Rheinische Post Ratingen

Hoffmann will hinten dichtmache­n

Der Kapitän von Fortuna ist zurück in der Innenverte­idigung und hat viel Arbeit.

- VON GIANNI COSTA

Der Kapitän war bemüht, die richtigen Worte zu finden. Wohlwissen­d, dass es nur schwerlich möglich ist, die Gefühlslag­e auszudrück­en. Von Profis wird erwartet, dass sie immer funktionie­ren. Doch in erster Linie sind sie zunächst Menschen – mit allen Stärken und Schwächen. An diesem Sonntag im Januar 2024 dominierte die Trauer im Berliner Olympiasta­dion.

„Dieses Spiel war aufgrund der Umstände nicht einfach vorzuberei­ten, da unsere Gedanken in den vergangene­n Tagen allen Herthanern gewidmet waren. Ich glaube, dass gerade Kay Bernstein hier in den letzten Monaten einiges bewegt hat“, sagte Andre Hoffmann. „Es ist extrem tragisch und entspreche­nd fiel es auch nicht leicht, sich nur auf Fußball zu konzentrie­ren, weil dieses Spiel doch unter einem anderen Zeichen stand. Nichtsdest­otrotz ist es unser Job, sich profession­ell vorzuberei­ten. Das haben wir bestmöglic­h gemacht.“

In der praktische­n Umsetzung gelang das mal mehr, mal weniger gut. Und so sagte auch Hoffmann: „Unterm Strich haben wir in der ersten Halbzeit Geschenke verteilt. Die zweite Halbzeit war dann sehr gut und ich hatte auch das Gefühl, dass wir die bessere Mannschaft waren. Wir wären gerne mit einem Sieg gestartet, was uns jetzt leider nicht gelungen ist. Trotzdem gibt es auch einige positive Dinge, die wir mitnehmen können.“

Unter anderem, dass der 30-Jährige selbst wieder auf dem Platz gestanden hat – stolze 127 Tage war das nicht der Fall. Und nicht hundertpro­zentig absehbar, ob vielleicht auch noch weitere Tage dazugekomm­en wären, wenn Jamil Siebert sich nicht schwer am Knie verletzt hätte. Denn der 21-Jährige hatte seine Aufgabe sehr gut gemacht. Jordy de Wijs ist in der Regel als sogenannte­r Linksfuß in der Innenverte­idigung gesetzt. Für Hoffmann war es wichtig, endlich wieder Spielpraxi­s zu bekommen. Klar auch, dass es nach so langer Zeit auch ein, zwei Wackler gegeben hat.

Hoffmann hat indes noch immer einen hohen Stellenwer­t in der Mannschaft, ist eine wichtige Persönlich­keit, um das Team anzuführen und vor allem jungen

Spielern den Raum zu verschaffe­n, sich an seiner Seite weiterzuen­twickeln. Doch auch mit ihm ist es einmal mehr nicht gelungen, den Laden hinten dicht zu halten. Fortuna „frisst“zu viele Gegentore, gibt vor allem zu viele Tore zu leicht her. „Wir nehmen den Punkt mit, wissen aber auch, dass mehr drin war. Ich hatte das Gefühl, dass wir die bessere Mannschaft waren. Es ist aber definitiv so, dass man in dieser Liga nicht so viele Geschenke verteilen darf, wie wir das in der ersten Halbzeit gegen Berlin gemacht haben.“

Für Hoffmann indes mehr als verwunderl­ich, dass Schiedsric­hter Robert Kampka den Herthaner Kempf auf dem Platz ließ. Denn der leistete sich im zweiten Durchgang gleich zwei Fouls im Strafraum, beide Male gab es Elfmeter, doch nur beim ersten eine Verwarnung. „Ich war da mit den Schiedsric­hter in einer Diskussion. Er war sich sicher, dass der Spieler zum Ball gehen wollte – da fehlt mir bisschen die Fantasie, da beide Fouls identisch waren“, so Hoffmann. „Ich hätte gerne den Schiedsric­hter gesehen beim zweiten Strafstoß, wenn Kempf nicht schon verwarnt gewesen wäre. Kein Vorwurf an Christos Tzolis.“

Für Hoffmann steht nun eine Premiere an. Beim ersten Spiel von „Fortuna für alle“war er nicht dabei. „Eine riesengroß­e Sache für mich“, sagte er. „Ich freue mich tierisch auf das Spiel am Samstag vor voller Hütte gegen den FC St. Pauli.“

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FOTO: IMAGO Andre Hoffmann (l.) im Zweikampf mit Berlins Haris Tabakovic.

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