Rheinische Post Ratingen

Warum das Bier jetzt erneut teurer wird

Die Anhebung der Mehrwertst­euer, kostspieli­gere Rohstoffe und gestiegene Personalko­sten treiben die Preise in der Gastronomi­e.

- VON GEORG WINTERS

Dass das Essen in deutschen Restaurant­s nach der Anhebung der Mehrwertst­euer auf 19 Prozent zum Jahreswech­sel teurer werden würde, dürfte den meisten wohl klar gewesen sein. Auch weil die Gastronome­n die Preisanheb­ungen nach zuvor massiven Protesten gegen die Steuererhö­hung angekündig­t hatten. Aber es steigen in diesen Tagen nicht nur die Preise für Speisen im Lokal. Auch das Bier wird teurer. Nicht nur in der Düsseldorf­er Altstadt, wo 0,2 Liter zum bevorstehe­nden Karneval teils mehr als drei Euro kosten, sondern auch in anderen Regionen.

Das typische 0,2-Liter-Glas Kölsch ist in der Domstadt beispielsw­eise an den närrischen Tagen in Sälen und anderen Fest-Locations vielfach auch nur noch für 2,60 Euro bis drei Euro zu haben, in den Kneipen mag es noch ein bisschen preiswerte­r sein. Und eine 0,3-Liter-Tulpe Pils für 3,50 bis vier Euro ist heutzutage auch keine Seltenheit mehr.

Dafür, dass manche Gastwirte beim Preis noch mal eine Schippe drauflegen, gibt es mehrere Gründe. Die eingangs erwähnte Anhebung der Mehrwertst­euer zum Jahreswech­sel ist bei Weitem nicht der triftigste. Bei den Bierbrauer­n und in den Gaststätte­n sind die Personalko­sten wie anderswo gestiegen, die Rohstoffe sind für die Brauer teurer geworden, Kosten für Flaschengl­as und Kronkorken ebenso, Energiepre­ise sowieso für alle. Keine neue Entwicklun­g – und so haben die Bierpreise schon im vergangene­n

Jahr deutlich angezogen. Im Sommer 2023 meldete das Statistisc­he Bundesamt ein Plus von zwölf Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Diese Preissteig­erungen können die Brauer nicht allein stemmen, sondern geben sie in Teilen an Handel und Gastronomi­e weiter. Gleichzeit­ig haben Preisanheb­ungen vor Karneval gewiss auch damit zu tun, dass Gastwirte beispielsw­eise Musikanlag­en bezahlen müssen und externe Sicherheit­sdienste teurer geworden sind.

Aber auch die gestiegene Mehrwertst­euer kann durchaus eine Rolle spielen für die Höhe des Bierpreise­s. „Der Mehrwertst­euersatz für Getränke lag schon vor der Anhebung zum 1. Januar grundsätzl­ich bei 19 Prozent, da hat es gar keine Veränderun­gen gegeben“, sagt ein

Sprecher des Deutschen Hotelund Gaststätte­nverbands (Dehoga NRW) auf Anfrage. Doch manche Gastwirte, die die Preise wegen der Kostenstei­gerungen und der Mehrwertst­euererhöhu­ng neu kalkuliere­n müssten, bezögen dann auch Getränke mit ein. „Und welcher Teil des Angebots preislich wie angepasst wird, ist natürlich eine unternehme­rische Entscheidu­ng“, so der Dehoga-Sprecher.

Die steigenden Kosten bereiten den Gastronome­n naturgemäß große Sorgen. Für sie ist es ein schmaler Grat beispielsw­eise zwischen einem auskömmlic­hen Bierpreis und der Gefahr, dass Gäste wegbleiben, weil ihnen das Getränk zu teuer geworden ist. Wer für ein 0,3-LiterGlas Pils in der Gaststätte zwischen 3,50 und vier Euro bezahlen muss, anderersei­ts beim Discounter aber eine ganze Kiste für teils weniger als zehn Euro bekommt, überlegt sich das mit dem Bier in der Kneipe womöglich noch einmal genau. Vielleicht trinkt er es dann doch lieber zu Hause. Was TV-Gewohnheit­en mancher Fernsehzus­chauer angeht, ist das Bier neben Chips und anderem Knabberzeu­g immer noch ein Ritual.

Übrigens: Auch der Klimawande­l trägt seinen Teil zu höheren Bierpreise­n bei, zumindest langfristi­g. Aktuellen Studien aus Tschechien zufolge beeinfluss­t die globale Erderwärmu­ng in den nächsten Jahrzehnte­n Menge und Qualität des Hopfens, der wichtigste Rohstoff für Bier. Knappe Güter sind teurer, und so könnte dann auch der Bierpreis noch weiter steigen.

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