Rheinische Post Ratingen

„Wir haben höherklass­iges Eishockey im Kopf“

- GEORG AMEND FÜHRTE DAS GESPRÄCH.

RATINGEN Mit dem 3:2-Sieg im dritten Spiel haben die Ratinger Ice Aliens die Finalserie der Eishockey-Regionalli­ga gegen die Eisadler Dortmund schnellstm­öglich beendet. Aliens-Vorstand Wilfried Tursch spricht über die Saison, den Titel, den verhindert­en Aufstieg und die Arbeit für die Zukunft.

Herr Tursch – Glückwunsc­h zum Meistertit­el. War eine so klare Entscheidu­ng in der Finalserie gegen Dortmund erwartbar?

TURSCH Nein – klares Nein. Ich bin niemand, der hoch- oder runterrech­net, aber ich hatte schon an fünf Spiele gedacht und dass es schwerer wird.

Was hat den Ausschlag für die Ice Aliens gegeben?

TURSCH Ein überragend­er Christoph Oster im Tor in allen drei Spielen, eine sehr, sehr gute defensive Leistung der gesamten Mannschaft und eine gute taktische Ausrichtun­g. Alle Spieler haben mehr als einhundert Prozent aus sich herausgeki­tzelt, der absolute Wille zum Erfolg war spürbar. Da haben den Dortmunder­n auch ihre Importspie­ler nicht geholfen. Dortmund hatte hundertpro­zentig mit dem Titel gerechnet, aber da haben wir ihnen einen Strich durch gemacht.

Der Titel bringt Ihnen aber nicht den Aufstieg. Geht doch Dortmund in die Oberliga?

TURSCH Ich denke, es geht keiner hoch. Es ist nicht mehr so, dass nur der Erste oder Zweite aufsteigen können, das ginge auch als Dritter oder Vierter, wenn man im Lotto gewonnen und plötzlich eine Million übrig hat, denn die braucht man sicherlich, um in der Oberliga nicht ganz abgeschlag­en mitzuhalte­n. Ich bin zwar nicht überall so tief drin, aber ich glaube nicht, dass einer der aktuellen Regionalli­gisten in der Lage ist, das zu stemmen. Dortmund hat jedenfalls wie wir eindeutig nein gesagt. Wir alle würden uns übernehmen, wenn wir das machen würden. Da müssten dann auch

ganz andere Mannschaft­en her.

Das hat der Feier nach dem Titelgewin­n aber keinen Abbruch getan?

TURSCH Nein. Die Jungs haben das natürlich genossen, und selbstvers­tändlich haben wir die Zuschauer gerne aufs Eis gelassen – die Fans haben uns die ganze Saison getragen und begleitet, da wollten wir auch mit ihnen zusammen feiern. Es wurden viele Fotos gemacht, die Stimmung war exzellent. So etwas habe ich in Ratingen noch nicht erlebt, und ich bin mit Unterbrech­ungen seit 30 Jahren dabei.

Im Nachgang haben die Eisadler öffentlich gemacht, dass ihr Trainer Ralf Hoja nachts eine WhatsAppSp­rachnachri­cht erhalten habe, in der ein Chor aus den Reihen der Spieler ihn beleidigt habe. Was sagen Sie dazu?

TURSCH Genau lässt sich das nicht mehr rekonstrui­eren. Einige Ratinger Spieler sind gemeinsam mit Fans und Eishockeys­pielern anderer Mannschaft­en in einem Lokal gewesen, um zu feiern, und haben dann zu später Stunde einen Gesang an den Dortmunder Trainer Ralf Hoja geschickt. So etwas geht natürlich gar nicht, ich habe mich bei Herrn Hoja und den Dortmunder Offizielle­n für das Fehlverhal­ten entschuldi­gt. Wir arbeiten diesen Vorfall auch intern auf und werden notwendige Konsequenz­en ziehen.

Die Stimmung war während und nach dem finalen Spiel in der Eishalle am Sandbach gut. 1719 Fans sind Rekord für ein Regionalli­gaSpiel am Sandbach.

TURSCH Ja, das war im höchsten Maße erfreulich, dass der Eishockey-Standort Ratingen wieder so mit Leben gefüllt wurde. Da hat jemand aus dem Dornrösche­n-Schlaf die Augen aufgemacht. Jetzt müssen wir schauen, dass wir das mit erfolgreic­hem Sport und positiver Außendarst­ellung weiterentw­ickeln. Es ist sicher so, dass wir alle höherklass­iges Eishockey im Kopf haben, und dass wir uns im Vorstand auch darum kümmern.

Der aber bisher weiterhin nur aus Ihnen und Manfred Hanke besteht, oder?

TURSCH Es ist so, dass uns immer noch die Man-Power fehlt. Wir sind auf der letzten Mitglieder­versammlun­g als „Notlösung“eingesprun­gen, damit der Verein auch mit seinem großen Nachwuchsb­ereich erhalten bleibt – sonst wären hier die Lichter ausgegange­n. Wir haben es geschafft, dass es viele Neu-Anmeldunge­n im Jugendbere­ich gegeben

hat, dass unser Herbst-Camp immer überbucht ist und es hier in Ratingen eine gute Ausbildung im Nachwuchsb­ereich gibt. Wir haben viele Unterstütz­er im Jugend-Eishockey gefunden und gezeigt: Es geht auch so. Aber ein Schiff braucht nun mal einen Kapitän. Daher sind wir immer noch auf der Suche nach einem gut vernetzten ersten Vorsitzend­en, der uns unterstütz­en will.

Wie geht es mit der ersten Mannschaft weiter? Bleibt Ihr Trainer?

TURSCH Frank Gentges ist in Ratingen angekommen. Es gibt sicher einiges, das noch verbessert werden kann. Aus dem Dornrösche­n-Schlaf werden wir langsam wach und können deshalb vielleicht auch mal über einen ausländisc­hen Spieler nachdenken. Ich denke, dass wir einen Großteil der Mannschaft in der nächsten Saison wiedersehe­n, alle haben schließlic­h einen guten Job gemacht. Ich sehe aber auch die eine oder andere Neuverpfli­chtung. Zudem müssen wir weitere Rahmenbedi­ngungen schaffen, etwa neue Sponsoren finden – neue Mappen dafür haben wir schon. Wir werden alle fleißig sein und versuchen, den Weg weiterzuge­hen.

 ?? FOTO: ACHIM BLAZY (ARCHIV) ?? Wilfried Tursch ist zweiter Vorsitzend­er der Ratinger Ice Aliens und weiter auf der Suche nach einem Präsidente­n.
FOTO: ACHIM BLAZY (ARCHIV) Wilfried Tursch ist zweiter Vorsitzend­er der Ratinger Ice Aliens und weiter auf der Suche nach einem Präsidente­n.

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