Rheinische Post Ratingen

Immer wieder Fehlalarm in Wallhöfen

Es bleibt unruhig im Umfeld der Immobilie, die seit wenigen Monaten in Betrieb ist. Immer wieder muss die Feuerwehr ausrücken.

- VON NORBERT KLEEBERG

Die Wallhöfe sind längst ein neuer und teilweise umstritten­er Fixpunkt in der Innenstadt mit den Schwerpunk­ten Einkaufen und Wohnen. Doch im Umfeld der Immobilie, die immer wieder in die Schlagzeil­en geraten war, bleibt es unruhig. Grund: In der Vergangenh­eit hat es sechs Fehlalarm-Fälle gegeben – sehr zum Verdruss der Händler und Anwohner. Die Feuerwehr Ratingen bestätigte auf RPAnfrage die Zahl der Einsätze, man halte diese Zahl mit Blick auf eine Immobilie, die vor einigen Monaten in Betrieb genommen wurde, für normal. Für die Kosten der Einsätze müsse der Eigentümer aufkommen, hieß es. Kommt es zu einem Alarm, dann rückt die Feuerwehr mit einem Einsatzlei­twagen, zwei Löschfahrz­eugen und einem Rettungswa­gen aus.

Manfred Evers, der früher für die Ratinger Linke im Rat saß, hatte von den Fällen gehört und Bürgermeis­ter Klaus Pesch angeschrie­ben: „Über die Lautsprech­eranlage werden die Anwohner und Kunden der Geschäfte aufgeforde­rt, das Gebäude zu verlassen, insbesonde­re keine Aufzüge zu benutzen.“

Und weiter heißt es: „Besteht nicht die Gefahr, dass durch den ständigen Fehlalarm ein Gewöhnungs­effekt entsteht, der bei einem tatsächlic­hen Brandfall zu einer Katastroph­e führen kann? Die Bewohner haben sich an den ständigen Fehlalarm gewöhnt und würden den tatsächlic­hen Feueralarm ignorieren, weil wieder ein Fehlalarm vermutet wird.“

Fakten zum wirtschaft­lichen Hintergrun­d der Immobilie: Die Nachricht von der möglichen Tecklenbur­g-Pleite hatte hohe Wellen geschlagen, schließlic­h hat das Unternehme­n das wichtige Großprojek­t Wallhöfe realisiert. Zum Verhängnis geworden ist dem Unternehme­n nach eigenen Angaben das Ratinger Projekt. Rund 50 Millionen

Euro hatte das Unternehme­n für den aus fünf Gebäuden bestehende­n Komplex veranschla­gt. Dabei blieb es nicht.

Der Bau wurde mehr als zehn Millionen Euro teurer: „Zunehmende Verteuerun­g von Baumateria­lien, abgerissen­e Lieferkett­en und Materialen­gpässe, mangelnde staatliche Förderung sowie bürokratis­che Herausford­erungen, die Bauprojekt­e in die Länge ziehen“, führte das Unternehme­n als Ursachen an.

Geplant war, das inzwischen fertiggest­ellte Objekt zum Ende des Jahres 2023 zu verkaufen. Doch es fand sich kein Investor. „Gestiegene Zinsen und angepasste Renditeerw­artungen haben die Globalinve­storen verunsiche­rt und zum Abwarten genötigt“, so Tecklenbur­g. Von der Insolvenz betroffen ist auch die Immobilien­gesellscha­ft Wallstraße GmbH & Co KG. Diese wurde eigens für das Projekt gegründet und kaufte im Jahr 2019 von der Stadt Ratingen das Grundstück für das ambitionie­rte Bauprojekt.

Die Stadt Ratingen hat große Hoffnungen in das Projekt gesetzt, das die Innenstadt baulich mit dem Busbahnhof verbindet und Wohnraum in zentraler Lage schafft. Gleichzeit­ig sollte großflächi­ger Einzelhand­el ermöglicht werden, der in der Altstadt mit seiner kleinteili­gen Baustruktu­r nicht realisierb­ar ist.

Um das Objekt als Magnet für Besucher aus Ratingen und Umgebung

zu stützen sowie weitere Parkplätze zu schaffen, votierte man im Stadtparla­ment für den Bau einer weiteren Tiefgarage. Heftige Kritik kam dazu aus den Reihen von SPD und Grünen.

CDU-Fraktionsv­ize Gerold Fahr hatte indes nach der damaligen Ratsentsch­eidung klargestel­lt: „Die Tiefgarage ist nicht nur für das Projekt Wallhöfe und den innerstädt­ischen Einzelhand­el wichtig, sondern auch für die Bewohner und Gewerbetre­ibende der historisch­en Altstadt. Die Warteliste für einen Quartiersp­arkplatz ist bereits auf 150 gestiegen. Mit der im städtische­n Teil entstehend­en Quartiersg­arage erhalten die Bewohner und Gewerbetre­ibende der Innenstadt erstmalig die Möglichkei­t, ein EAuto zuverlässi­g laden zu können.“

Und: Mit dem Gebäude der Wallhöfe entstehen über 250 Fahrradabs­tellplätze und 127 Pkw-Stellplätz­e, von denen über 70 für Wohnungen und Einzelhand­elsmitarbe­iter benötigt werden. Die verbleiben­den rund 60 Stellplätz­e für Aldi, Edeka und Woolworth hätten aber bei Weitem nicht ausgereich­t. Bereits im Bebauungsp­lan-Gutachten war laut Stadt klar dargestell­t worden: Für den Einzelhand­el werden mindestens 170 Stellplätz­e benötigt.

Mit Blick auf die Wallhöfe ist insgesamt klar: Es läuft längst noch nicht alles rund, und einige Flächen stehen weiter leer.

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FOTO: ACHIM BLAZY Im Umfeld der neuen Wallhöfe bleibt es unruhig. Immer wieder gibt es Fehlalarme.

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