Microsoft verdient Milliarden mit Gratis-Upgrade
Windows 11 soll moderner, stabiler und für Nutzer der Vorgängerversion sogar kostenlos sein – für den Konzern dennoch ein rentables Geschäft.
REDMOND (dpa) Microsoft räumt auf und verpasst seinem Betriebssystem Windows ein modernes Design. Eigentlich hatte der Konzern vor sechs Jahren in Aussicht gestellt, für immer bei Windows 10 zu bleiben: Doch nun hat der Software-Gigant seinem runderneuerten Betriebssystem eine neue Versionsnummer verpasst. Windows 11 startet an diesem Dienstag.
Zur Premiere wird das System auf jeden Fall auf neuen PCs verfügbar sein. Darunter sind zum einen die neuen Surface-Rechner von Microsoft selbst. Mit an Bord sind aber auch die zahlreichen HardwarePartner wie Lenovo, HP, Dell, Acer, Huawei und viele andere.
Windows 11 wird jedoch auch als kostenloses Upgrade schrittweise auf bestehenden Rechnern mit Windows 10 installiert. Dabei werden allerdings nur PCs zum Zuge kommen, die eine lange Liste von Voraussetzungen erfüllen. So wird ein vergleichsweise neuer Prozessor verlangt. Das sind die Intel-Prozessoren der achten Generation, Zen2-Chips von AMD sowie ARM-Chips der Serien 7 und 8 von Qualcomm. Damit werden die Benutzer älterer Systeme mit Prozessoren aus Intels sechster oder siebter Generation sowie älteren AMD-Modellen vom Wechsel zu Windows 11 ausgeschlossen.
Bei vielen Modellen aus den Jahren 2017 und früher wird das Upgrade auf Windows 11 aber auch daran scheitern, dass auf der Hauptplatine der Rechner noch kein spezieller Sicherheitschip verbaut wurde. Dabei handelt es sich um das umstrittene
Trusted Platform Module (TPM) 2.0. Ob es Microsoft gelingen wird, mit dem neuen Windows 11 in Verbindung mit der Sicherheitshardware moderner PCs die rapide wachsende Cyberkriminalität einzudämmen, wird die Zukunft zeigen. Klar ist: Bei der Abwehr von Schadprogrammen, die ganze Computernetzwerke erobern und komplette Datenbestände verschlüsseln, könnte die Kombination von Windows 11 und TPM eine wichtige Rolle spielen. Umstritten wird das TPM aber vermutlich dennoch bleiben, auch wenn die PCs dadurch sicherer werden. Schließlich lassen sich mit dieser Architektur auch Identitäten genauer erkennen als es manchen Anwendern gefällt. Damit könnte beispielsweise ein Lizenzmanagement der installierten Programme viel rigider umgesetzt werden als bislang.
Anwenderinnen und Anwender, die mit ihren Maschinen nicht Windows 11 nutzen können, erleiden kurzfristig keine Nachteile. Die Software-Unterstützung für Windows 10 soll erst 2025 enden. Die Erfahrung bei der Ablösung von inzwischen stark veralteten Versionen wie Windows XP hat allerdings gezeigt, dass viele private Nutzer und auch gewerbliche Anwender sich vermutlich nicht rechtzeitig um einen sicheren Ersatz kümmern werden.
Für Microsoft und seine Partner winkt mit dem geplanten Windows10-Verfallsdatum aber ein riesiges Geschäft: Nach Expertenschätzungen sind derzeit rund 1,3 Milliarden Personal Computer mit Windows 10 im Einsatz. Davon werden mehrere Hundert Millionen Geräte beim Check mit der „PC Health App“von Microsoft kein grünes Licht für einen Umstieg auf Windows 11 anzeigen. Diese Rechner werden über kurz oder lang ersetzt werden müssen. Und Microsoft macht mit jedem neuen PC durch die Lizenzgebühr der Hersteller schätzungsweise 25 US-Dollar Umsatz.
Einen Umsatzschub könnte Windows 11 auch dem Segment der Produktivitäts-Software bescheren. So wird das Kommunikationstool Microsoft Teams in Windows integriert, sodass eine noch schnellere und einfachere Kontaktaufnahme mit Kollegen, Freunden und der Familie möglich ist. Das dürfte die Umsätze des dazugehörigen Programmpakets Office 365 fördern und Teams-Konkurrenten wie Zoom oder Slack Sorgen bereiten. Slack beschwerte sich wegen der Bündelung schon im Herbst bei der EU-Kommission.