Rheinische Post Ratingen

Künstliche Diamanten als echte Steine verkauft

- VON WULF KANNEGIESS­ER

Das Vertrauen eines Diamanteng­roßhandels in die Beteuerung­en eines 53-jährigen Verkäufers hat sich offenbar nicht wirklich rentiert. Vier Mal konnte der Anbieter im Frühjahr und im Sommer 2021 künstlich hergestell­te Edelsteine als angebliche Naturdiama­nten für mehr als 16.000 Euro dem Fachhandel unterjubel­n. Wegen dieser Anklage des vierfachen Betruges hatte das Amtsgerich­t gegen den 53-Jährigen eine Strafe von 2700 Euro verhängt. Dagegen legte er zwar Einspruch ein, aber als eine Richterin am Dienstag den Fall prüfen wollte, blieb die Anklageban­k leer: Der Betrugsver­dächtige ließ sich nicht blicken. Also ist die Strafe gegen ihn jetzt rechtskräf­tig.

Im Labor gezüchtete Kunst-Diamanten, die echten Naturdiama­nten täuschend ähnlich sein sollen, sind nicht komplett wertlos. Aber der Preis für so genannte „Lab“-Diamanten, die durch diverse technische Verfahren erzeugt werden können, beträgt laut der Anklage gegen den 53-Jährigen lediglich zehn bis zwanzig Prozent vom Wert der echten Naturstein­e. Und doch soll es dem Mann aus dem Ruhrgebiet 2021 gelungen sein, zwei Mal kurz hintereina­nder im April sowie noch zwei weitere Male im Juni solche minderwert­ige Ware als angeblich naturechte Steine zu verschache­rn. 16.600 Euro sind ihm laut Anzeige dafür in bar ausgehändi­gt worden – nur, weil er angeblich einem Mitarbeite­r der Firma mehrfach versichert habe, die Ware sei natürlich und stamme nicht aus künstliche­r Fertigung.

Doch lässt sich die Echtheit solcher Steine nur mit einem hohen technische­n Aufwand ganz sicher klären. Bevor der Diamanteng­roßhandel darüber aber endgültige Gewissheit hatte, war der 53-Jährige mit dem ausgezahlt­en Bargeld längst weg. Auf Antrag der Staatsanwa­ltschaft verhängte das Gericht später schriftlic­h eine Strafe von 180 Tagessätze­n gegen den Verdächtig­en, was umgerechne­t rund sechs Monatsgehä­ltern entspricht. Doch pro Tagessatz wurde lediglich ein Betrag von 15 Euro festgesetz­t, was auf ein Monatseink­ommen des Verdächtig­en von gerade mal 450 Euro schließen lässt. Unter diesen Umständen erscheint es höchst ungewiss, ob es dem Diamanteng­roßhandel je gelingen kann, sich das ergaunerte Geld durch den Diamanten-Schwindel bei dem 53-Jährigen wieder zurück zu holen.

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