Erster Spatenstich für Rechenzentrum
Stadt und Region sollen ab 2025 von den Leistungen eines dezentralen Rechenzentrums im Innovationspark nachhaltig profitieren. Das Projekt steckt voller Besonderheiten.
auf dem riesigen Bauschild an der Bertha-BenzAllee springt ein Detail ins Auge: Das entstehende Rechenzentrum wird eine Holzfassade erhalten. In diesem Fall ist das weit mehr als ein optischer Architekten-Gimmick. Das wurde beim ersten Spatenstich für den als Leuchtturmprojekt in Angriff genommenen Bau mehr als deutlich.
Das geplante nachhaltige YEXIORechenzentrum im Innovationspark ist für das Bauherren- und Investoren-Duo Hochtief und Palladio deutschlandweit Neuland. Erst recht als Projekt für die Heiligenhauser Gesellschaft für Stadt- und Bodenentwicklung (SBEG), die sich mit ihrem Angebot gegenüber einer Hundertschaft weiterer Bewerber durchsetzen konnte. Auch deswegen gab es bei der kleinen Feier zum symbolischen Baustart Lob für das Rathaus: Nicht einmal acht Wochen seien zwischen Antragsabgabe und Baugenehmigung verstrichen, ein Top-Wert.
Für den Konzern Hochtief bedeutet das Heiligenhauser Projekt die Verknüpfung des eigenen Nachhaltigkeitsplans mit „wachsenden Märkten für Rechenzentren. Das ist für uns ein wichtiges Geschäftsfeld“, sagte Hochtief-Vorstandsvertreterin Martina Steffen. Wobei speziell in Heiligenhaus das Thema Nachhaltigkeit schon zum Baustart ein Ding zum Anfassen und Nachschauen war: Hochtief pflanzte hunderte Bäume für den Bürger
wald an. „Das heißt, hier wächst das Holz nach, das wir jetzt für den Bau verbrauchen.“
So sehen die Pläne im Detail aus: Energieeffizienz und Nachhaltigkeit des Rechenzentrums ergeben sich unter anderem durch eine Reihe von Merkmalen. Dank der innovativen direkten Wasserkühlung kann ein im Vergleich zu luftgekühlten Rechenzentren verbessertes Abwärmeniveau erreicht und die Energie somit effizient weiter genutzt werden. Konkret nannte Bernd Holtwick (Hochtief PPP Solutions) einen praktischen Nutzen für die direkte Nachbar
schaft: „Abwärme für den Betrieb des nahen Heljensbades nutzen zu können - das ist ein Beispiel für eine Smart-City-Lösung.“Und: Die Verwendung von Holz für die Struktur und die Fassade kann CO2 einsparen und speichern. Die begrünte Fassade fördert zudem die Biodiversität. Dazu eine Heiligenhauser Besonderheit: Für Strom sorgen soll eine Fotovoltaik-Anlage entlang der A44 auf einer Fläche von 70.000 Quadratmetern, betrieben von den Stadtwerken. Man strebt die Zertifizierung des Rechenzentrums mit dem „Blauen Engel“an. Der Blaue Engel ist seit über
45 Jahren das Umweltzeichen der Bundesregierung.
Bürgermeister Michael Beck ordnete die Bedeutung des Vorhabens für die Wirtschaft in der Stadt und über deren Grenzen hinaus ein: „Es ist ein Meilenstein für die mittelständischen Unternehmen, die der Stadt traditionell eng verbunden sind.“Mit der Kombination aus Technologieführerschaft, Innovationskraft und Nachhaltigkeit entstehe ein Gebäude, das „ein Symbol ist für die Verpflichtung gegenüber künftigen Generationen“.
Zugleich verknüpfen Bauherren wie Investoren mit dem Bauprojekt
sehr geerdete Prognosen für ihren neuen Wachstumsmarkt: „Die Geschäftsfähigkeit von Unternehmen wird abhängen von Internetknoten, Glasfaserausbau und Rechenzentren“, sagte Dr. Stephan Küßner für den Investor Palladio. Künftig sei mit Wachstumsraten von 20 Prozent jährlich für das Segment der dezentralen Rechenzentren zu kalkulieren. Und für Hochtief ergänzte Frank Lingelbach: „Alle Spielarten künstlicher Intelligenz sind auf solche Rechenzentren angewiesen.“In den vergangenen zehn Jahren stieg der Anteil der Firmen, die CloudComputing nutzen, von 30 auf 80 Prozent. Für die Entwicklung von Smart-City- und Mobilitäts-Projekten gelten die Zentren als unverzichtbar.
Palladio Partners investiert nach eigenen Angaben seit 2019 in kommunale Digitalisierungsprojekte, in erster Linie in den Ausbau der lokalen Glasfasernetze. Bereits bei der ersten Projektpräsentation in Heiligenhaus vor einem Jahr wurde der Rahmen der Palladio-Investition genannt: Sie liege zwischen 20 und 40 Millionen Euro.