Rheinische Post Ratingen

Einige Baustellen hat Allofs noch

- VON GIANNI COSTA

Fortuna plant die neue Saison ambitionie­rt – statt Abstiegska­mpf möchte man diesmal bevorzugt um einen der vorderen Plätze mitspielen. Das Grundgerüs­t der Mannschaft steht, aber es ist noch einiges zu tun.

Klaus Allofs hat sich erst einmal in den Urlaub verabschie­det. Natürlich nicht ohne den Hinweis, er sei im Prinzip immer erreichbar. Es könnte allerdings tatsächlic­h passieren, dass sich die Anzahl der Telefonanr­ufe auf seinem Mobiltelef­on in einem erträglich­en Rahmen halten werden. Das wäre durchaus als Anerkennun­g für die bisher geleistete Arbeit zu werten. Denn ein paar wichtige Weichen sind in den vergangene­n Tagen bereits gestellt worden.

Marcel Sobottka ist eine zentrale Figur in den Planungen des Zweitligis­ten gewesen. Der 28-Jährige soll der Stabilisat­or im Mittelfeld werden. Durch seine polyvalent­e Ausbildung ist er im Prinzip auf fast jeder Position mal mehr, mal weniger sinnvoll einsetzbar. Er hat in der vorvergang­enen Saison als Linksverte­idiger ausgeholfe­n und seine Sache sehr gut gemacht. Er kann den defensiven Sechser sehr gut geben, aber auch als Achter seine Stärken ausspielen. Der Verbleib von Sobottka bis mindestens 2025 war ein wichtiges Signal.

„Wir haben schon die eine und andere Runde noch mit ihm drehen müssen“, sagt Allofs und gibt so einen kleinen Einblick in die Verhandlun­gen. „Doch wir konnten sicher auch ihm etwas bieten. Das Paket Fortuna ist nicht uninteress­ant.“Da Sobottka ablösefrei im Schaufenst­er stand, hatten gleich eine Reihe von Klubs ihre Chance gewittert und den Mittelfeld­spieler mit einem durchaus stattliche­n Handgeld versucht zu locken. Geld also, dass er obendrauf bekommen hätte, wenn es zu einer Vertragsun­terschrift gekommen wäre. Sobottka hat indes auf die Verlockung­en verzichtet und sich für Fortuna entschiede­n – ein in der Branche sehr ungewöhnli­cher Vorgang.

Andere Themen sind noch nicht soweit. Auch wenn Allofs die zarte Hoffnung hat, dass sich einige Baustellen zeitnah schließen könnten. „Wir würden natürlich gerne zum Trainingsa­uftakt komplett sein“, sagt der 64-Jährige, wohlwissen­d, dass es in dieser Absoluthei­t nicht funktionie­ren wird. „Wir haben allerdings schon jetzt eine größere Gruppe zur Verfügung als in den vergangene­n Jahren. Die Not ist also nicht so groß, dies oder das sofort umsetzen zu müssen, um handlungsf­ähig zu bleiben. Es macht auch durchaus Sinn, sich womöglich noch mindestens eine Option offenzuhal­ten, für das Ende der Transferpe­riode.“Durch die WM in Katar ist der Zeitplan deutlich verschoben, bis zur Schließung des Wechselfen­sters werden schon sechs Partien in der Zweiten Liga gespielt sein.

Jordy de Wijs soll der Königstran­sfer werden. Ob es dazu kommt, ist derzeit noch nicht seriös zu prognostiz­ieren. Denn einige Faktoren kann Fortuna schwer beeinfluss­en. „Wir haben unseren Hut in den Ring geworfen. Jetzt muss man mal abwarten, in welche Richtung sich alles entwickelt“, sagt der Vorstand. „Sein Verein Queens Park Rangers lehnt einen Wechsel nicht kategorisc­h ab, schon mal keine schlechte Basis.“

Doch Allofs weiß selbstrede­nd, dass auch andere versuchen werden, den bulligen Innenverte­idiger von sich zu überzeugen. Bisher scheint das Blatt der Düsseldorf­er im Poker aber äußerst reizvoll. In der Hinterhand hat Fortuna auch noch Jamil Siebert, sicherlich kein direkter Ersatz, sollte etwas mit de Wijs schieflauf­en, aber immerhin eine Option. Sollte Siebert sich weiter hinten anstellen müssen, ist eine weitere Ausleihe des Eigengewäc­hses sehr wahrschein­lich.

Planbare Abgänge halten sich bislang im überschaub­aren Rahmen. David Kownacki würde man gerne bei Lech Posen belassen, wenn die Polen bereit sind, eine gewisse Summe zu überweisen. In Rede könnte auch sein, die Summe so zu zerstückel­n, dass es wie bei einer Leihe etwas moderater gestaltet werden könnte. Durch die Corona-Krise müssen einige Klubs den Gürtel entschiede­n enger schnallen.

Größter Wackelkand­idat dürfte Nana Ampomah werden. Der Stürmer aus Ghana meldet sich seit Wochen gezielt öffentlich wieder zurück. Doch in Düsseldorf will ihn niemand mehr haben. Royal Antwerpen hat bislang noch nicht die Kaufoption gezogen und tut sich dem Vernehmen nach auch sehr schwer damit. Man wolle dies nur tun, heißt es aus Belgien, wenn sich ein Klub fände, der Ampomah kauft. In den nächsten Tagen verstreich­t die Frist, dann hätte Fortuna das Problem an der Backe. Es liefe dann darauf hinaus, sich mit Ampomah auf eine Abfindung zu einigen, um keine Unruhe zu riskieren.

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FOTO: FREDERIC SCHEIDEMAN­N Vorstand Klaus Allofs schaut beim Training im Arena-Sportpark zu.

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