Branche fordert Schulterschluss zwischen Politik und Wirtschaft
Die Bankiers nutzen die Gelegenheit, auch mit der Politik über die Themen zu diskutieren, die sie und ihre Kunden bewegen.
Zu den Gästen beim 15. RP-Forum Privatbanken zählten auch zwei Politikerinnen: Rebekka Müller, Spitzenkandidatin der Partei Volt Deutschland, Parteivorsitzende in Köln. Müller ist Wirtschaftswissenschaftlerin, hat in der Unternehmensberatung, Start-ups, Reisebranche gearbeitet. Und die FDP-Bundestagsabgeordnete Katja Hessel, ehemalige Staatssekretärin und zurzeit Vorsitzende des Finanzausschusses des Deutschen Bundestages. Von Haus aus ist Hessel Rechtsanwältin und Steuerberaterin.
Rebekka Müller stellt ihre noch junge Partei vor. Sie sei paneuropäisch, trete mit einem Grundsatzprogramm in 29 europäischen Ländern an, das in den einzelnen Ländern auf Wahlprogramme heruntergebrochen werde. „Wir brauchen europäische Lösungen, einen echten europäischen Binnenmarkt, Harmonisierung der Unternehmensbesteuerung, europäische Investitionsstrategie in zukunftsfähige Technologien“, fasst sie einige Grundthesen zusammen. Zudem solle man für ein Grünes Banking Anreize setzen: „Nachhaltige Investitionen sind langfristig renditeträchtiger.“
„Eine globale Mindeststeuer von 15 Prozent führt zu einem fairen Steuerwettbewerb, den wir sehr unterstützen“, sagt Katja Hessel. „Allerdings müssen wir in der ersten Säule aufpassen, dass wir hier nicht auf lange Sicht Steuersubstrat verlieren.“In der anschließenden Diskussion greifen die Anlagespezialisten einige Stichworte auf. So betont Dirk Gollits (Baden-Württembergische Bank) zur Forderung nach mehr gemeinsamem Auftreten Europas in der Welt: „Der Ansatz, europäisch zu denken, ist ganz wichtig.“
Dr. Andre Carls (Commerzbank), der per Video zum Forum zugeschaltet ist, betont, dass es kein Kreditgespräch mehr geben werde, das ohne das Thema Nachhaltigkeit auskomme. Eine Unternehmenssteuerreform müsse auf nachhaltige Investments ausgerichtet werden. Generell seien schnelle Genehmigungsverfahren und weniger Regulierung wichtig. Und zum Stichwort Finanz- und Binnenmarkt merkt Carls an: „Ohne ein starkes Europa werden wir nicht vorankommen.“
Steffen Pörner (Bankenverband NRW ) wünscht sich einen engeren Schulterschluss zwischen Politik und Wirtschaft, der Voraussetzung für ein nachhaltiges Wachstum ist. „Die Transformationsfinanzierung von Digitalisierung und Nachhaltigkeit ist eine der größten Herausforderungen, die nur gemeinsam bewältigt werden kann.“Was ihm auf der politischen Agenda fehlt, sind die Themen private Vermögensbildung und Altersvorsorge. „Angesichts der Zinssituation wird man mit Sparen nicht mehr weit kommen, wir müssen mehr Werbung für alternative und bessere Anlageformen machen. Und vor allem brauchen wir mehr Finanzbildung, die schon in der Schule anfängt“. jgr