„Wir haben höherklassiges Eishockey im Kopf“
RATINGEN Mit dem 3:2-Sieg im dritten Spiel haben die Ratinger Ice Aliens die Finalserie der Eishockey-Regionalliga gegen die Eisadler Dortmund schnellstmöglich beendet. Aliens-Vorstand Wilfried Tursch spricht über die Saison, den Titel, den verhinderten Aufstieg und die Arbeit für die Zukunft.
Herr Tursch – Glückwunsch zum Meistertitel. War eine so klare Entscheidung in der Finalserie gegen Dortmund erwartbar?
TURSCH Nein – klares Nein. Ich bin niemand, der hoch- oder runterrechnet, aber ich hatte schon an fünf Spiele gedacht und dass es schwerer wird.
Was hat den Ausschlag für die Ice Aliens gegeben?
TURSCH Ein überragender Christoph Oster im Tor in allen drei Spielen, eine sehr, sehr gute defensive Leistung der gesamten Mannschaft und eine gute taktische Ausrichtung. Alle Spieler haben mehr als einhundert Prozent aus sich herausgekitzelt, der absolute Wille zum Erfolg war spürbar. Da haben den Dortmundern auch ihre Importspieler nicht geholfen. Dortmund hatte hundertprozentig mit dem Titel gerechnet, aber da haben wir ihnen einen Strich durch gemacht.
Der Titel bringt Ihnen aber nicht den Aufstieg. Geht doch Dortmund in die Oberliga?
TURSCH Ich denke, es geht keiner hoch. Es ist nicht mehr so, dass nur der Erste oder Zweite aufsteigen können, das ginge auch als Dritter oder Vierter, wenn man im Lotto gewonnen und plötzlich eine Million übrig hat, denn die braucht man sicherlich, um in der Oberliga nicht ganz abgeschlagen mitzuhalten. Ich bin zwar nicht überall so tief drin, aber ich glaube nicht, dass einer der aktuellen Regionalligisten in der Lage ist, das zu stemmen. Dortmund hat jedenfalls wie wir eindeutig nein gesagt. Wir alle würden uns übernehmen, wenn wir das machen würden. Da müssten dann auch
ganz andere Mannschaften her.
Das hat der Feier nach dem Titelgewinn aber keinen Abbruch getan?
TURSCH Nein. Die Jungs haben das natürlich genossen, und selbstverständlich haben wir die Zuschauer gerne aufs Eis gelassen – die Fans haben uns die ganze Saison getragen und begleitet, da wollten wir auch mit ihnen zusammen feiern. Es wurden viele Fotos gemacht, die Stimmung war exzellent. So etwas habe ich in Ratingen noch nicht erlebt, und ich bin mit Unterbrechungen seit 30 Jahren dabei.
Im Nachgang haben die Eisadler öffentlich gemacht, dass ihr Trainer Ralf Hoja nachts eine WhatsAppSprachnachricht erhalten habe, in der ein Chor aus den Reihen der Spieler ihn beleidigt habe. Was sagen Sie dazu?
TURSCH Genau lässt sich das nicht mehr rekonstruieren. Einige Ratinger Spieler sind gemeinsam mit Fans und Eishockeyspielern anderer Mannschaften in einem Lokal gewesen, um zu feiern, und haben dann zu später Stunde einen Gesang an den Dortmunder Trainer Ralf Hoja geschickt. So etwas geht natürlich gar nicht, ich habe mich bei Herrn Hoja und den Dortmunder Offiziellen für das Fehlverhalten entschuldigt. Wir arbeiten diesen Vorfall auch intern auf und werden notwendige Konsequenzen ziehen.
Die Stimmung war während und nach dem finalen Spiel in der Eishalle am Sandbach gut. 1719 Fans sind Rekord für ein RegionalligaSpiel am Sandbach.
TURSCH Ja, das war im höchsten Maße erfreulich, dass der Eishockey-Standort Ratingen wieder so mit Leben gefüllt wurde. Da hat jemand aus dem Dornröschen-Schlaf die Augen aufgemacht. Jetzt müssen wir schauen, dass wir das mit erfolgreichem Sport und positiver Außendarstellung weiterentwickeln. Es ist sicher so, dass wir alle höherklassiges Eishockey im Kopf haben, und dass wir uns im Vorstand auch darum kümmern.
Der aber bisher weiterhin nur aus Ihnen und Manfred Hanke besteht, oder?
TURSCH Es ist so, dass uns immer noch die Man-Power fehlt. Wir sind auf der letzten Mitgliederversammlung als „Notlösung“eingesprungen, damit der Verein auch mit seinem großen Nachwuchsbereich erhalten bleibt – sonst wären hier die Lichter ausgegangen. Wir haben es geschafft, dass es viele Neu-Anmeldungen im Jugendbereich gegeben
hat, dass unser Herbst-Camp immer überbucht ist und es hier in Ratingen eine gute Ausbildung im Nachwuchsbereich gibt. Wir haben viele Unterstützer im Jugend-Eishockey gefunden und gezeigt: Es geht auch so. Aber ein Schiff braucht nun mal einen Kapitän. Daher sind wir immer noch auf der Suche nach einem gut vernetzten ersten Vorsitzenden, der uns unterstützen will.
Wie geht es mit der ersten Mannschaft weiter? Bleibt Ihr Trainer?
TURSCH Frank Gentges ist in Ratingen angekommen. Es gibt sicher einiges, das noch verbessert werden kann. Aus dem Dornröschen-Schlaf werden wir langsam wach und können deshalb vielleicht auch mal über einen ausländischen Spieler nachdenken. Ich denke, dass wir einen Großteil der Mannschaft in der nächsten Saison wiedersehen, alle haben schließlich einen guten Job gemacht. Ich sehe aber auch die eine oder andere Neuverpflichtung. Zudem müssen wir weitere Rahmenbedingungen schaffen, etwa neue Sponsoren finden – neue Mappen dafür haben wir schon. Wir werden alle fleißig sein und versuchen, den Weg weiterzugehen.