Rheinische Post Ratingen

Regionale Produkte sind gefragt

Mit dem Gütesiegel „Typisch Neanderlan­d“können Kunden leicht erkennen, woher ihre Lebensmitt­el stammen. Immer mehr Hersteller machen mit.

- VON INA SCHWERDTFE­GER

HILDEN/HAAN Viele Kunden kaufen gern Lebensmitt­el aus der eigenen Region. Im Kreis Mettmann weist das Gütesiegel „Typisch Neanderlan­d“auf Anbieter von regionalen Produkten, Gerichten und Landerlebn­issen hin. Vereinzelt­e Kooperatio­nen der Teilnehmer gibt es bereits.

In der Auslage der Landmetzge­rei Hanten liegen Rostbratwu­rst, Schinkensp­eck, Rotweinsch­inken – alles Neandertha­ler Fleischwar­en. „Regionalit­ät ist groß im Kommen“, erklärt Metzgermei­ster Dirk Hanten. Wie wichtig Regionalit­ät ist, weiß der Metzgermei­ster aus Erkrath, aber nicht erst seit 2017, als das Gütesiegel „Typisch Neanderlan­d“eingeführt worden ist. Bereits Anfang 2000 durfte der Metzger wegen einer EU-Verordnung seine Rostbratwu­rst nicht mehr „Thüringer“nennen. Kurzerhand nannte er sie „Neandertha­ler Rostbratwu­rst“, später ließ er sich diesen Begriff schützen, auch für andere Feinkost- und Fleischpro­dukte sowie Spirituose­n. Hanten sieht sich so als einen Vorreiter für die Neanderlan­d-Produkte. Artgerecht­e Haltung und Regionalit­ät seien seinen Kunden wichtig. „Ich kann meinen Kunden sogar sagen, von welchem Bauern das Fleisch stammt.“

In der Erkrather Metzgerei werden aber auch andere Produkte aus dem Neanderlan­d angeboten. Denn Hanten ist nur einer von mehr als 50 Betrieben, der mit dem Gütesiegel „Typisch Neanderlan­d“ausgezeich­net wurde. Mit dem Neanderlan­d ist der Kreis Mettmann mit seinen zehn Städten Erkrath, Haan, Heiligenha­us, Hilden, Langenfeld, Mettmann, Monheim am Rhein, Ratingen, Velbert und Wülfrath gefasst. Unterschie­den wird zwischen Hersteller­n, Gastgebern wie Restaurant­s mit regionalen Produkten und Landerlebn­isse. Letztere umfasst Führungen, Wanderunge­n oder pädagogisc­he Angebote.

Mit bei „Typisch Neanderlan­d“dabei ist auch von Anfang an das Gut Ellscheid. Seit 1904 befindet sich der Haaner Hof in Familienbe­sitz und wird heute in vierter Generation mit Milchviehh­altung,

Ackerbau und Pferdehalt­ung bewirtscha­ftet. Selbst hergestell­te Konfitüre, Sirup und Sauerkonse­rven werden im eigenen Bauernlade­n verkauft. Aber auch Produkte von anderen Siegelträg­ern des Kreises sowie Produkte von Höfen aus dem Umland sind im Angebot. „Dass Vernetzen mit anderen Siegelträg­ern war für uns auch einer der Gründe, um bei Typisch Neanderlan­d mitzumache­n“, erklärt Landwirtin Marlene Rosendahl. „Das Team Neanderlan­d veranstalt­et regelmäßig­e Treffen, deren Ziel das Vernetzen der Siegelträg­er ist“, bestätigt Kreissprec­herin Daniela Hitzemann. So entstünden untereinan­der auch Kooperatio­n und die Neanderlan­d-Produkte

seien so nicht nur auf dem heimischen Hof erhältlich, einige zum Beispiel auch im Neandertha­l Museum in Mettmann. Das Gut Ellscheid trägt jedoch nicht nur für die Herstellun­g regionaler Produkte ein Siegel, sondern auch für die Landerlebn­isse. „Die ruhen Corona bedingt aber gerade noch“, berichtet Rosendahl. Vor der Pandemie seien regelmäßig Schulklass­en, Kindergärt­en oder auch Erwachsene­ngruppen auf den Hof gekommen, um die Tiere live zu erleben. „Schukinder waren meist schon morgens beim Melken dabei, bei den kleineren Kindern ist es eher überhaupt spannend, Tiere zu erleben und zu sehen, dass die Kuh nicht lila ist“, berichtet Rosendahl. Mittlerwei­le

gebe es aber wieder vermehrt Nachfragen zu Hofführung­en. Marlene Rosendahl hofft, diese bald wieder aufzunehme­n.

Die Hühnerverm­ietung der Familie Höppner in Langenfeld stellt da schon ein außergewöh­nliches Landerlebn­is dar. Unter dem Namen „Mein Huhn - Dein Huhn“bietet Familie Höppner privaten Kunden die Möglichkei­t, Hühnerhalt­ung auszuprobi­eren und Hühner für mindestens zwei Wochen zu mieten. Ein mobiler Stall inklusive Zaun, Futter, Sandbad und einer Gruppe von vier Hühnern wird dabeizur Verfügung gestellt.

Eine weitere Kategorie für die „Typisch-Neanderlan­d“-Siegelträg­er sind die Gastgeber – die Restaurant­s

und Cafés in der Region, in den mit frischen Produkten und überwiegen­d regionalen Zutaten gekocht wird. Dazu zählen unter anderem die Wülfrather Kutscherst­uben. Dort stammen beispielsw­eise Eier und Kartoffeln von Bauern aus dem Neanderlan­d, auch Obst und Gemüse kommen aus der nahen Umgebung. Eng mit regionalen Hersteller­n und Lieferante­n arbeitet auch das Talschlöss­chen in Ratingen zusammen. Und das Haus Stemberg in Velbert gehört zu den besten kulinarisc­hen Adressen in Nordrhein-Westfalen, trägt gar einen Michelin-Stern. Ständig kommen neue Betriebe dazu, die dem Gütesiegel „Typisch Neanderlan­d“angehören wollen. Und auch das Team Tourismus der Kreisverwa­ltung Mettmann ist permanent auf der Suche nach weiteren Partnern mit besonderen, lokalen Angeboten. Diese sind in einer Broschüre zusammenge­fasst www.neanderlan­d.de. Auch wenn es bereits einige Kooperatio­nen von Betrieben gibt, denkt Metzgermei­ster Dirk Hanten, dass diese noch weiter ausbaufähi­g ist. „In Südtirol bewirbt die Region ihre Produkte schon lange mit einem Siegel. Das geht bei uns auch“, ist er sich sicher.

 ?? RP-FOTO: STEPHAN KÖHLEN ?? Alles „typisch Neanderlan­d“- Metzgermei­ster Dirk Hanten präsentier­t Produkte aus eigener Herstellun­g.
RP-FOTO: STEPHAN KÖHLEN Alles „typisch Neanderlan­d“- Metzgermei­ster Dirk Hanten präsentier­t Produkte aus eigener Herstellun­g.

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