Rheinische Post Ratingen

Bedrohte Tierart

Dem MSV Duisburg droht der Abstieg in die viertklass­ige Regionalli­ga. Dabei war die Rückkehr in die Zweite Bundesliga das erklärte Ziel. Wie konnten die Zebras in diese prekäre Situation rutschen? Und kann Michael Preetz jetzt helfen? Eine Ursachenfo­rschu

- VONASTEFAN­ALOYDA

Deutschlan­ds bekanntest­es Zebra, der MSV Duisburg, ist schwer krank. Die Diagnose: akute Abstiegsge­fahr. Nur noch wenige Lebenszeic­hen sendet die Mannschaft von Trainer Boris Schommers aus. Am Dienstagab­end verlor der MSV 2:3 gegen den Halleschen FC. Ganze drei Siege feierte der Patient MSV in 22 Spielen. Die Zebras sind vom Aussterben bedroht. Geholfen hat bisher noch keine Medizin.

Symptom: Miese Kaderzusam­menstellun­g

Im Sommer versuchte es der mittlerwei­le geschasste Sportgesch­äftsführer Ralf Heskamp mit großen Namen: Pascal Köpke, Alexander Esswein, Thomas Pledl. Die drei Hoffnungst­räger haben bereits eine große Zukunft hinter sich. Nach falschen Entscheidu­ngen und karriereei­nschneiden­den Verletzung­en haben es alle drei nicht mehr geschafft, höher unterzukom­men. Sie kamen mit der Erwartung, dem

MSV neues Leben einzuhauch­en. Das ist fehlgeschl­agen. Mit Daniel Ginczek kam im Winter nun ein weiterer Spieler aus dieser Kategorie und sorgte zumindest bei seinem Debüt in der zahnlosen MSV-Offensive für keinerlei Gefahr.

Die Lichtblick­e des Teams – Caspar Jander, Baran Mogultay oder Santago Castaneda – sind alle jünger als 20 Jahre. Die sonstigen Leistungst­räger sind von Verletzung­en verfolgt. Marvin Bakalorz fällt derzeit mit einer Knieverlet­zung aus, Sebastian Mai hat sich nach seiner Einwechslu­ng in München einen Kreuzbandr­iss zugezogen und fällt für den Rest der Saison aus.

Symptom: Verfehlte Personalpo­litik in der sportliche­n Führung

Torsten Ziegner musste nach dem schwachen Start (drei Punkten aus sechs Spielen) gehen. U19-Trainer Engin Vural übernahm interimswe­ise. Doch gerade, als sich die Werte des MSV stabilisie­rten und die Mannschaft den ersten Sieg feierte, wurde er ausgetausc­ht. Vural trainiert nun die U19 von Fortuna Düsseldorf. Boris Schommers kam als Nachfolger vom 1. FC Düren aus der Regionalli­ga. Er sollte den Zebras neue Gewinnerme­ntalität einimpfen. Sein Punkteschn­itt (0,75) ist alles andere als überragend. Spielerisc­h krankt es immer noch. Der Trainer-Effekt bisher? Wie pusten bei einem Knochenbru­ch.

Zwei Wochen nach dem Trainer musste auch Sport-Geschäftsf­ührer Heskamp seine Sachen packen. Mit Chefscout Chris Schmoldt und Ex-Spieler Branimir Bajic übernahm eine Billig-Lösung als Doppelspit­ze.

Symptom: Finanziell­e Probleme Bei der Mitglieder­versammlun­g im März 2023 erklärte Präsident Udo Wald ein großes Vorhaben: Die Vision Zweite Bundesliga in 2025. Das sei zwar kein Verspreche­n gewesen – „aber das ist unser klares Ziel!“Alleine schon, um den Verein finanziell zu gesunden. Aktuell sieht es aber in der kommenden Saison eher nach

Regionalli­ga West aus. Und dort stellen sich Fragen. Wie lang kann der MSV überhaupt die Regionalli­ga stemmen? Wie wirkt sich ein Abstieg auf das Nachwuchsl­eistungsze­ntrum aus? Oder auf die Frauen?

Immerhin konnten sich die MSVVerantw­ortlichen mit dem Großgläubi­ger Schauinsla­nd-Reisen auf einen Forderungs­verzicht mit Besserungs­schein einigen. Vom etwa sechs Millionen Euro hohen Darlehen wird nur noch dann etwas zurückgeza­hlt, wenn ungeplant mehr eingenomme­n wurde als erwartet.

Heilmittel? Mit Preetz kommt ein großer Name

Und nun kommt der nächste Schamane nach Wedau: Michael Preetz. Der frühere Nationalsp­ieler hat zwischen 1992 und 1994 zwei Jahre bei den Zebras gespielt. 30 Jahre später soll er für die Wunderheil­ung sorgen. Nach drei Jahren Arbeitslos­igkeit. Preetz soll die „gesamte Organisati­on“führen. Ob ihm das gelingen wird, zeigen die nächsten Wochen.

 ?? FOTO:AGUIDOAKIR­CHNER/DPA ?? Leidendes Zebra in Duisburg: MSV- Maskottche­n „Ennatz“kniet nach einem Spiel enttäuscht an der Seitenlini­e.
FOTO:AGUIDOAKIR­CHNER/DPA Leidendes Zebra in Duisburg: MSV- Maskottche­n „Ennatz“kniet nach einem Spiel enttäuscht an der Seitenlini­e.

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