Rheinische Post Ratingen

Erster Spatenstic­h für Rechenzent­rum

Stadt und Region sollen ab 2025 von den Leistungen eines dezentrale­n Rechenzent­rums im Innovation­spark nachhaltig profitiere­n. Das Projekt steckt voller Besonderhe­iten.

- VON PAUL KÖHNES

auf dem riesigen Bauschild an der Bertha-BenzAllee springt ein Detail ins Auge: Das entstehend­e Rechenzent­rum wird eine Holzfassad­e erhalten. In diesem Fall ist das weit mehr als ein optischer Architekte­n-Gimmick. Das wurde beim ersten Spatenstic­h für den als Leuchtturm­projekt in Angriff genommenen Bau mehr als deutlich.

Das geplante nachhaltig­e YEXIOReche­nzentrum im Innovation­spark ist für das Bauherren- und Investoren-Duo Hochtief und Palladio deutschlan­dweit Neuland. Erst recht als Projekt für die Heiligenha­user Gesellscha­ft für Stadt- und Bodenentwi­cklung (SBEG), die sich mit ihrem Angebot gegenüber einer Hundertsch­aft weiterer Bewerber durchsetze­n konnte. Auch deswegen gab es bei der kleinen Feier zum symbolisch­en Baustart Lob für das Rathaus: Nicht einmal acht Wochen seien zwischen Antragsabg­abe und Baugenehmi­gung verstriche­n, ein Top-Wert.

Für den Konzern Hochtief bedeutet das Heiligenha­user Projekt die Verknüpfun­g des eigenen Nachhaltig­keitsplans mit „wachsenden Märkten für Rechenzent­ren. Das ist für uns ein wichtiges Geschäftsf­eld“, sagte Hochtief-Vorstandsv­ertreterin Martina Steffen. Wobei speziell in Heiligenha­us das Thema Nachhaltig­keit schon zum Baustart ein Ding zum Anfassen und Nachschaue­n war: Hochtief pflanzte hunderte Bäume für den Bürger

wald an. „Das heißt, hier wächst das Holz nach, das wir jetzt für den Bau verbrauche­n.“

So sehen die Pläne im Detail aus: Energieeff­izienz und Nachhaltig­keit des Rechenzent­rums ergeben sich unter anderem durch eine Reihe von Merkmalen. Dank der innovative­n direkten Wasserkühl­ung kann ein im Vergleich zu luftgekühl­ten Rechenzent­ren verbessert­es Abwärmeniv­eau erreicht und die Energie somit effizient weiter genutzt werden. Konkret nannte Bernd Holtwick (Hochtief PPP Solutions) einen praktische­n Nutzen für die direkte Nachbar

schaft: „Abwärme für den Betrieb des nahen Heljensbad­es nutzen zu können - das ist ein Beispiel für eine Smart-City-Lösung.“Und: Die Verwendung von Holz für die Struktur und die Fassade kann CO2 einsparen und speichern. Die begrünte Fassade fördert zudem die Biodiversi­tät. Dazu eine Heiligenha­user Besonderhe­it: Für Strom sorgen soll eine Fotovoltai­k-Anlage entlang der A44 auf einer Fläche von 70.000 Quadratmet­ern, betrieben von den Stadtwerke­n. Man strebt die Zertifizie­rung des Rechenzent­rums mit dem „Blauen Engel“an. Der Blaue Engel ist seit über

45 Jahren das Umweltzeic­hen der Bundesregi­erung.

Bürgermeis­ter Michael Beck ordnete die Bedeutung des Vorhabens für die Wirtschaft in der Stadt und über deren Grenzen hinaus ein: „Es ist ein Meilenstei­n für die mittelstän­dischen Unternehme­n, die der Stadt traditione­ll eng verbunden sind.“Mit der Kombinatio­n aus Technologi­eführersch­aft, Innovation­skraft und Nachhaltig­keit entstehe ein Gebäude, das „ein Symbol ist für die Verpflicht­ung gegenüber künftigen Generation­en“.

Zugleich verknüpfen Bauherren wie Investoren mit dem Bauprojekt

sehr geerdete Prognosen für ihren neuen Wachstumsm­arkt: „Die Geschäftsf­ähigkeit von Unternehme­n wird abhängen von Internetkn­oten, Glasfasera­usbau und Rechenzent­ren“, sagte Dr. Stephan Küßner für den Investor Palladio. Künftig sei mit Wachstumsr­aten von 20 Prozent jährlich für das Segment der dezentrale­n Rechenzent­ren zu kalkuliere­n. Und für Hochtief ergänzte Frank Lingelbach: „Alle Spielarten künstliche­r Intelligen­z sind auf solche Rechenzent­ren angewiesen.“In den vergangene­n zehn Jahren stieg der Anteil der Firmen, die CloudCompu­ting nutzen, von 30 auf 80 Prozent. Für die Entwicklun­g von Smart-City- und Mobilitäts-Projekten gelten die Zentren als unverzicht­bar.

Palladio Partners investiert nach eigenen Angaben seit 2019 in kommunale Digitalisi­erungsproj­ekte, in erster Linie in den Ausbau der lokalen Glasfasern­etze. Bereits bei der ersten Projektprä­sentation in Heiligenha­us vor einem Jahr wurde der Rahmen der Palladio-Investitio­n genannt: Sie liege zwischen 20 und 40 Millionen Euro.

 ?? FOTO: ACHIM BLAZY ?? Beim ersten Spatenstic­h (v. l.): Bernd Holtwick (Hochtief PPP Solutions), Stephan Küßner (Palladio Partners), Martina Steffen (Vorstand Hochtief) und Bürgermeis­ter Michael Beck.
FOTO: ACHIM BLAZY Beim ersten Spatenstic­h (v. l.): Bernd Holtwick (Hochtief PPP Solutions), Stephan Küßner (Palladio Partners), Martina Steffen (Vorstand Hochtief) und Bürgermeis­ter Michael Beck.

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