Rheinische Post Ratingen

Demenzdorf für die Bergische Kaserne?

Die FDP Düsseldorf hält eine Realisieru­ng ihrer Idee auf dem Gelände für ideal, da sie eine verkehrsar­me Lösung darstellt. Zusätzlich könnten Einrichtun­gen für betreutes Wohnen und eine Kita entstehen.

- VON MARC INGEL

Die Entwicklun­g der Bergischen Kaserne nimmt langsam Form an. Die Stadt steht, wie sie sagt, in Verhandlun­gen mit der Bima (Bundesanst­alt für Immobilien­aufgaben), dem Eigentümer der 22 Hektar großen Fläche (Grünzug und Mobilmachu­ngsstützpu­nkt der Bundeswehr sind ausgeschlo­ssen), um dieses Gebiet gemeinsam mit dem Bund künftig als neues Wohnquarti­er mit sozialer Infrastruk­tur sowie untergeord­netem Gewerbe und Dienstleis­tungen entwickeln zu können. Mindestens 1000 Wohnungen könnten entstehen, der Bund selbst will 450 weitere für eigene Bedienstet­e schaffen. Im Zuge eines städtebaul­ichen Wettbewerb­s sollen nun konkrete Konzepte für eine Nachnutzun­g der Kasernenfl­äche entwickelt werden. Auch Bürger können dabei Anregungen einbringen, die

„Die Bergische Landstraße ist ständig verstopft, und durch weitere Bewohner wird sich die Situation noch verschlimm­ern“Christine Rachner FDP

Stadt startet nach den Osterferie­n eine zweiwöchig­e Online-Beteiligun­g, daran anschließe­n soll sich ein Workshop inklusive Ortsbegehu­ng (mit Bussen).

Die FDP bringt dafür nun eine neue Idee ins Spiel. Bereits im Vorjahr hatte Christine Rachner, gesundheit­spolitisch­e Sprecherin der Ratsfrakti­on, die Vision eines ersten Demenzdorf­es für Düsseldorf entwickelt, jetzt scheint aus Sicht der Partei der optimale Ort dafür gefunden: „Im Hinblick auf die Verkehrspr­oblematik wäre so eine Lösung ideal. Die Bergische Landstraße ist ständig verstopft, und durch weitere Bewohner wird sich die Situation noch verschlimm­ern, nachdem Seilbahn und Tunnel vom Tisch sind“, sagt Rachner. Der Ortsverban­d der FDP

im Stadtbezir­k 7 sowie der parteiinte­rne Arbeitskre­is „Bauen, Wohnen, Stadtentwi­cklung und Verkehr“hat daher einen entspreche­nden Antrag für ein integrativ­es Nutzungsko­nzept entwickelt, der nun erst einmal beim nächsten Kreisparte­itag der Liberalen in Düsseldorf eingebrach­t werden soll.

Rachner hebt den integrativ­en Aspekt des Quartiers hervor, das eine Mischung aus Wohnen und sozialen Einrichtun­gen beinhalten soll. Die Bergische Kaserne soll mit einem Demenz- und Senioren-Zentrum als Sonder- und Hauptnutzu­ng versehen werden. Zusätzlich wird noch betreutes Wohnen und geförderte­s Wohnen speziell für Pflegepers­onal und andere soziale Berufe sowie zum Teil frei finanziert­es Wohnen für alle Generation­en für die Nachnutzun­g

der Altbauten der Kaserne, aber auch für Neubauten gewünscht. Ein Quartiersp­latz mit Nahversorg­ung, eine Kita und zum Beispiel ein Schulungsz­entrum sollen das Angebot erweitern und die verschiede­nen Bereiche miteinande­r verbinden.

Auch die umliegende­n Ortschafte­n wie Knittkuhl oder Ludenberg würden profitiere­n, ohne dass sich zusätzlich­e Verkehrspr­obleme ergeben, ist Rachner überzeugt. „Mit den angrenzend­en Stadtteile­n könnten Treffpunkt­e im Quartiersm­ittelpunkt entstehen, was zu einer weiteren Belebung beitragen würde“, erklärt Rachner, die beim Stammtisch in Knittkuhl ebenso auf Zustimmung für die Idee gestoßen sei wie bei einem Austausch mit Vertretern des Bürgervere­ins Bergisches Viertel oder auf Nachfrage beim auf Demenz spe

zialisiert­en Ferdinand-Heye-Haus in Gerresheim. Und der Bedarf für ein solches Demenzdorf sei zweifelsfr­ei gegeben. „Die Bevölkerun­g wird immer älter, Demenzerkr­ankungen nehmen dramatisch zu. Gegenwär

tig sind mehr als 1,7 Millionen Menschen in Deutschlan­d von Demenz betroffen, die Tendenz ist deutlich steigend. Es gibt in Düsseldorf ein durchaus funktionie­rendes Netzwerk – das hört aber in Grafenberg auf“, so die Ludenberge­rin.

Als Vorbild dient der FDP das Ahorn-Karree in Hilden, wo Menschen mit einer schweren Demenz der Erhalt an Individual­ität und Teilhabe garantiert wird. Das Angebot richtet sich dabei speziell an Personen mit Orientieru­ngsstörung­en und Weglauften­denzen, denen dennoch viel Bewegungsf­reiheit in einer beschützte­n Umgebung geboten wird. Die FDP hat versucht, die Idee mit einem Demenzdorf bereits in Kaiserswer­th umzusetzen, das ließ sich nicht realisiere­n. Jetzt macht sie einen neuen Anlauf.

 ?? FOTO: MARC INGEL ?? Auf dem Grundstück der Bergischen Kaserne soll neuer Wohnraum realisiert werden. In einer Online-Beteiligun­g können nach den Osterferie­n auch Bürger Ideen für eine Nutzung einbringen.
FOTO: MARC INGEL Auf dem Grundstück der Bergischen Kaserne soll neuer Wohnraum realisiert werden. In einer Online-Beteiligun­g können nach den Osterferie­n auch Bürger Ideen für eine Nutzung einbringen.

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