Stadtsparkasse legt zwölf Geldautomaten still
Um weitere Sprengungen zu verhindern, nimmt die Bank „Risiko-Standorte“außer Betrieb – in neun verschiedenen Stadtteilen.
Es ist ein beispielloser Vorgang in der Geschichte der Stadtsparkasse Düsseldorf: Die Bank nimmt auf einen Schlag zwölf Geldautomaten vom Netz, weil diese nicht ausreichend gegen Automaten-Sprenger geschützt werden können. Das teilte die Sparkasse unserer Redaktion am Mittwoch auf Anfrage exklusiv mit.
Im Laufe dieser Woche hatte der Rheinische Sparkassen- und Giroverband (RSGV) bereits angekündigt, dass man in der Region „die Zahl der Geldautomaten aus Sicherheitsgründen weiter reduzieren“werde. Jetzt wird konkret, was das für Düsseldorf bedeutet. Von bisher 149 Geldautomaten wurde ein Dutzend außer Betrieb genommen, das entspricht einem Anteil von acht Prozent. Die Liste mit den betroffenen Standorten liegt unserer Redaktion vor.
Die Abrüstung lief in insgesamt neun Stadtteilen: die weniger zentral gelegenen sind Knittkuhl (Am Püttkamp), Benrath (Benrodestraße), Heerdt (Burgunderstraße) und Lörick (Fritz-Vomfelde-Straße). Außerdem ist der Automat in der Hochschule an der Münsterstraße in Derendorf stillgelegt. Dann gibt es aber auch sieben weitere Standorte, die deutlich näher zur Innenstadt liegen.
In Oberbilk (Ellerstraße und Kruppstraße), Pempelfort ( Camphausenstraße und Kaiserstraße) und Flingern (Schlüterstraße und Birkenstraße) gibt es jeweils an zwei Automaten kein Bargeld mehr. Und auch der Standort an der Friedrichstraße, Ecke Adersstraße meldet: „Außer Betrieb“.
Michael Meyer, Privatkundenvorstand bei der Stadtsparkasse Düsseldorf, sagt zur Begründung: Die bisherigen Sprengungen wie jüngst an der Heinrich-Heine-Universität zeigten „die Brutalität der Täter“. Da die Sparkasse nicht überall weitere Sicherungsmaßnahmen ergreifen könne, „müssen wir leider Standorte außer Betrieb nehmen“.
Die Sprengung von Geldautomaten ist seit Jahren ein Problem in ganz Deutschland und speziell in NRW – wegen der Nähe zu den Niederlanden, dem Heimatland vieler Tätergruppen. 2023 wurden nach Angaben des RSGV mehr als 153 Automaten im Land gesprengt, durchschnittlich knallte es also fast jeden zweiten Tag im Jahr. In Düsseldorf wurden seit vergangenem Sommer vier Geldautomaten der Stadtsparkasse gesprengt. Drei Mal machten die Täter Beute, geschnappt wurde bis heute keiner. Aber immer gab es große Schäden. Die Zentralbibliothek der Heine-Uni bleibt wegen der Sprengung am 11. März noch bis Anfang April geschlossen.
Weil fast immer Festsprengstoff eingesetzt werde, komme es selbst bei erfolglosen Sprengungen zu „hohen Schäden und der Gefährdung von Menschen“, heißt es vom Verband. Die Sparkasse Düsseldorf investiert schon seit einiger Zeit in Sicherheitsmaßnahmen, hat alle Automaten mit Einfärbekassetten und viele mit Vernebelungsmaschinen ausgestattet. An den Standorten klebt jeweils ein Hinweis: „Sprengung sinnlos!“Doch das hält die professionell agierenden Täter nicht von ihrer Arbeit ab. Denn sie wissen, dass ein Geldautomat im Schnitt um die 120.000 Euro Bargeld enthält.
Der Auslöser für die Entscheidung der Sparkasse sei die jüngste Sprengung in der Heine-Uni gewesen, sagt Sprecher Volker Schleede. „Danach haben wir die Sicherheitslage neu bewertet und Risiko-Standorte definiert.“Zum Risiko wird ein Standort zum Beispiel dann, wenn nah an den Automaten Menschen wohnen, etwa darüber in einem Wohnhaus – so wie an der Ellerstraße 221 in Oberbilk. Oder, weil der Einbau von weiteren Sicherheitsmaßnahmen wie etwa Juweliergittern oder
Trennwänden aus Beton baulich nicht möglich ist.
Das Aus der betroffenen Automaten bedeutet im Ergebnis eine schlechtere Bargeldversorgung für Düsseldorf – dabei hatte Vorstand Michael Meyer genau diese Funktion der Stadtsparkasse kürzlich bei der Bilanz-Pressekonferenz betont. Die Stadt selbst ist Gewährträger der Bank, Oberbürgermeister Stephan Keller (CDU) ist Chef des Verwaltungsrats. Nun aber gilt: Safety first.
Um die betroffenen Stadtteile zu informieren, hat Meyer Anfang dieser Woche mit mehreren Bezirksbürgermeistern gesprochen. Annette Klinke (Grüne, Stadtbezirk 1) und Karl-Heinz Graf (CDU, Bezirk 9) hatten jeweils am Montag ein Treffen mit dem Sparkassenvorstand. Beide teilen die Sorge vor möglichen Sprengungen und finden die Entscheidung nachvollziehbar. Klinke sagt: „Den Leuten ist ja auch nicht geholfen, wenn sie einen Automaten in der Nachbarschaft haben, der ihnen dann um die Ohren fliegt.“Außerdem gefällt ihnen, dass Meyer sie um Vorschläge für mögliche Alternativ-Standorte bat, damit der Weg zum Bargeld für die Bürger nicht zu weit wird. Die Voraussetzung für den Aufbau neuer Automaten ist aber, dass diese sicherer gebaut werden können als die bestehenden.
Unsere Redaktion hat bei der Volksbank und bei der Deutschen Bank nachgefragt, welche Pläne es dort für das Automaten-Netz gibt. Die Antwort: Alles bleibt, wie es ist.