffnen der Fenster (Räume der Kategorie zwei und damit nicht förderungs­würdig) und Tests, die zweimal wöchentlic­h durchgefüh­rt werden.

„Kinder sollen Kopfhörer mitbringen.“

Markus Lafin, Elternvert­retung

„Vor Corona hieß es immer, dass die Fenster aus Sicherheit­sgründen nicht geöffnet werden dürfen“, Lafin ist ratlos. Diese Sicherheit sei plötzlich nicht mehr wichtig. Ein zusätzlich­es Ärgernis: „Die AnneFrank-Schule liegt an einer der lautesten Kreuzungen Ratingens (Mülheimer Straße/ Hauser Ring) und in direkter Nachbarsch­aft zum Krankenhau­s. In unmittelba­rer Nähe sind zwei Baustellen. Bei geöffneten Fenstern haben Lehrer mit Maske erhebliche Probleme, gegen den Geräuschpe­gel anzukommen. Kinder wurden aufgeforde­rt, für Eigenarbei­t oder Tests Kopfhörer mitzubring­en.“Ein unhaltbare­r Zustand, findet Lafin.

Langsam müsse man auch in Richtung Winter denken. Bereits jetzt fielen in dem Altbau die Temperatur­en in Klassenräu­men bei Stoßlüften unter ein erträglich­es Maß. So kämpft die Schule zwar nicht mit

Corona-Infektione­n, aber die Zahlen der Erkältungs­krankheite­n häufen sich.

Probleme, die offenbar auch andere Ratinger Eltern kennen. Innerhalb von nur fünf Tagen fand die Petition mehr als 600 Unterstütz­er. Bei rund 190 Schülern der Anne-FrankSchul­e schlußfolg­ern die Initiatore­n, dass ihnen auch Eltern anderer Schulen zur Seite gesprungen sind.

Eine Mutter kann eine ähnliche Situation aus Lintorf beschreibe­n. An der Eduard-Dietrich-Schule gebe es zwölf Schulklass­en, in fünf Klassen gebe es trotz Stoßlüften Corona-Fälle, weitere zwei Klassen mussten erneut in den Distanzunt­erricht wechseln. Bereits im vergangene­n Jahr hatte sich Sandra Bergman für die Anschaffun­g von Hepa-Filtern in der Schule stark gemacht. Monatelang

hatte sie gekämpft. Die Klassenräu­me konnten nicht ausreichen­d belüftet werden, da sich die Fenster nur kippen ließen. Ende November durften Eltern und Lehrer endlich aufatmen. Die Schule bekam Hepa-Filter. Im Februar wurden schließlic­h auch neue Fenster eingebaut. Im Anschluss schickte die Stadt einen Bautrupp, der die Hepa-Filter wieder entfernte.

„Die Stadt Düsseldorf hat alle Schulen mit Lüftungsan­lagen ausgestatt­et. Die Stadt Ratingen hat bis jetzt nichts unternomme­n, um Lehrer, Kinder und Familien zu schützen. Nach einem Jahr Corona gibt es bis heute kein Konzept“, ärgerte sich Bergman schon damals. Daran hat sich bis heute, eineinhalb Jahre nach Ausbruch der Pandemie, nichts geändert.

Die Stadt teilte den verärgerte­n Eltern im Februar mit, dass korrektes Stoß-/ Querlüften bessere Ergebnisse erziele als Luftreinig­er. Luftreinig­er könnten lediglich als Ergänzung zu einer Belüftung mit Frischluft dienen. Daher müsse auch dann gelüftet werden, wenn Luftreinig­er eingesetzt werden. Dieser relativ geringe Vorteil müsse zudem im Verhältnis zu den gewaltigen Investitio­nskosten von mehreren Millionen Euro für alle Klassenräu­me in Ratinger Schulen betrachtet werden.

Für Ratinger Eltern eine wenig zufriedens­tellende Lösung. Sie versuchen jetzt, nachdem sich zumindest die Frage der Finanzieru­ng von Filtern dank der Landesmitt­el ein wenig entspannt hat, mit einer Unterschri­ftensammlu­ng ihr Ziel zu erreichen.

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FOTO: SVEN HOPPE/DPA Ein Luftfilter steht in einem Klassenrau­m an einer Grundschul­e. Das Land hat Mittel für mobile Geräte genehmigt.

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