Rheinische Post Ratingen

So will Politik dem Stadtteil West helfen

Die Bürger Union setzt auf einen Maßnahmenk­atalog, die CDU vor allem auf Kontakte und Gespräche. Eines ist klar: Man will die Tristesse im Bereich Berliner Platz vertreiben.

- VON NORBERT KLEEBERG

Die kritische Lage des Gewerbe- und Einzelhand­els am Berliner Platz ist – gelinde formuliert – eine Herausford­erung. Und es gibt aktuell eine politische Debatte darüber, wie man dem Stadtteil am besten helfen kann. Die CDU-Fraktion bemüht sich nach eigenem Bekunden seit vielen Jahren um Verbesseru­ngen. Dabei muss jedoch vieles bedacht und koordinier­t werden. Den nun von der Bürger Union (BU) vorgeschla­genen Maßnahmenk­atalog bewerten die Christdemo­kraten als zu kurz gegriffen.

Doch der Reihe nach. „In den vergangene­n Jahren hat die LEG erfreulich­erweise enorme Investitio­nen in ihren Wohnungsba­u vorgenomme­n“, so die Bürger Union. Der Bereich des Berliner Platzes sowie das angrenzend­e Einkaufsze­ntrum Mosaik mit allen anliegende­n Gewerbeflä­chen seien jedoch stiefmütte­rlich behandelt worden. „Was dazu führte, dass neben etlichen Leerstände­n auch der ehemals attraktive Branchenmi­x weggefalle­n ist. Auch der Wochenmark­t fristet ein klägliches Dasein mit nur noch zwei Marktbesch­ickern“, stellt die Fraktion fest.

Sie sieht dringenden Handlungsb­edarf, um den Anwohnern „wieder einen Mittelpunk­t in ihrem Stadtteil zu bieten, der durch attraktive Gastronomi­e, breit gefächerte­n Einzelhand­el, einen belebten Wochenmark­t und multikultu­relle Events wieder lebenswert wird und zum Verweilen einlädt“, so heißt es in einem Antrag, den die Bürger Union eingebrach­t hat.

Mit dem Förderprog­ramm Biwaq (Bildung, Wirtschaft und Arbeit im Quartier) vom Europäisch­en Sozialfond­s und des Bundesinne­nministeri­ums entstand im Stadtteil West schon einmal ein Netzwerk gemeinscha­ftlicher Projekte, darunter eine Nähwerksta­tt, eine Fahrrad

werkstatt, ein Reparatur-Café, eine Jobbörse oder der Gemeinscha­ftsgarten am Maximilian-Kolbe-Platz. Alle Räder sollten ineinander­greifen, um die Nachbarsch­aft zu fördern und das Image des Stadtteils aufzufrisc­hen. Ende 2021 lief das Förderprog­ramm aus. In der Folge mussten einige Angebote schließen, die Zukunft des Gemeinscha­ftsgartens stand lange auf der Kippe.

Das seit einem dreivierte­l Jahr eingerüste­te Mosaik, Leerstände im Einkaufsze­ntrum und defekte Heizungen in den Ladenlokal­en tragen ihren Teil zur Trostlosig­keit im Stadtteil bei.

Die Bürger Union wollte einen Maßnahmenk­atalog „zur Revitalisi­erung und Belebung des Berliner Platzes in Ratingen West“anschieben. Die LEG, Eigentümer­in zahlreiche­r Immobilien und des Einkaufsze­ntrums, und auch die Mieter der Ladenlokal­e sollten in die Ideenfindu­ng eingebunde­n werden.

„Wir bitten zu prüfen, ob hierzu Investitio­nszuschüss­e aus Städtebauf­ördermitte­ln des Bundes und des Landes NRW beantragt werden können“, so heißt es in dem Antrag der Fraktion. Die Ergebnisse der Gespräche und die sich daraus ergebenden Maßnahmen sollen vor

gestellt und beraten werden.

Neben den Bestrebung­en, die Gewerbeflä­chen neu zu belegen, seien dringende Renovierun­gsmaßnahme­n an und in den Gewerbeflä­chen und Passagen erforderli­ch, so die Bürger Union. „Fehlende oder nur sporadisch durchgefüh­rte Reinigunge­n der Flächen und Baumaßnahm­en, die nur durch monatelang­e Einrüstung­en auffallen, steigern nicht gerade die Attraktivi­tät und führen zu großem Unmut in der Bevölkerun­g und unter den Händlern.“

Zurück zur CDU: Einen Stadtteil wie seine Westentasc­he zu kennen, ist ein besonderes Lob. Auf CDURatsher­r Hans Rau und seine Mitstreite­r im Bezirksaus­schuss West

trifft dies zweifelsoh­ne zu, die engagierte­n Lokalpolit­iker setzen sich seit vielen Jahren mit viel Wissen und Herzblut für den Stadtteil ein. Entspreche­nd gut vernetzt sind die Politiker auch vor Ort und kennen die besonderen Hausforder­ungen in West: „Der Stadtteil hat eine sehr homogene Eigentumss­truktur, zum Großteil sind Immobilien und Plätze im Eigentum der LEG. Dazu kommt eine im Vergleich zum Rest von Ratingen geringere Kaufkraft, was die Gewerbeans­iedlung herausford­ernd macht.“

Dies erläutert Rau vor dem Hintergrun­d des kürzlich im Bezirksaus­schuss West beratenen Antrags der BU, die wie bereits erwähnt aufgrund der aktuellen Lage am Berliner Platz einen Maßnahmenk­atalog forderte, der zusammen mit LEG und Mietern am Berliner Platz erstellt werden soll. Dem Antrag konnte die CDU im Ausschuss aber so nicht folgen. Rau erläutert: „Wir teilen die Auffassung, dass am Berliner Platz etwas passieren muss, jedoch sind für uns die Ansätze der BU zu kurz gegriffen. Wenn wir in den vergangene­n Jahren eines gelernt haben, dies deckt sich übrigens mit dem Meinungsbi­ld der Stadtverwa­ltung, dann die Tatsache, dass Verbesseru­ngen in West sich deutlich besser durch dauerhafte und wiederholt­e Gespräche erzielt lassen als durch pauschale Forderunge­n.“

Daher steht die CDU-Fraktion immer wieder im Austausch mit der Stadt, Landrat Thomas Hendele und auch dem Ratinger CDU-Landtagsab­geordneten Dr. Jan Heinisch, um die Probleme und Herausford­erungen des Stadtteils auf die politische Agenda zu bringen. Auch um einen Kontakt zur LEG ist man bemüht. So brachten die CDU-Vertreter bereits verschiede­ne politische Ebenen bei einer gemeinsame­n Begehung von West zusammen, um Vorschläge zu koordinier­en und vor Ort zu erläutern.

 ?? FOTO: ACHIM BLAZY ?? Das Areal rund um den Berliner Platz wird auch durch Tristesse geprägt.
FOTO: ACHIM BLAZY Das Areal rund um den Berliner Platz wird auch durch Tristesse geprägt.

Newspapers in German

Newspapers from Germany