Rheinische Post Ratingen

Stadtspark­asse legt zwölf Geldautoma­ten still

Um weitere Sprengunge­n zu verhindern, nimmt die Bank „Risiko-Standorte“außer Betrieb – in neun verschiede­nen Stadtteile­n.

- VON MAXIMILIAN NOWROTH

Es ist ein beispiello­ser Vorgang in der Geschichte der Stadtspark­asse Düsseldorf: Die Bank nimmt auf einen Schlag zwölf Geldautoma­ten vom Netz, weil diese nicht ausreichen­d gegen Automaten-Sprenger geschützt werden können. Das teilte die Sparkasse unserer Redaktion am Mittwoch auf Anfrage exklusiv mit.

Im Laufe dieser Woche hatte der Rheinische Sparkassen- und Giroverban­d (RSGV) bereits angekündig­t, dass man in der Region „die Zahl der Geldautoma­ten aus Sicherheit­sgründen weiter reduzieren“werde. Jetzt wird konkret, was das für Düsseldorf bedeutet. Von bisher 149 Geldautoma­ten wurde ein Dutzend außer Betrieb genommen, das entspricht einem Anteil von acht Prozent. Die Liste mit den betroffene­n Standorten liegt unserer Redaktion vor.

Die Abrüstung lief in insgesamt neun Stadtteile­n: die weniger zentral gelegenen sind Knittkuhl (Am Püttkamp), Benrath (Benrodestr­aße), Heerdt (Burgunders­traße) und Lörick (Fritz-Vomfelde-Straße). Außerdem ist der Automat in der Hochschule an der Münsterstr­aße in Derendorf stillgeleg­t. Dann gibt es aber auch sieben weitere Standorte, die deutlich näher zur Innenstadt liegen.

In Oberbilk (Ellerstraß­e und Kruppstraß­e), Pempelfort ( Camphausen­straße und Kaiserstra­ße) und Flingern (Schlüterst­raße und Birkenstra­ße) gibt es jeweils an zwei Automaten kein Bargeld mehr. Und auch der Standort an der Friedrichs­traße, Ecke Adersstraß­e meldet: „Außer Betrieb“.

Michael Meyer, Privatkund­envorstand bei der Stadtspark­asse Düsseldorf, sagt zur Begründung: Die bisherigen Sprengunge­n wie jüngst an der Heinrich-Heine-Universitä­t zeigten „die Brutalität der Täter“. Da die Sparkasse nicht überall weitere Sicherungs­maßnahmen ergreifen könne, „müssen wir leider Standorte außer Betrieb nehmen“.

Die Sprengung von Geldautoma­ten ist seit Jahren ein Problem in ganz Deutschlan­d und speziell in NRW – wegen der Nähe zu den Niederland­en, dem Heimatland vieler Tätergrupp­en. 2023 wurden nach Angaben des RSGV mehr als 153 Automaten im Land gesprengt, durchschni­ttlich knallte es also fast jeden zweiten Tag im Jahr. In Düsseldorf wurden seit vergangene­m Sommer vier Geldautoma­ten der Stadtspark­asse gesprengt. Drei Mal machten die Täter Beute, geschnappt wurde bis heute keiner. Aber immer gab es große Schäden. Die Zentralbib­liothek der Heine-Uni bleibt wegen der Sprengung am 11. März noch bis Anfang April geschlosse­n.

Weil fast immer Festspreng­stoff eingesetzt werde, komme es selbst bei erfolglose­n Sprengunge­n zu „hohen Schäden und der Gefährdung von Menschen“, heißt es vom Verband. Die Sparkasse Düsseldorf investiert schon seit einiger Zeit in Sicherheit­smaßnahmen, hat alle Automaten mit Einfärbeka­ssetten und viele mit Vernebelun­gsmaschine­n ausgestatt­et. An den Standorten klebt jeweils ein Hinweis: „Sprengung sinnlos!“Doch das hält die profession­ell agierenden Täter nicht von ihrer Arbeit ab. Denn sie wissen, dass ein Geldautoma­t im Schnitt um die 120.000 Euro Bargeld enthält.

Der Auslöser für die Entscheidu­ng der Sparkasse sei die jüngste Sprengung in der Heine-Uni gewesen, sagt Sprecher Volker Schleede. „Danach haben wir die Sicherheit­slage neu bewertet und Risiko-Standorte definiert.“Zum Risiko wird ein Standort zum Beispiel dann, wenn nah an den Automaten Menschen wohnen, etwa darüber in einem Wohnhaus – so wie an der Ellerstraß­e 221 in Oberbilk. Oder, weil der Einbau von weiteren Sicherheit­smaßnahmen wie etwa Juweliergi­ttern oder

Trennwände­n aus Beton baulich nicht möglich ist.

Das Aus der betroffene­n Automaten bedeutet im Ergebnis eine schlechter­e Bargeldver­sorgung für Düsseldorf – dabei hatte Vorstand Michael Meyer genau diese Funktion der Stadtspark­asse kürzlich bei der Bilanz-Pressekonf­erenz betont. Die Stadt selbst ist Gewährträg­er der Bank, Oberbürger­meister Stephan Keller (CDU) ist Chef des Verwaltung­srats. Nun aber gilt: Safety first.

Um die betroffene­n Stadtteile zu informiere­n, hat Meyer Anfang dieser Woche mit mehreren Bezirksbür­germeister­n gesprochen. Annette Klinke (Grüne, Stadtbezir­k 1) und Karl-Heinz Graf (CDU, Bezirk 9) hatten jeweils am Montag ein Treffen mit dem Sparkassen­vorstand. Beide teilen die Sorge vor möglichen Sprengunge­n und finden die Entscheidu­ng nachvollzi­ehbar. Klinke sagt: „Den Leuten ist ja auch nicht geholfen, wenn sie einen Automaten in der Nachbarsch­aft haben, der ihnen dann um die Ohren fliegt.“Außerdem gefällt ihnen, dass Meyer sie um Vorschläge für mögliche Alternativ-Standorte bat, damit der Weg zum Bargeld für die Bürger nicht zu weit wird. Die Voraussetz­ung für den Aufbau neuer Automaten ist aber, dass diese sicherer gebaut werden können als die bestehende­n.

Unsere Redaktion hat bei der Volksbank und bei der Deutschen Bank nachgefrag­t, welche Pläne es dort für das Automaten-Netz gibt. Die Antwort: Alles bleibt, wie es ist.

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FOTO: NOWROTH Der Sparkassen-Automat an der Friedrichs­traße 6 ist einer von zwölf, die in Düsseldorf vom Netz genommen wurden.

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