Warum das Bier jetzt erneut teurer wird
Die Anhebung der Mehrwertsteuer, kostspieligere Rohstoffe und gestiegene Personalkosten treiben die Preise in der Gastronomie.
Dass das Essen in deutschen Restaurants nach der Anhebung der Mehrwertsteuer auf 19 Prozent zum Jahreswechsel teurer werden würde, dürfte den meisten wohl klar gewesen sein. Auch weil die Gastronomen die Preisanhebungen nach zuvor massiven Protesten gegen die Steuererhöhung angekündigt hatten. Aber es steigen in diesen Tagen nicht nur die Preise für Speisen im Lokal. Auch das Bier wird teurer. Nicht nur in der Düsseldorfer Altstadt, wo 0,2 Liter zum bevorstehenden Karneval teils mehr als drei Euro kosten, sondern auch in anderen Regionen.
Das typische 0,2-Liter-Glas Kölsch ist in der Domstadt beispielsweise an den närrischen Tagen in Sälen und anderen Fest-Locations vielfach auch nur noch für 2,60 Euro bis drei Euro zu haben, in den Kneipen mag es noch ein bisschen preiswerter sein. Und eine 0,3-Liter-Tulpe Pils für 3,50 bis vier Euro ist heutzutage auch keine Seltenheit mehr.
Dafür, dass manche Gastwirte beim Preis noch mal eine Schippe drauflegen, gibt es mehrere Gründe. Die eingangs erwähnte Anhebung der Mehrwertsteuer zum Jahreswechsel ist bei Weitem nicht der triftigste. Bei den Bierbrauern und in den Gaststätten sind die Personalkosten wie anderswo gestiegen, die Rohstoffe sind für die Brauer teurer geworden, Kosten für Flaschenglas und Kronkorken ebenso, Energiepreise sowieso für alle. Keine neue Entwicklung – und so haben die Bierpreise schon im vergangenen
Jahr deutlich angezogen. Im Sommer 2023 meldete das Statistische Bundesamt ein Plus von zwölf Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Diese Preissteigerungen können die Brauer nicht allein stemmen, sondern geben sie in Teilen an Handel und Gastronomie weiter. Gleichzeitig haben Preisanhebungen vor Karneval gewiss auch damit zu tun, dass Gastwirte beispielsweise Musikanlagen bezahlen müssen und externe Sicherheitsdienste teurer geworden sind.
Aber auch die gestiegene Mehrwertsteuer kann durchaus eine Rolle spielen für die Höhe des Bierpreises. „Der Mehrwertsteuersatz für Getränke lag schon vor der Anhebung zum 1. Januar grundsätzlich bei 19 Prozent, da hat es gar keine Veränderungen gegeben“, sagt ein
Sprecher des Deutschen Hotelund Gaststättenverbands (Dehoga NRW) auf Anfrage. Doch manche Gastwirte, die die Preise wegen der Kostensteigerungen und der Mehrwertsteuererhöhung neu kalkulieren müssten, bezögen dann auch Getränke mit ein. „Und welcher Teil des Angebots preislich wie angepasst wird, ist natürlich eine unternehmerische Entscheidung“, so der Dehoga-Sprecher.
Die steigenden Kosten bereiten den Gastronomen naturgemäß große Sorgen. Für sie ist es ein schmaler Grat beispielsweise zwischen einem auskömmlichen Bierpreis und der Gefahr, dass Gäste wegbleiben, weil ihnen das Getränk zu teuer geworden ist. Wer für ein 0,3-LiterGlas Pils in der Gaststätte zwischen 3,50 und vier Euro bezahlen muss, andererseits beim Discounter aber eine ganze Kiste für teils weniger als zehn Euro bekommt, überlegt sich das mit dem Bier in der Kneipe womöglich noch einmal genau. Vielleicht trinkt er es dann doch lieber zu Hause. Was TV-Gewohnheiten mancher Fernsehzuschauer angeht, ist das Bier neben Chips und anderem Knabberzeug immer noch ein Ritual.
Übrigens: Auch der Klimawandel trägt seinen Teil zu höheren Bierpreisen bei, zumindest langfristig. Aktuellen Studien aus Tschechien zufolge beeinflusst die globale Erderwärmung in den nächsten Jahrzehnten Menge und Qualität des Hopfens, der wichtigste Rohstoff für Bier. Knappe Güter sind teurer, und so könnte dann auch der Bierpreis noch weiter steigen.