Amazon Prime plant Werbung in Videos
Als die ersten Streamingdienste in Deutschland aufkamen, war die Freude groß: Egal, zu welcher Uhrzeit man den Fernseher einschaltete – es lief nur das, worauf man wirklich Lust hatte. Und die nervigen Werbepausen, die jeden Film schier endlos in die Länge zogen, waren Geschichte. Das Konzept überzeugte viele Deutsche, dem linearen Fernsehen endgültig abzuschwören. 22 Prozent schauen laut einer Statista-Umfrage nur noch auf
Netflix, Disney Plus und Co.
Doch nun macht einer beliebtesten Streamingdienste der Deutschen eine Ankündigung, die alles auf den Kopf stellt: Amazon Prime will ab dem 5. Februar Werbeunterbrechungen in seine Videos einbauen. Wer das nicht möchte, muss 2,99 Euro pro Monat zusätzlich zahlen. Regulär kostet eine PrimeMitgliedschaft 8,99 Euro pro Monat oder 89,90 Euro pro Jahr, Studierende zahlen 4,49 Euro monatlich.
Ist das rechtlich zulässig? Gleichbleibende Leistung zu einem höheren Preis? „Nein, es handelt sich um eine rechtswidrige Preiserhöhung“, sagt Finanzexpertin Susanne Meunier von der Stiftung Warentest. Amazon dürfe sie nicht einfach so umsetzen – die Kundinnen und Kunden müssten dem höheren Preis erst einmal zustimmen. So hat auch der Bundesgerichtshof schon in mehreren Fällen entschieden, zum Beispiel im November, nachdem Netflix seine Preise einseitig erhöhen wollte (Az.: I ZR 23/20).
Wer weder Werbung sehen möchte noch mehr zahlen will, kann sich mit einem Musterbrief der Stiftung Warentest an Amazon wenden. Diesen findet man im Internet unter www.test.de, wenn man dort nach dem Schlagwort Amazon-Prime sucht. Falls der Konzern die Forderung zurückweist, bleiben nur zwei Möglichkeiten: Klagen oder kündigen. Mindestens ein Kunde habe laut Meunier schon beim Amtsgericht Neukölln Klage auf Feststellung der Rechtswidrigkeit von Werbeeinblendungen eingelegt. Je mehr das täten, desto größer die Erfolgschancen.