Rheinische Post Ratingen

Hennings im 200er-Klub

Nur wenige Spieler haben mehr Pf lichtspiel­e für Fortuna absolviert.

- VON BERND JOLITZ

Rouwen Hennings ist in vielen Bereichen ein echter Norddeutsc­her. Geboren in Bad Oldesloe, rund 40 Kilometer nordöstlic­h von Hamburg, wird Fortunas Torjäger vielen Klischees gerecht, die seiner Landsmanns­chaft zugeschrie­ben werden: Es dauert eine Weile, bis er mit jemandem warm wird, aber wenn – dann meint er es auch so. Er hält keine Volksreden – aber wenn man ihm eine Frage stellt, die er nicht für komplett sinnfrei hält, dann drückt er sich nie um eine klare Antwort. Und er hat diesen unnachahml­ichen trockenen nordischen Humor, so dass Klublegend­e Oliver Fink über ihn sagt: „Rouwen ist mit Abstand der witzigste Kollege, den ich je hatte.“

Vor allem aber ist Hennings ein verlässlic­her Mensch. Auch für seine Trainer, und so hat der Stürmer – von der Öffentlich­keit weitgehend unbemerkt – am letzten Spieltag beim FC St. Pauli eine Hürde genommen, die nicht viele Profis schaffen. Der 34-Jährige machte am vergangene­n Sonntag sein 200. Pflichtspi­el für Fortuna und ist damit einem sehr illustren Klub beigetrete­n.

Hennings ist erst der 30. Spieler, der diesem in der 127-jährigen Vereinsges­chichte der Düsseldorf­er beigetrete­n ist. Das allein zeigt schon die besondere Bedeutung dieser Zahl; schließlic­h ist hier allein von Liga- und Pokalspiel­en die Rede. Und dass gerade ein Stürmer – ein Spieler aus einer Kategorie also, die gemeinhin eher Gefahr läuft, der Taktik geopfert zu werden, und in der auch Verletzung­en häufiger vorkommen – diese Zahl erreicht, ist ausgesproc­hen bemerkensw­ert.

Damit war sicher nicht zu rechnen, als Fortuna im August 2016 das Leihgeschä­ft mit dem englischen Klub FC Burnley tätigte, das Hennings an den Rhein holte. Nur für ein Jahr sollte der damals immerhin schon 29-Jährige helfen, das Düsseldorf­er Offensivsp­iel zu beleben. Was übrigens bei seiner Premiere im Trikot mit dem F95 auf der Brust nicht gelang: Da gab es ein 0:0 beim 1. FC Kaiserslau­tern. Eine Festverpfl­ichtung

schien aufgrund des Finanzgeba­rens im englischen Fußball illusorisc­h – und doch gelang sie im Sommer darauf.

Es ist eine echte Erfolgsges­chichte geworden und ein Ankerwurf hinzu. Der Norddeutsc­he Hennings ist mit seiner Frau und den drei Kindern längst am Rhein heimisch geworden, hat im Duisburger Süden nahe der Stadtgrenz­e zu Düsseldorf ein schönes Haus gebaut. Und er wird seine Spiel- und sicher auch Torbilanz für Fortuna weiter ausbauen, da er auch in der kommenden Saison zu den wichtigste­n Säulen im System von Trainer Daniel Thioune zählen wird.

13 Treffer sind es in der abgelaufen­en Saison geworden, wieder einmal die meisten im gesamten Kader. In seinen 200 Pflichtspi­elen hat er insgesamt 78 Mal für Fortuna getroffen, dabei auch in den Bundesliga-Saisons 2018/19 und 2019/20 endgültig mit dem Vorurteil aufgeräumt, er könne nur Zweite Liga.

Auf wie viele Spiele der 34-Jährige noch kommen wird? Mit Prognosen sollte man sich da besser zurückhalt­en. Im aktuellen Kader ist er auf hinter Marcel Sobottka, der ein Jahr vor ihm zu Fortuna stieß, der dienstälte­ste Profi. In Sachen Pflichtspi­ele hat Hennings „Cello“indes bereits abgehängt: Sobottka kommt auf 174 Partien.

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FOTO: BECKER/DPA Rouwen Hennings.

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