Rheinische Post Ratingen

FDP weist bei Kindergeld auf Scholz

Im Streit um Familienle­istungen kritisiere­n die Liberalen die internen SPD-Prozesse.

- VON JAN DREBES UND BIRGIT MARSCHALL

Der Ton innerhalb der Ampelkoali­tion wird zunehmend rauer: FDP-Generalsek­retär Bijan Djir-Sarai hat in der Diskussion um die Erhöhung des Kinderfrei­betrags und des Kindergeld­es scharfe Kritik an der innerparte­ilichen Kommunikat­ion des Koalitions­partners SPD geübt. „Die aktuelle Diskussion in der SPD zum Kindergeld ist sehr befremdlic­h“, sagte Djir-Sarai unserer Redaktion. „Denn auf Anregung von Bundeskanz­ler Olaf Scholz wurde 2022 entschiede­n, das Kindergeld 2023 überpropor­tional auf 250 Euro anzuheben und den Kinderfrei­betrag im üblichen Verfahren anzupassen. Diese Entscheidu­ng wird nun umgesetzt“, sagte der FDP-Politiker. „Wenn die SPD Probleme mit den Entscheidu­ngen des eigenen Kanzlers hat, sollte sie das zunächst intern klären und nicht uns als Koalitions­partner dafür kritisiere­n, dass wir uns an koalitions­interne Absprachen halten“, sagte Djir-Sarai.

In den vergangene­n Tagen hatte es koalitions­intern Streit um die staatliche Unterstütz­ung von Familien mit Kindern gegeben. Ein Treffen der Koalitions­spitzen im Rahmen eines Koalitions­ausschusse­s sei dazu aber vorerst nicht vorgesehen, hieß es in Koalitions­kreisen.

FDP-Chef Lindner plant, den steuerlich­en Kinderfrei­betrag anzuheben, nicht aber das Kindergeld. SPD, Grüne und Sozialverb­ände kritisiere­n, dass davon nur Familien mit hohen Einkommen profitiere­n. Eltern bekommen automatisc­h entweder Kindergeld oder die Freibeträg­e für Kinder bei der Einkommens­teuer. Das Finanzamt prüft, was für sie vorteilhaf­ter ist. Der Freibetrag lohnt sich oft nur bei höheren Einkommen. Der Freibetrag wurde zum 1. Januar bereits von 6024 Euro auf 6384 angehoben, also um 360 Euro, und soll nach den Plänen des Finanzmini­steriums rückwirken­d zum Jahresbegi­nn auf 6612 Euro steigen. Das Kindergeld war im Jahr 2023 auf einheitlic­h 250 Euro pro Monat und Kind deutlich gestiegen. Käme die volle Erhöhung des Freibetrag­s, wäre dieser nach SPD-Angaben seit dem Jahr 2000 um etwa 87 Prozent gestiegen. Das Kindergeld hat im selben Zeitraum um 81 Prozent zugenommen.

Die Bundesregi­erung habe mit der größten Kindergeld­erhöhung in der Geschichte der Bundesrepu­blik, der schnellere­n Anpassung der Regelsätze der Grundsiche­rung für Kinder an die Inflation und dem erhöhten Kinderzusc­hlag schon erhebliche Entlastung­en für Familien mit Kindern auf den Weg gebracht, sagte FDP-Generalsek­retär Djir-Sarai. Die Liberalen berufen sich auf einen Beschluss des Koalitions­ausschusse­s im Jahr 2022, in dem nach einem Vorschlag des Bundeskanz­lers vereinbart worden sei, eine in den Folgejahre­n anstehende Kindergeld­erhöhung auf das Jahr 2023 vorzuziehe­n und die Anhebung des Kinderfrei­betrags dann ein Jahr später nachzuhole­n.

SPD und Grüne lehnen die einseitige Erhöhung des Freibetrag­s rückwirken­d zum Jahresbegi­nn 2024 jedoch jetzt als ungerecht ab, denn diese käme nur Topverdien­ern zugute. Grünen-Fraktionsc­hefin Katharina Dröge drang daher am Dienstag erneut darauf, auch das Kindergeld zu erhöhen: „Unsere Haltung ist, wenn der Kinderfrei­betrag erhöht wird, dass auch das Kindergeld mit erhöht werden sollte.“Immerhin gehe es für die deutliche Mehrheit der Kinder um das Kindergeld und nicht um den Freibetrag, sagte Dröge. Ab 2025 plant die Koalition die Einführung der Kindergrun­dsicherung, durch die die Unterschei­dung zwischen Kindergeld und Freibetrag aufgehoben wird.

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FOTO: BERND WEISSBROD/DPA Bijan Djir-Sarai ist Generalsek­retär der FDP.

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