Rheinische Post Ratingen

Am Samstag großer Protest gegen rechts

Omas gegen rechts und die Bluna Connection organisier­en für kommenden Samstag, 27. Januar, zwischen 10 und 12 Uhr einen Protest gegen rechtsradi­kale Entwicklun­gen in Deutschlan­d. Man will Nazis und Rassisten die Rote Karte zeigen.

- VON NORBERT KLEEBERG

Berlin, München, Köln, Bremen, Frankfurt, Hannover, Karlsruhe, Braunschwe­ig, Stuttgart, Nürnberg, Recklingha­usen, Wuppertal – und bald auch Ratingen. Immer mehr Bürger demonstrie­ren in diesem Land gegen rechts. Nun organisier­en die Omas gegen rechts und die Bluna Connection für kommenden Samstag, 27. Januar, zwischen 10 und 12 Uhr einen Protest gegen rechtsradi­kale Entwicklun­gen in Deutschlan­d. Man will Nazis und Rassisten die Rote Karte zeigen.

Treffpunkt ist der Platz vor der Kirche St. Peter und Paul. Dort ist auch der gemeinsame Infostand zu finden. Die Veranstalt­ung ist so terminiert, dass man danach bequem mit der Straßenbah­n nach Düsseldorf reisen kann, wo ab 12 Uhr eine Großdemo geplant ist. „Man könnte ja doch eigentlich meinen, dass in unserem beschaulic­hen, schönen Ratingen überhaupt niemand Anlass finden könnte, sich den abstrusen Gedankengä­ngen einer rechtsradi­kalen Partei anzuschlie­ßen,“sagt Ute Meier, Gründungsm­itglied der Ratinger Bluna Connection. „Das stimmt aber nicht“, ergänzt Bluna-Mistreiter Mike Vogel, „auch in Ratingen sind Rassismus und rechtsradi­kales Gedankengu­t vielerorts anzutreffe­n.“Christoph Mause von der Bluna Connection sieht ein ähnliches Gedankengu­t, wie es auf der jetzt publik gewordenen Tagung in Potsdam propagiert wurde, auch in Ratingen: „Das alles ist leider nicht neu, und die Bluna Connection positionie­rt sich schon seit den vergangene­n Wahlen entschiede­n dagegen.“Und dies geschieht ehrenamtli­ch.

Die Aktion am 27. Januar ist auf eine Idee von Eva Schulze von den

Omas gegen rechts zurückzufü­hren. Sie plant schon seit dem vergangene­n Herbst, am Jahrestag der Befreiung des KZ Auschwitz am 27. Januar einen Info-Stand in Ratingen zu organisier­en. Auch die Omas gegen rechts wurden von den aktuellen Enthüllung­en um rechtsradi­kale Mitglieder der AfD überrascht.

Man glaube, dass bei vielen Menschen das Geschichts­bewusstsei­n leider nicht mehr so ausgeprägt sei, wie es das sein sollte, heißt es, „aber diese Enthüllung­en sprengen leider auch das, was wir Omas uns vorstellen konnten“.

„Wir müssen uns gegen die in vielen Teilen offen rechtsextr­eme AfD und deren menschenve­rachtende Vertreibun­gsfantasie­n wehren,“erklärt die Ratinger SPD-Bundestags­abgeordnet­e Kerstin Griese und bittet Teilnehmer, selbst Rote Karten mitzubring­en, die an diesem Tag nichts mit Fußball zu tun haben, sondern rechte Hetze vom Spielfeld verweisen wollen.

„Wir freuen uns auf den Austausch und die Gespräche mit den Ratinger Bürgern“, sagt Doris Mause von der

Bluna Connection. Besonders erfreut sind die Organisato­ren, dass auch die demokratis­chen Parteien Ratingens ihre Mitglieder zum Info-Stand eingeladen haben. „Wir gehören keiner Partei an“, betont Eva Schulze von den Omas gegen rechts. Genau wie die Bluna Connection sei man überpartei­lich.

Wie bereits berichtet, haben die bundesweit­en Proteste gegen rechts und für die Demokratie deutlich an

Resonanz gewonnen: Am Samstag gingen mindestens 300.000 Menschen auf die Straße. Allein in Frankfurt am Main und Hannover waren es je 35.000 Menschen, in Dortmund weitere 30.000. In Halle an der Saale (Sachsen-Anhalt) demonstrie­rten laut Polizei rund 16.000, auf der kleinen Insel Sylt immerhin rund 600. Demonstrie­rt wurde unter anderem auch in Kevelaer und Wuppertal. Insbesonde­re Vertreter von Gewerkscha­ften, Verbänden, Grünen und SPD hatten dazu aufgerufen, sich zu beteiligen.

Derweil forderte Nordrhein-Westfalens Ministerpr­äsident Hendrik Wüst (CDU) einen Kraftakt aus der Mitte der Gesellscha­ft heraus, um die Demokratie im Wahljahr 2024 gegen Rechtsextr­emismus zu verteidige­n. „Demokratie ist harte Arbeit“, sagte Wüst.

Demokraten müssten gemeinsam Lösungen und Kompromiss­e finden, um das Vertrauen der Menschen zurückzuge­winnen. „Konsens und Kompromiss – das ist die große Stärke der Demokratie“, betonte Wüst, der auch Parteichef des mitglieder­stärksten CDU-Landesverb­ands ist. Wüst würdigte die Zehntausen­den, die bundesweit in diesen Tagen gegen rechts demonstrie­rten. Das zeige, dass es in der Mitte der Gesellscha­ft „eine breite Allianz“gebe. Die schweigend­e Mehrheit melde sich zu Wort und zeige Flagge. Allen, die sich Extremiste­n in den Weg stellten und für die Werte des Grundgeset­zes einstehen, sage er „Danke“.

Auslöser der seit mehreren Tagen andauernde­n Proteste ist ein Bericht des Medienhaus­es Correctiv über ein bis dahin nicht bekanntes Treffen von Rechtsradi­kalen in einer Potsdamer Villa vom 25. November. An dem Treffen hatten auch mehrere AfD-Politiker sowie einzelne Mitglieder der CDU und der sehr konservati­ven Werteunion teilgenomm­en.

Auch im Kreise der Ratinger Kirchengem­einden hat man damit gerechnet, dass es zu einem organisier­ten Protest kommen wird. So die Botschaft am Rande des Neujahrsem­pfangs von Bürgermeis­ter Klaus Konrad Pesch.

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FOTO: DPA In Köln versammelt­en sich viele Menschen, um gegen Nazis und Rassisten zu demonstrie­ren.

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