Eltern kämpfen für Luftfilter in Schulen
Mit einer Unterschriftensammlung fordern Ratinger Eltern die Anschaffung von Luftfiltern für Schulklassen. Mehr als 600 Bürger unterstützen das Vorhaben. Die Liste wird am Freitag dem Schulamt übergeben.
RATINGEN Der Schulstart nach eineinhalb Jahren Corona-Pandemie verläuft holprig. Einerseits erleichtert über das Ende in Sachen Homeschooling, sorgen sich viele Ratinger Eltern jetzt um die Gesundheit ihrer Kinder in der Schule. Sie fordern Luftfilter für Schulklassen.
Bei den Eltern der Anne-FrankSchule (AFS) ist der Leidensdruck inzwischen so groß, dass sie eine Online-Petition ins Leben gerufen haben. „Obwohl das Land NRW Fördermittel für mobile Luftfiltergeräte in Höhe von 50 Millionen Euro genehmigt hat, bekommt die AFS keine Mittel“, ärgert sich Markus Lafin von der Elternvertretung. Mehrfach haben die Eltern den Kontakt zum Schulamt gesucht. Dieses verwies auf die Möglichkeit zum Öffnen der Fenster (Räume der Kategorie zwei und damit nicht förderungswürdig) und Tests, die zweimal wöchentlich durchgeführt werden.
„Kinder sollen Kopfhörer mitbringen.“
Markus Lafin, Elternvertretung
„Vor Corona hieß es immer, dass die Fenster aus Sicherheitsgründen nicht geöffnet werden dürfen“, Lafin ist ratlos. Diese Sicherheit sei plötzlich nicht mehr wichtig. Ein zusätzliches Ärgernis: „Die AnneFrank-Schule liegt an einer der lautesten Kreuzungen Ratingens (Mülheimer Straße/ Hauser Ring) und in direkter Nachbarschaft zum Krankenhaus. In unmittelbarer Nähe sind zwei Baustellen. Bei geöffneten Fenstern haben Lehrer mit Maske erhebliche Probleme, gegen den Geräuschpegel anzukommen. Kinder wurden aufgefordert, für Eigenarbeit oder Tests Kopfhörer mitzubringen.“Ein unhaltbarer Zustand, findet Lafin.
Langsam müsse man auch in Richtung Winter denken. Bereits jetzt fielen in dem Altbau die Temperaturen in Klassenräumen bei Stoßlüften unter ein erträgliches Maß. So kämpft die Schule zwar nicht mit
Corona-Infektionen, aber die Zahlen der Erkältungskrankheiten häufen sich.
Probleme, die offenbar auch andere Ratinger Eltern kennen. Innerhalb von nur fünf Tagen fand die Petition mehr als 600 Unterstützer. Bei rund 190 Schülern der Anne-FrankSchule schlußfolgern die Initiatoren, dass ihnen auch Eltern anderer Schulen zur Seite gesprungen sind.
Eine Mutter kann eine ähnliche Situation aus Lintorf beschreiben. An der Eduard-Dietrich-Schule gebe es zwölf Schulklassen, in fünf Klassen gebe es trotz Stoßlüften Corona-Fälle, weitere zwei Klassen mussten erneut in den Distanzunterricht wechseln. Bereits im vergangenen Jahr hatte sich Sandra Bergman für die Anschaffung von Hepa-Filtern in der Schule stark gemacht. Monatelang
hatte sie gekämpft. Die Klassenräume konnten nicht ausreichend belüftet werden, da sich die Fenster nur kippen ließen. Ende November durften Eltern und Lehrer endlich aufatmen. Die Schule bekam Hepa-Filter. Im Februar wurden schließlich auch neue Fenster eingebaut. Im Anschluss schickte die Stadt einen Bautrupp, der die Hepa-Filter wieder entfernte.
„Die Stadt Düsseldorf hat alle Schulen mit Lüftungsanlagen ausgestattet. Die Stadt Ratingen hat bis jetzt nichts unternommen, um Lehrer, Kinder und Familien zu schützen. Nach einem Jahr Corona gibt es bis heute kein Konzept“, ärgerte sich Bergman schon damals. Daran hat sich bis heute, eineinhalb Jahre nach Ausbruch der Pandemie, nichts geändert.
Die Stadt teilte den verärgerten Eltern im Februar mit, dass korrektes Stoß-/ Querlüften bessere Ergebnisse erziele als Luftreiniger. Luftreiniger könnten lediglich als Ergänzung zu einer Belüftung mit Frischluft dienen. Daher müsse auch dann gelüftet werden, wenn Luftreiniger eingesetzt werden. Dieser relativ geringe Vorteil müsse zudem im Verhältnis zu den gewaltigen Investitionskosten von mehreren Millionen Euro für alle Klassenräume in Ratinger Schulen betrachtet werden.
Für Ratinger Eltern eine wenig zufriedenstellende Lösung. Sie versuchen jetzt, nachdem sich zumindest die Frage der Finanzierung von Filtern dank der Landesmittel ein wenig entspannt hat, mit einer Unterschriftensammlung ihr Ziel zu erreichen.