Bus- und Bahn-Anbieter Flix erhöht Preise um bis zu 400 Prozent
Während des sechstägigen Ausstands der Deutschen Bahn fahren Flixbusse und -züge weiter. Wegen der hohen Nachfrage kosten Tickets temporär deutlich mehr.
(now) Ein großer Profiteur des Streiks der Deutschen Bahn ist der private Bus- und Bahn-Anbieter Flix, den viele wegen der giftgrünen Reisebusse kennen. In Düsseldorf fahren Flixbusse von zwei Bus-Steigen ab dem ZOB Worringer Straße, Tickets gibt es online und beim lokalen Reisebüro StanTravel. Deren Düsseldorfer Büroleiter David Stoklosa sagt: „Seitdem der Streik bekannt ist, steigt bei uns die Nachfrage für den Verkauf von Flixbus- und Flixtrain-Tickets massiv an.“Die Folge: drastisch gestiegene Preise.
Eigentlich ist der Winter Nebensaison bei Flix. Die Bestseller-Route von Düsseldorf nach Berlin – knapp fünf Stunden mit dem Zug, zwischen acht und neun Stunden mit dem Bus – kostet an normalen Samstagen 20 Euro mit dem Flixtrain und ab 16 Euro mit dem Flixbus. Wegen des sechstägigen Bahnstreiks aber, der bundesweit von Mittwochmorgen bis Montagabend dauert, wird der Alternativ-Anbieter plötzlich zum sehr gefragten Verkehrsmittel.
Wer am kommenden Samstagmorgen von Düsseldorf nach Berlin mit dem Flixtrain fahren will, zahlt 100 Euro, also 400 Prozent mehr als sonst. Die Bus-Verbindung kostet 47 Euro, fast drei Mal so viel wie üblich. „Nur noch drei Plätze verfügbar“, heißt es auf der Internetseite von Flix zu dieser Verbindung. Die Nachfrage treibt den Preis, denn das Angebot ist begrenzt.
Den Bahnstreik hatte die verantwortliche Lokführer-Gewerkschaft GDL erst am Montagmorgen angekündigt. „In so kurzer Zeit kann
Flix die Kapazität nicht mal eben anpassen“, sagt der Düsseldorfer Ticket-Verkäufer David Stoklosa. Auf der Schiene bräuchte es dafür viel mehr Vorlauf. Und auf der Straße hat das Münchner Unternehmen keine eigenen Busse, sondern vertraut auf Dienstleister.
Eine Fahrerin aus dem niedersächsischen Isernhagen sagt am Dienstag in Düsseldorf, dass ihr Unternehmen beim vorherigen Bahnstreik Doppelstock-Busse eingesetzt hatte, um die Zahl der buchbaren Plätze kurzfristig von 49 auf 77 zu erhöhen. „Wir stocken Verbindungen, bei denen die Nachfrage besonders hoch ist, bei Bedarf auf“, bestätigt Flix-Sprecher Sebastian Meyer. „Besonders beliebte Ziele ab Düsseldorf sind aktuell Frankfurt, München und Berlin.“Unser Preisvergleich zeigt, dass auch auf diesen Strecken die Preise während des Bahnstreiks zwischen 200 und 300 Prozent höher sind als sonst.
Dazu sagt Meyer: „Unser Preissystem ist dynamisch, wie etwa auch bei Airlines.“Das bedeute, dass Fahrgäste günstiger reisen, wenn sie früher buchen – weil dann die Auslastung entsprechend niedriger ist. „Aufgrund der hohen Nachfrage während des Streiks sind entsprechend auch günstigere Tickets schneller vergriffen.“
Fairerweise muss man sagen, dass es bei der Deutschen Bahn ebenfalls teurer wird, je kurzfristiger man bucht. Und noch eine Gemeinsamkeit gibt es: Flixbusse sind vor Verspätungen nicht gefeit. Am Dienstagvormittag war die angekündigte Ankunftszeit in Düsseldorf bei zwei von vier Bussen zwischen zehn und 85 Minuten später als geplant.