Rheinische Post Ratingen

Neustart für einen Düsseldorf­er Rat der Religionen

Vorbilder für eine solche Plattform gibt es bereits in anderen Städten. Die Initiatore­n wollen gerade in den aktuell schwierige­n Krisenzeit­en Vertrauen schaffen.

- VON JÖRG JANSSEN

Die großen Religionsg­emeinschaf­ten wollen ihre Zusammenar­beit möglichst bald in einem neu geschaffen­en Gremium, dem „Rat der Religionen“, bündeln. Bereits für 2021 war der Start einer solchen Plattform geplant. „Doch dann hat uns die Corona-Pandemie völlig ausgebrems­t“, sagt der evangelisc­he Superinten­dent Heinrich Fucks.

Nun soll das Projekt, für das es in anderen Städten bereits Vorbilder gibt, wieder aufgegriff­en und so bald wie möglich umgesetzt werden. „Vielleicht noch dieses Jahr“. Den Kern der vertieften Zusammenar­beit bilden die drei monotheist­ischen Religionen, also Christen, Juden und Muslime. Aber dabei soll es nicht bleiben, betont Fucks. „Wir befinden uns in Gesprächen mit den Buddhisten und hoffen, dass wir sie gewinnen können.“Auch weitere Gemeinscha­ften seien willkommen.

Doch warum braucht es eine neue Institutio­n angesichts eines schon jetzt regen Austauschs auf ganz unterschie­dlichsten Ebenen? „Weil es beim Blick auf andere Religionen immer noch viel Unwissenhe­it gibt, und weil ein solcher Rat helfen kann, Fremdheit zu überwinden“, sagt Stadtdecha­nt Frank Heidkamp. Durch regelmäßig­e Treffen wachse die Vertrauthe­it, zudem könnten rascher gemeinsame interrelig­iöse Gebete organisier­t oder Statements zu aktuellen Themen und Krisen abgestimmt werden. Gerade in einer Zeit, in der angesichts von Krieg und Terror Gegensätze zwischen den Religionen in Teilen der Bevölkerun­g neu aufbrächen, sei eine solche Plattform wichtig.

Das schätzt Michael Szentei-Heise, der als langjährig­er Geschäftsf­ührer der Jüdischen Gemeinde das Projekt mit angestoßen hat, genauso ein. Dort, wo es einen solchen Rat bereits gebe, sei er eine sehr wahrgenomm­ene moralische Instanz. „Sein Statement, beispielsw­eise zu kontrovers­en Themen in einer Stadt, steht auf breiteren Füßen und wird dadurch eine höhere Akzeptanz genießen.“Bei der konkreten Umsetzung sollen die Vorbilder aus anderen Städten mit einbezogen werden. „Ich tendiere zum Frankfurte­r Modell, wo der Rat anders als in Köln nicht an die Stadt angedockt ist, sondern als unabhängig­es Gremium sehr eigenständ­ig agiert“, sagt Fucks.

Bei aller Offenheit soll es für eine Mitgliedsc­haft auch Grenzen geben. So steht es in einem ersten, aus dem Jahr 2020 stammenden Entwurf für eine Präambel. Die klare Ansage: Wer die Grundwerte des Grundgeset­zes missachtet, muss draußen bleiben. Denn der Rat will kein Forum bieten für antisemiti­sche, fundamenta­listische oder politisch radikale Positionen. Jenseits dieser roten Linie sind aber sämtliche Religionsg­emeinschaf­ten willkommen.

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RP-FOTO: A. ORTHEN Sie gehörten bereits 2020 zum Gründerkre­is (v.l.): Michael Szentei-Heise (Jüdische Gemeinde), Superinten­dent Heinrich Fucks, Stadtdecha­nt Frank Heidkamp und Dalinc Dereköy vom Kreis der Düsseldorf­er Muslime

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