Humanist und Provokateur
Der Filmregisseur Michael Verhoeven wurde mit dem Helmut-Käutner-Preis der Stadt Düsseldorf geehrt.
DÜSSELDORF Bei der Verleihung des Helmut-Käutner-Preises der Landeshauptstadt Düsseldorf war der emotionale Schlusspunkt dem Geehrten vorbehalten. Michael Verhoeven, Regisseur, Schauspieler, Drehbuchautor und Arzt, hielt seine sympathische Dankesrede ohne Manuskript. Er habe etwas aufgeschrieben, aber das brauche er nicht. Der 83-Jährige ließ seinen Blick über den voll besetzten Plenarsaal des Rathauses schweifen: „Ich habe heute ein bisschen oft meinen Namen gehört, das ist merkwürdig.“Ohne Umschweife kam er auf seinen berühmtesten Film „Die weiße Rose“von 1982 zu sprechen. Fünf Mal wurde der Antrag auf Fördermittel für sein Herzensprojekt abgelehnt. Das wurmt ihn noch heute, auch wenn das Widerstandsdrama um die Geschwister Scholl später zahlreiche Preise erhielt.
Dann schlug Verhoeven die Brücke zum Düsseldorfer Helmut Käutner, den er wertschätzte und als Vorbild sah. Der Regisseur habe die Spiellaune und die Freude am Darstellen gefördert und sich an alles gewagt. Das vielleicht schönste Bild von Käutner sei mit „Weisheit des Jongleurs“umschrieben. „Ein Jongleur muss alles können, da darf nichts runterfallen“, sagte Verhoeven. Überwältigt von seinen Gefühlen, stockte ihm die Stimme. Er lächelte: „Jetzt sage ich nichts mehr. Schönen Dank, dass Sie hier diese Feier machen.“
Eine würdige Stunde. Studierende der Robert-Schumann-Hochschule leiteten sie mit dem Menuett aus Mozarts Streichquartett G-Dur KV 387 ein, der Filmmusik aus „Die weiße Rose“. Oberbürgermeister Stephan Keller (CDU) erinnerte in seiner Ansprache an Düsseldorfs rühmliche Vergangenheit als Filmstadt und die Tradition des Helmut-Käutner-Preises, der seit 1982 alle zwei Jahre vergeben wird. Filmausschnitte verdeutlichten Verhoevens fünf Jahrzehnte überspannendes Schaffen. Im Abspann wurde er als „Humanist und Provokateur“bezeichnet. „Wie geht das zusammen?“, fragte sein Laudator und Freund Mario Krebs. „Ich will den Versuch machen.“Was ihm sehr anschaulich gelang.
Mit Verhoeven könne man vortrefflich streiten, „aber ich kenne keinen Menschen, der so vorbehaltlos offen ist für sein Gegenüber, der so stark und so gelassen zuzuhören und abzuwägen weiß“. Der Theaterwissenschaftler schilderte den Gegenwind, den die Sentana-Filmproduktion, von dem Künstler-Ehepaar 1965 wagemutig gegründet, zu spüren bekam. Hartnäckig setzten Michael
Verhoeven und Senta Berger ihre Vorhaben durch. Daher beim Empfang die Frage an die Schauspielerin: „Was bedeutet diese Ehrung für Sie?“Die Anerkennung gehöre ihrem Mann, wehrte sie ab. „Allerdings staunte ich beim Betrachten der Filmausschnitte, wie viel wir zusammen auf die Beine gestellt haben.“War sie verwundert über die Emotionen ihres Mannes? „Da kam vieles zusammen“, antwortete Berger. „Die sentimentale Rückschau, die Erinnerung an Käutner, wohl auch die Weisheit des Alters.“