Das Kreuz mit der Benotung
Überraschende Ergebnisse bei der Einzelkritik von Fans und Redaktion.
Die Fußballfans in Düsseldorf wie wahrscheinlich in allen anderen Städten kennen den Sachverhalt grundsätzlich ebenso gut wie Sportredaktionen, Trainer und Spieler. Egal, wie ein Spiel ausgegangen ist und was ansonsten darüber berichtet wurde: Der Haupt-Diskussionspunkt nach einer Begegnung ist stets die Einzelkritik. Sprich: Die Noten, die eine Redaktion wie die unsere an die eingesetzten Spieler vergeben hat. Sind diese Noten immer gerecht? Nein. Und das behaupten wir auch gar nicht erst. Deswegen sind sie bei aller Bedeutung für die Diskussionen am Arbeitsplatz, in Schule und Uni oder am Stammtisch oder im Mailwechsel mit der Sportredaktion immer als Spielerei zu sehen.
Wir haben uns vor einigen Monaten gerade wegen dieser Diskussionen ein Instrument ausgedacht, das bei den Fortuna-Fans auch sehr gut ankommt – wie wir an der erfreulichen Resonanz feststellen. Nach (fast) jeder Partie der Preußer-Truppe geben wir Lesern und Fans die Möglichkeit, eigene Noten an die Fortunen zu verteilen. Sehr viele machen regelmäßig mit – und das Ergebnis ist einigermaßen überraschend: Nur in seltenen Fällen liegen Redaktion und Fans deutlich auseinander.
Nehmen wir den aktuellen Fall, die 2:3-Niederlage gegen den SC Paderborn. Dabei bleibt festzuhalten: Wenn man Nuancen wie Plus und Minus beiseite lässt (diese Abstufung können wir aus technischen Gründen in der Leserbenotung nicht anbieten), unterscheiden sich die 13 Noten nur in einem einzigen Fall: Unsere Redaktion hatte Marcel Sobottka eine Drei minus gegeben, die Fans eine Vier. Nicht gerade eine Riesenlücke. Alle anderen Bewertungen fielen identisch aus.
Der Vollständigkeit halber sollte man festhalten, dass das in manch anderer Partie leicht anders aussah; allerdings konnten wir bislang noch nie einen nennenswerten Graben zwischen beiden Einschätzungen wahrnehmen. Und das, obwohl wir mit ein bisschen Abstand zum Spiel mitunter sagen: Vielleicht lagen wir da doch nicht hundertprozentig richtig. Nehmen wir als Beispiel die Vorstellung von Khaled Narey am Samstag gegen Paderborn: Da hätte es statt unserer Zwei plus im Nachhinein doch eine Drei getan.
Zum Abschluss noch eine kleine Anekdote zur Notengebung. Vor etlichen Jahren plauderte der Verfasser dieser Zeilen nach einer Fortuna-Partie mit dem damaligen Trainer Uwe Weidemann über das Thema Benotung. Weidemann fragte: „Welche Note hat bei euch heute Marcel Podszus bekommen?“Antwort: „Eine Zwei. Er war zwar kaum zu sehen, aber er hat immerhin das Siegtor geschossen.“Darauf Weidemann: „Ich gebe auch Noten, und bei mir hat er eine Eins. Weil es als Stürmer seine einzige Aufgabe war, uns zum Sieg zu schießen. Und die hat er erfüllt. Nichts anderes zählt.“