Immer wieder Fehlalarm in Wallhöfen
Es bleibt unruhig im Umfeld der Immobilie, die seit wenigen Monaten in Betrieb ist. Immer wieder muss die Feuerwehr ausrücken.
Die Wallhöfe sind längst ein neuer und teilweise umstrittener Fixpunkt in der Innenstadt mit den Schwerpunkten Einkaufen und Wohnen. Doch im Umfeld der Immobilie, die immer wieder in die Schlagzeilen geraten war, bleibt es unruhig. Grund: In der Vergangenheit hat es sechs Fehlalarm-Fälle gegeben – sehr zum Verdruss der Händler und Anwohner. Die Feuerwehr Ratingen bestätigte auf RPAnfrage die Zahl der Einsätze, man halte diese Zahl mit Blick auf eine Immobilie, die vor einigen Monaten in Betrieb genommen wurde, für normal. Für die Kosten der Einsätze müsse der Eigentümer aufkommen, hieß es. Kommt es zu einem Alarm, dann rückt die Feuerwehr mit einem Einsatzleitwagen, zwei Löschfahrzeugen und einem Rettungswagen aus.
Manfred Evers, der früher für die Ratinger Linke im Rat saß, hatte von den Fällen gehört und Bürgermeister Klaus Pesch angeschrieben: „Über die Lautsprecheranlage werden die Anwohner und Kunden der Geschäfte aufgefordert, das Gebäude zu verlassen, insbesondere keine Aufzüge zu benutzen.“
Und weiter heißt es: „Besteht nicht die Gefahr, dass durch den ständigen Fehlalarm ein Gewöhnungseffekt entsteht, der bei einem tatsächlichen Brandfall zu einer Katastrophe führen kann? Die Bewohner haben sich an den ständigen Fehlalarm gewöhnt und würden den tatsächlichen Feueralarm ignorieren, weil wieder ein Fehlalarm vermutet wird.“
Fakten zum wirtschaftlichen Hintergrund der Immobilie: Die Nachricht von der möglichen Tecklenburg-Pleite hatte hohe Wellen geschlagen, schließlich hat das Unternehmen das wichtige Großprojekt Wallhöfe realisiert. Zum Verhängnis geworden ist dem Unternehmen nach eigenen Angaben das Ratinger Projekt. Rund 50 Millionen
Euro hatte das Unternehmen für den aus fünf Gebäuden bestehenden Komplex veranschlagt. Dabei blieb es nicht.
Der Bau wurde mehr als zehn Millionen Euro teurer: „Zunehmende Verteuerung von Baumaterialien, abgerissene Lieferketten und Materialengpässe, mangelnde staatliche Förderung sowie bürokratische Herausforderungen, die Bauprojekte in die Länge ziehen“, führte das Unternehmen als Ursachen an.
Geplant war, das inzwischen fertiggestellte Objekt zum Ende des Jahres 2023 zu verkaufen. Doch es fand sich kein Investor. „Gestiegene Zinsen und angepasste Renditeerwartungen haben die Globalinvestoren verunsichert und zum Abwarten genötigt“, so Tecklenburg. Von der Insolvenz betroffen ist auch die Immobiliengesellschaft Wallstraße GmbH & Co KG. Diese wurde eigens für das Projekt gegründet und kaufte im Jahr 2019 von der Stadt Ratingen das Grundstück für das ambitionierte Bauprojekt.
Die Stadt Ratingen hat große Hoffnungen in das Projekt gesetzt, das die Innenstadt baulich mit dem Busbahnhof verbindet und Wohnraum in zentraler Lage schafft. Gleichzeitig sollte großflächiger Einzelhandel ermöglicht werden, der in der Altstadt mit seiner kleinteiligen Baustruktur nicht realisierbar ist.
Um das Objekt als Magnet für Besucher aus Ratingen und Umgebung
zu stützen sowie weitere Parkplätze zu schaffen, votierte man im Stadtparlament für den Bau einer weiteren Tiefgarage. Heftige Kritik kam dazu aus den Reihen von SPD und Grünen.
CDU-Fraktionsvize Gerold Fahr hatte indes nach der damaligen Ratsentscheidung klargestellt: „Die Tiefgarage ist nicht nur für das Projekt Wallhöfe und den innerstädtischen Einzelhandel wichtig, sondern auch für die Bewohner und Gewerbetreibende der historischen Altstadt. Die Warteliste für einen Quartiersparkplatz ist bereits auf 150 gestiegen. Mit der im städtischen Teil entstehenden Quartiersgarage erhalten die Bewohner und Gewerbetreibende der Innenstadt erstmalig die Möglichkeit, ein EAuto zuverlässig laden zu können.“
Und: Mit dem Gebäude der Wallhöfe entstehen über 250 Fahrradabstellplätze und 127 Pkw-Stellplätze, von denen über 70 für Wohnungen und Einzelhandelsmitarbeiter benötigt werden. Die verbleibenden rund 60 Stellplätze für Aldi, Edeka und Woolworth hätten aber bei Weitem nicht ausgereicht. Bereits im Bebauungsplan-Gutachten war laut Stadt klar dargestellt worden: Für den Einzelhandel werden mindestens 170 Stellplätze benötigt.
Mit Blick auf die Wallhöfe ist insgesamt klar: Es läuft längst noch nicht alles rund, und einige Flächen stehen weiter leer.