Rheinische Post Ratingen

Nach 314.000 Impfungen war Schluss

- VON DIRK NEUBAUER

Der Kreis Mettmann hat am Donnerstag sein Impfzentru­m für immer geschlosse­n. Alle Beteiligte­n ziehen eine positive Bilanz. Startschwi­erigkeiten habe man schnell in den Griff bekommen. Nun übernehmen die Ärzte das Impfen.

KREIS METTMANN Nach knapp 314.000 Impfungen war es vorbei: Der Kreis Mettmann hat sein Impfzentru­m am Timocompla­tz am Donnerstag geschlosse­n. Seit dem 8. Februar holten sich Menschen aus den zehn Städten des Kreises Mettmann dort ihre Schutzimpf­ung gegen Covid-19. Während am Donnerstag viele auffällig junge Menschen zum letzten Mal durch die Impfstraße­n in Erkrath-Hochdahl geschleust wurden, zog Landrat Thomas Hendele eine positive Bilanz: „Ich danke allen Akteuren für ihren großartige­n Einsatz: dem Deutschen Roten Kreuz, der Bundeswehr, der Kassenärzt­lichen Vereinigun­g, den Ärzten, der Apothekerk­ammer Nordrhein, den Mitarbeite­rn der Kreisverwa­ltung und dem Vermieter Timocom.“

Mitte Dezember 2020 war das Impfzentru­m eingericht­et. „Am 8. Februar nahm es den Dienst auf – mit zweimonati­ger Verspätung und im tiefstem Winter bei Eis und Schnee.“Ab März lief ein ZwölfStund­en-Betrieb, von 8 bis 20 Uhr. Jeweils 70 Helfende betreuten die Impflinge pro Schicht. Anfangs war der Impfstoff knapp und die Priorisier­ung streng. Deshalb startete das Impfzentru­m mit 300 Terminen pro Tag. An Spitzentag­en holten sich bis zu 2100 Menschen hier ihren Piks.

„Wir haben keine einzige Impfdosis verworfen“, freut sich der Sprecher des Ärzteteams, Dr. Jürgen Korbmacher aus Erkrath. Und: Wegen des Impfstoffe­s gab es keinen anaphylakt­ischen Schock. Einige Male musste dennoch ein Notarzt gerufen werden. „Dabei handelte es sich meist um sehr alte Menschen mit mehreren Vorerkrank­ungen, die während der Pandemie nur in ihrer Wohnung geblieben waren“, berichtet Korbmacher. Die Anstrengun­g der Anreise, die Aufregung und die Angst, womöglich zu spät zu kommen, waren für manchen Besucher einfach zu viel.

„Dennoch bin ich froh, dass wir nur ein Impfzentru­m für den Kreis eingericht­et haben“, sagt Landrat Hendele. Niemand hatte solch eine Einrichtun­g je eröffnen und betreiben müssen. „Zwei oder drei Impfzentre­n hätten wir personell gar nicht ausstatten können“, meint Hendele. Die Startschwi­erigkeiten mit der Anmeldung, den Parkplätze­n und den sich ständig ändernden Vorgaben habe man rasch in den Griff bekommen. In Hochdahl gaben alle ihr Bestes, um durch die Impfung Leben zu retten und schwere Corona-Verläufe zu verhindern. Verwaltung­sleiter Mirko Braunheim bilanziert: „Wenn man jetzt sieht, wer auf den Intensivst­ationen wegen Corona behandelt werden muss, dann sind es nur noch ganz wenige alte Menschen.“

Als der Impfstoff noch knapp war, habe es so manchen emotionale­n Moment gegeben, erinnert sich Braunheim. Unter Tränen hätten Vorerkrank­te gefleht, geimpft zu werden. Als genug Impfstoff da war, sei die Impfbereit­schaft rapide gesunken. Nun müsse man die Menschen mit Bratwurst und Cocktails locken – so wie der Kreis-Jugendrat dies jüngst tat. „Das hat unserer Impfquote noch einmal gut getan.“In den zurücklieg­enden Tagen gab es auch einige, die die Impfung sehr unwirsch über sich ergehen ließen, weil sie ab dem 11. Oktober nicht für Tests bezahlen wollen. „Da war dann von einer Impfpflich­t durch die Hintertür die Rede“, sagt Landrat Hendele und macht aus seiner Meinung dazu kein Geheimnis: „Ich wäre für eine generelle Impfpflich­t, wie bei Masern, weil sie uns alle schützt.“

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ARCHIVFOTO: TEPH Empfang, Informatio­n, Impfung, Ruhebereic­h – das waren die Stationen im Impfzentru­m. Von den Mettmanner über 60 haben 83,6 Prozent beide Impfungen. Bei Menschen unter 18 Jahre liegt die Quote bei 38,1 Prozent.
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ARCHIVFOTO: GLÜCKS Am Anfang war der Impfstoff knapp und Termine im Impfzentru­m rar. Manche mussten bis zu drei Stunden lang warten.
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FOTO: DIRK NEUBAUER Zogen Bilanz: (v.l.) Landrat Thomas Hendele, Impfarzt Jürgen Korbmacher, Kreisgesun­dheitsamts­leiterin Ruzica Susenburge­r, Verwaltung­sleiter Florian Leckebusch und Mirko Braunheim.

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