Berührende Intimität
Viel Beifall zur Premiere spendeten unsere Kritiker dem zweiteiligen Ballettabend, den Dominique Dumais choreografiert hat.
DÜSSELDORFDer zweiteilige Ballettabend „A Kiss to the World“, choreografiert von Dominique Dumais, wurde bei der Premiere mit großem Jubel aufgenommen. Einhellig begeistert waren auch die sechs anwesenden Opern- und Ballettscouts. Hier ihre ersten Kommentare, weitere und ausführlichere finden sich in den nächsten Tagen auf der Website der Oper unter dem Namen des Stücks: www.operamrhein.de.
Lian Heüveldop, Öffentlichkeitsarbeit im FFT: „Mich hat dieser Abend so berührt wie kaum ein anderer, von Anfang bis Ende. Beeindruckend, wie im ersten Teil mit sehr sparsamen Mitteln sehr viel erschaffen wurde. Das Spiel mit den aufgehängten Tüchern, mit Schatten und Wind, zauberte vielschichtige Effekte. Ich hatte mich vorher gar nicht eingelesen in das Stück und war erstaunt, wie viel man aus diesem Thema Kuss tänzerisch herausholen kann und wie facettenreich die Choreografie umgesetzt wurde. Mir gefielen vor allem die Pas de deux, die Intimität in der Gruppe und die innigen Momente zwischen den Paaren.“
Benjamin Arndt, Kommunikationsdesigner: „Ich stehe unter dem Einfluss der Zeit, in der wir leben und habe vieles durch die politische Brille gesehen. Wenn gerade Menschen auf die Straße gehen und gegen Nationalismus und Rechts demonstrieren, denke ich die Symbolik von Liebe, die in diesem Stück steckt. Die Verbindung eines internationalen Ensembles mit klassischer deutscher Musik bedeutet für mich eine
Demonstration für Miteinander und gesellschaftlichen Zusammenhalt, für alles, was wir erhalten wollen und lieben, gegen den braunen Schmutz da draußen. Die Musik: hervorragend. Bekannte Stücke live zu hören, war etwas Besonderes für mich. Hinzu kommt die unfassbar gute Choreografie mit ihrem Zusammengehen und Auseinanderbrechen.“
Anna von Aulock, Schulsozialarbeiterin: „Ich bin so dankbar und ein bisschen zum Ballett bekehrt worden. Was ich sah, hat mich berührt und ging mir nahe. Besonders stark bei den Paaren mit ihrer Intimität und diesem Ineinanderlaufen, das vermittelte ein Gefühl, das man kennt. Ich fand es auch total beeindruckend, dass am Ende so viele Frauen auf der Bühne standen, darunter die Dirigentin und die Choreografin. Es war eine Schönheit in diesem Stück, die nicht sexualisierend wirkte. Das Thema Kuss hätte man auch dicker auftragen können. Hier aber wurde es als etwas Wahres, Schönes, Ehrliches, Authentisches dargestellt. Und dazu noch der Gesang – wunderbar.“
Tobias Junggebauer, Physiotherapeut: „Ich war begeistert von der Zusammenstellung der Inszenierung. Beim Ballett bin ich jedes Mal wieder fasziniert, was man damit alles darstellen kann. Das habe ich heute wieder gespürt. Ich fühlte mich extrem gut unterhalten und emotional berührt. Sehr schön war die musikalische Untermalung mit dem Gesang. Gut gelungen fand ich auch den Kontrast der grauen Farben im ersten Teil mit den fröhlichen und den roten Kleidern im zweiten. So ergaben sich zwei komplette Hälften. Respekt auch vor dem Bühnenbild.“
Alissa Steinseifer, Leiterin Digitale Produkte bei einem Fachverlag: „Wunderschön. Bei Musik und Tanz erfassten mich zwischendurch Gänsehaut-Schübe. Die Schattenspiele und die Lichtkontraste von warm bis kühl waren besonders toll. Wie auch die Wellen, als nach dem ersten Akt der Vorhang runterging und die Tänzer sich dazu bewegten. Oft sind es die kleinen Dinge, die intensiv nachwirken. Bei der abwechslungsreichen Musik gefielen mir die fröhlichen Stücke besser, der Kontrast war dennoch reizvoll. Manchmal wurde die Musik durchmischt mit Alltagsgeräuschen, als sei man in der Großstadt unterwegs, das wirkte sehr modern. Tanzschuhe gab es diesmal nicht, auch das hob sich ab vom üblichen klassischen Ballett.“
Peter Ripka, bildender Künstler: „Von Anfang an faszinierte mich der erste Teil durch seine Präsenz und den direkten Blick auf mögliche Konflikte oder das Miteinander von Mann und Frau. Die Uniformität der Kostüme holte die Welt in die Jetztzeit. Es gibt doch diesen Ausdruck, dass man die Jacke auf links dreht und das Leben auf den Kopf stellt. Hier hatte ich das Gefühl, dass man sich befreit hat aus einer Art Zwangsjacke, bis auf die blanke Haut. Eine großartige, herzergreifende Musik. Ich mag total diese Art des Balletts, diese Interaktion, die Gruppen, das Laufen, die Gegenbewegung von Paaren. Ich war begeistert. Das Ende kam zu früh.“