Der große Frust am Flughafen
Es fehlt weiterhin Personal an der Sicherheitskontrolle am Düsseldorfer Airport. Beschäftigte berichten von schlimmen Zuständen.
DÜSSELDORF Ende September, Mittwochmittag, ein regnerischer Herbsttag: Viele Passagiere kommen an so einem Tag nicht zum Düsseldorfer Flughafen. Dennoch sind Warteschlangen vor der Sicherheitskontrolle zu sehen. Sie sind zwar nicht ganz so lang wie an den beiden zurückliegenden Wochenenden, aber Hunderte Passagiere warten vor den Security-Kontrollen. Nur ein paar Meter weiter demonstriert das Sicherheitspersonal gegen den Grund für die langen Wartezeiten: Zu wenig Kontrolleure.
Mit Bannern wehrt sich das Personal am Mittwoch dagegen. Auf einem davon steht: „Keine Kostenspiele zu Lasten der Gesundheit von Beschäftigten.“Jeder Fünfte Mitarbeiter an der Sicherheitskontrolle sei aktuell krank, sagt Verdi-Generalsekretär Özay Tarim, der die Demo organisiert hat.
Personelle Engpässe an den Sicherheitskontrollen gibt es am Flughafen seit Jahren. Laut Verdi fehlen aktuell für einen reibungslosen Ablauf rund 100 Mitarbeiter. Die Gewerkschaft prangert die schlechten Arbeitsbedingungen an. Die ursprünglich dafür beauftragte Firma Kötter kündigte im vergangenen Jahr den Vertrag, es übernahm der Dienstleister Deutscher Schutz- und Wachdienst (DSW ). So mancher der Beschäftigten hoffte, dass es mit der neuen Firma besser wird.
Das Gegenteil sei eingetreten, sagt eine Betroffene, die zur Demo gekommen ist. „Ich arbeite seit 2005 am Flughafen. Wir wurden jetzt in die Steinzeit zurückgeschleudert.“Aus Sorge vor möglichen Konsequenzen möchte sie anonym bleiben. Ihre Augen sind gerötet, an manchen Tagen sei am Ende der Schicht auch ihre Stimme weg, sagt sie. Ihr Arbeitstag am Sicherheitsband hat an diesem Mittwoch um vier Uhr morgens begonnen. Es sei heiß und laut, die Passagiere seien genervt – und es fehlten zu viele Kollegen. „Ich fühle Hass, Wut und Verzweiflung“, sagt sie. „Man kann oft keine Pausen machen, manche bekommen wegen der Hitze Kreislaufprobleme. Einige sind während der Arbeit schon umgekippt.“Auch der Urlaub sei ihnen gekürzt worden. Für die kommenden Herbstferien befürchtet sie noch schlimmere Zustände.
Auf Anfrage unserer Redaktion sagt eine DSW-Sprecherin, dass die Firma um die kritische Personalsituation wisse. „Die Gesundheit und das Wohlbefinden der Mitarbeiter sind uns wichtig“, sagt sie. Doch die Firma gewähre ausreichend Pausen. Schilderungen von Kreislaufproblemen wegen der hohen Arbeitsbelastung könne man nicht bestätigen. Den deutlich gekürzten Urlaub aber schon. Ursache dafür sei die Kurzarbeit während der Pandemie. „Die Mitarbeiter hatten deutlich weniger Arbeitstage gegenüber der Zeit davor.“Der Gesetzgeber erlaube in solchen Fällen, den Urlaub zu kürzen.
Der Flughafen hat bereits bauliche Maßnahmen angekündigt. „In Flugsteig A werden sie noch in diesem Jahr beginnen, um die Infrastruktur anzupassen“, sagt ein Sprecher. Doch die Anpassung, die sich die Beschäftigten wünschen, ist nicht baulicher, sondern personeller Natur. Immerhin: DSW will in den Ferien Mitarbeiter von dem Flughafen in Bremen nach Düsseldorf schicken. „Wir sind zuversichtlich somit das erhöhte Passagieraufkommen zu bewältigen“, so die Sprecherin weiter.