Bedrohte Tierart
Dem MSV Duisburg droht der Abstieg in die viertklassige Regionalliga. Dabei war die Rückkehr in die Zweite Bundesliga das erklärte Ziel. Wie konnten die Zebras in diese prekäre Situation rutschen? Und kann Michael Preetz jetzt helfen? Eine Ursachenforschu
Deutschlands bekanntestes Zebra, der MSV Duisburg, ist schwer krank. Die Diagnose: akute Abstiegsgefahr. Nur noch wenige Lebenszeichen sendet die Mannschaft von Trainer Boris Schommers aus. Am Dienstagabend verlor der MSV 2:3 gegen den Halleschen FC. Ganze drei Siege feierte der Patient MSV in 22 Spielen. Die Zebras sind vom Aussterben bedroht. Geholfen hat bisher noch keine Medizin.
Symptom: Miese Kaderzusammenstellung
Im Sommer versuchte es der mittlerweile geschasste Sportgeschäftsführer Ralf Heskamp mit großen Namen: Pascal Köpke, Alexander Esswein, Thomas Pledl. Die drei Hoffnungsträger haben bereits eine große Zukunft hinter sich. Nach falschen Entscheidungen und karriereeinschneidenden Verletzungen haben es alle drei nicht mehr geschafft, höher unterzukommen. Sie kamen mit der Erwartung, dem
MSV neues Leben einzuhauchen. Das ist fehlgeschlagen. Mit Daniel Ginczek kam im Winter nun ein weiterer Spieler aus dieser Kategorie und sorgte zumindest bei seinem Debüt in der zahnlosen MSV-Offensive für keinerlei Gefahr.
Die Lichtblicke des Teams – Caspar Jander, Baran Mogultay oder Santago Castaneda – sind alle jünger als 20 Jahre. Die sonstigen Leistungsträger sind von Verletzungen verfolgt. Marvin Bakalorz fällt derzeit mit einer Knieverletzung aus, Sebastian Mai hat sich nach seiner Einwechslung in München einen Kreuzbandriss zugezogen und fällt für den Rest der Saison aus.
Symptom: Verfehlte Personalpolitik in der sportlichen Führung
Torsten Ziegner musste nach dem schwachen Start (drei Punkten aus sechs Spielen) gehen. U19-Trainer Engin Vural übernahm interimsweise. Doch gerade, als sich die Werte des MSV stabilisierten und die Mannschaft den ersten Sieg feierte, wurde er ausgetauscht. Vural trainiert nun die U19 von Fortuna Düsseldorf. Boris Schommers kam als Nachfolger vom 1. FC Düren aus der Regionalliga. Er sollte den Zebras neue Gewinnermentalität einimpfen. Sein Punkteschnitt (0,75) ist alles andere als überragend. Spielerisch krankt es immer noch. Der Trainer-Effekt bisher? Wie pusten bei einem Knochenbruch.
Zwei Wochen nach dem Trainer musste auch Sport-Geschäftsführer Heskamp seine Sachen packen. Mit Chefscout Chris Schmoldt und Ex-Spieler Branimir Bajic übernahm eine Billig-Lösung als Doppelspitze.
Symptom: Finanzielle Probleme Bei der Mitgliederversammlung im März 2023 erklärte Präsident Udo Wald ein großes Vorhaben: Die Vision Zweite Bundesliga in 2025. Das sei zwar kein Versprechen gewesen – „aber das ist unser klares Ziel!“Alleine schon, um den Verein finanziell zu gesunden. Aktuell sieht es aber in der kommenden Saison eher nach
Regionalliga West aus. Und dort stellen sich Fragen. Wie lang kann der MSV überhaupt die Regionalliga stemmen? Wie wirkt sich ein Abstieg auf das Nachwuchsleistungszentrum aus? Oder auf die Frauen?
Immerhin konnten sich die MSVVerantwortlichen mit dem Großgläubiger Schauinsland-Reisen auf einen Forderungsverzicht mit Besserungsschein einigen. Vom etwa sechs Millionen Euro hohen Darlehen wird nur noch dann etwas zurückgezahlt, wenn ungeplant mehr eingenommen wurde als erwartet.
Heilmittel? Mit Preetz kommt ein großer Name
Und nun kommt der nächste Schamane nach Wedau: Michael Preetz. Der frühere Nationalspieler hat zwischen 1992 und 1994 zwei Jahre bei den Zebras gespielt. 30 Jahre später soll er für die Wunderheilung sorgen. Nach drei Jahren Arbeitslosigkeit. Preetz soll die „gesamte Organisation“führen. Ob ihm das gelingen wird, zeigen die nächsten Wochen.