So will Politik dem Stadtteil West helfen
Die Bürger Union setzt auf einen Maßnahmenkatalog, die CDU vor allem auf Kontakte und Gespräche. Eines ist klar: Man will die Tristesse im Bereich Berliner Platz vertreiben.
Die kritische Lage des Gewerbe- und Einzelhandels am Berliner Platz ist – gelinde formuliert – eine Herausforderung. Und es gibt aktuell eine politische Debatte darüber, wie man dem Stadtteil am besten helfen kann. Die CDU-Fraktion bemüht sich nach eigenem Bekunden seit vielen Jahren um Verbesserungen. Dabei muss jedoch vieles bedacht und koordiniert werden. Den nun von der Bürger Union (BU) vorgeschlagenen Maßnahmenkatalog bewerten die Christdemokraten als zu kurz gegriffen.
Doch der Reihe nach. „In den vergangenen Jahren hat die LEG erfreulicherweise enorme Investitionen in ihren Wohnungsbau vorgenommen“, so die Bürger Union. Der Bereich des Berliner Platzes sowie das angrenzende Einkaufszentrum Mosaik mit allen anliegenden Gewerbeflächen seien jedoch stiefmütterlich behandelt worden. „Was dazu führte, dass neben etlichen Leerständen auch der ehemals attraktive Branchenmix weggefallen ist. Auch der Wochenmarkt fristet ein klägliches Dasein mit nur noch zwei Marktbeschickern“, stellt die Fraktion fest.
Sie sieht dringenden Handlungsbedarf, um den Anwohnern „wieder einen Mittelpunkt in ihrem Stadtteil zu bieten, der durch attraktive Gastronomie, breit gefächerten Einzelhandel, einen belebten Wochenmarkt und multikulturelle Events wieder lebenswert wird und zum Verweilen einlädt“, so heißt es in einem Antrag, den die Bürger Union eingebracht hat.
Mit dem Förderprogramm Biwaq (Bildung, Wirtschaft und Arbeit im Quartier) vom Europäischen Sozialfonds und des Bundesinnenministeriums entstand im Stadtteil West schon einmal ein Netzwerk gemeinschaftlicher Projekte, darunter eine Nähwerkstatt, eine Fahrrad
werkstatt, ein Reparatur-Café, eine Jobbörse oder der Gemeinschaftsgarten am Maximilian-Kolbe-Platz. Alle Räder sollten ineinandergreifen, um die Nachbarschaft zu fördern und das Image des Stadtteils aufzufrischen. Ende 2021 lief das Förderprogramm aus. In der Folge mussten einige Angebote schließen, die Zukunft des Gemeinschaftsgartens stand lange auf der Kippe.
Das seit einem dreiviertel Jahr eingerüstete Mosaik, Leerstände im Einkaufszentrum und defekte Heizungen in den Ladenlokalen tragen ihren Teil zur Trostlosigkeit im Stadtteil bei.
Die Bürger Union wollte einen Maßnahmenkatalog „zur Revitalisierung und Belebung des Berliner Platzes in Ratingen West“anschieben. Die LEG, Eigentümerin zahlreicher Immobilien und des Einkaufszentrums, und auch die Mieter der Ladenlokale sollten in die Ideenfindung eingebunden werden.
„Wir bitten zu prüfen, ob hierzu Investitionszuschüsse aus Städtebaufördermitteln des Bundes und des Landes NRW beantragt werden können“, so heißt es in dem Antrag der Fraktion. Die Ergebnisse der Gespräche und die sich daraus ergebenden Maßnahmen sollen vor
gestellt und beraten werden.
Neben den Bestrebungen, die Gewerbeflächen neu zu belegen, seien dringende Renovierungsmaßnahmen an und in den Gewerbeflächen und Passagen erforderlich, so die Bürger Union. „Fehlende oder nur sporadisch durchgeführte Reinigungen der Flächen und Baumaßnahmen, die nur durch monatelange Einrüstungen auffallen, steigern nicht gerade die Attraktivität und führen zu großem Unmut in der Bevölkerung und unter den Händlern.“
Zurück zur CDU: Einen Stadtteil wie seine Westentasche zu kennen, ist ein besonderes Lob. Auf CDURatsherr Hans Rau und seine Mitstreiter im Bezirksausschuss West
trifft dies zweifelsohne zu, die engagierten Lokalpolitiker setzen sich seit vielen Jahren mit viel Wissen und Herzblut für den Stadtteil ein. Entsprechend gut vernetzt sind die Politiker auch vor Ort und kennen die besonderen Hausforderungen in West: „Der Stadtteil hat eine sehr homogene Eigentumsstruktur, zum Großteil sind Immobilien und Plätze im Eigentum der LEG. Dazu kommt eine im Vergleich zum Rest von Ratingen geringere Kaufkraft, was die Gewerbeansiedlung herausfordernd macht.“
Dies erläutert Rau vor dem Hintergrund des kürzlich im Bezirksausschuss West beratenen Antrags der BU, die wie bereits erwähnt aufgrund der aktuellen Lage am Berliner Platz einen Maßnahmenkatalog forderte, der zusammen mit LEG und Mietern am Berliner Platz erstellt werden soll. Dem Antrag konnte die CDU im Ausschuss aber so nicht folgen. Rau erläutert: „Wir teilen die Auffassung, dass am Berliner Platz etwas passieren muss, jedoch sind für uns die Ansätze der BU zu kurz gegriffen. Wenn wir in den vergangenen Jahren eines gelernt haben, dies deckt sich übrigens mit dem Meinungsbild der Stadtverwaltung, dann die Tatsache, dass Verbesserungen in West sich deutlich besser durch dauerhafte und wiederholte Gespräche erzielt lassen als durch pauschale Forderungen.“
Daher steht die CDU-Fraktion immer wieder im Austausch mit der Stadt, Landrat Thomas Hendele und auch dem Ratinger CDU-Landtagsabgeordneten Dr. Jan Heinisch, um die Probleme und Herausforderungen des Stadtteils auf die politische Agenda zu bringen. Auch um einen Kontakt zur LEG ist man bemüht. So brachten die CDU-Vertreter bereits verschiedene politische Ebenen bei einer gemeinsamen Begehung von West zusammen, um Vorschläge zu koordinieren und vor Ort zu erläutern.