Rheinische Post Ratingen

Sturm und Regen stören Kita-Demo

Bei widrigen Bedingunge­n wurde über die personelle Lage an den Kitas diskutiert. Heftige Winde auf dem Rathauspla­tz und Regen erschwerte­n den Ablauf. Dennoch kamen rund 100 Beteiligte.

- VON NORBERT KLEEBERG

Es sind sehr stürmische Zeiten mit Blick auf die personelle Ausstattun­g und die Finanzieru­ng von Kitas sowie Kita-Plätzen. Und so mag es ins Bild gepasst haben, dass ausgerechn­et am Montagnach­mittag heftige Winde aufzogen und die Kita-Demo auf dem Rathauspla­tz doch teilweise empfindlic­h störten. Die Organisato­ren, darunter der Elternbeir­at der Awo-Kita an der Daagstraße, hatten sich sehr viel Mühe gegeben. Und sie konnten zufrieden zur Kenntnis nehmen, dass Bürgermeis­ter Klaus Pesch, Jugendamts­leiterin Sabine Klocke und der zuständige Dezernent Harald Filip zugegen waren.

Die Situation an deutschen Kitas bleibt unveränder­t angespannt und spitzt sich vielerorte­n sogar zu. Kurzfristi­ge Notbetreuu­ngsmaßnahm­en, weiterer Stress und Unmut bei Eltern, Kita-Personal sowie Arbeitgebe­rn – und nicht zuletzt bei den Kindern – werden sich absehbar bei wiederholt­en Krankheits­wellen wieder einstellen. Aktuell empfiehlt die Bertelsman­n-Stiftung aufgrund des Personalma­ngels eine Reduzierun­g der Betreuungs­zeit auf 30 Stunden. An einigen Kitas sei dies bereits gängige Praxis. Andere Einrichtun­gen diskutiert­en die Reduzierun­g der Betreuungs­zeit aktuell, so die Organisato­ren. Was auf den ersten Blick folgericht­ig sein könnte, sei für viele Familien, in denen beide Eltern Vollzeitjo­bs haben – ganz zu schweigen von Alleinerzi­ehenden – nicht akzeptabel. Man müsse erhebliche finanziell­e Einbußen und damit den Verlust von wirtschaft­licher Eigenständ­igkeit hinnehmen. „Es trifft jetzt schon vor allem Mütter, die den Betreuungs­ausfall kompensier­en und damit ihre eigene wirtschaft­liche Unabhängig­keit zurückstel­len müssen“, hieß es. Und: „Wir wollen uns mit einem Pflästerch­en, das absehbar immer kleiner werden wird, nicht abfinden. Die Politik ist verpflicht­et, tragfähige und nachhaltig­e Lösungen zu erarbeiten, um ihrem Bildungsau­ftrag gerecht zu werden.“

Wie sehen die Forderunge­n aus? Es geht um einen gemeinsame­n Aktionspla­n von Bund, Ländern und Kommunen, um die Personalno­t kurzfristi­g und unbürokrat­isch zu lindern. Eine flächendec­kende Erziehungs- und Betreuungs­zeit-Re

duzierung auf 30 Wochenstun­den sei inakzeptab­el und schade nicht zuletzt dem ohnehin gebeutelte­n Wirtschaft­sstandort Deutschlan­d, so die Organisato­ren. Sie betonten: „Wir fordern tragfähige Lösungen für eine Zukunft, in der es Vätern und Müttern ermöglicht wird, in Vollzeit arbeiten zu können, ohne sich um die Betreuung ihrer Kinder zu sorgen. Ein unzureiche­nder Per

sonalschlü­ssel gefährde die Qualität der Betreuung und Bildung in den Kitas. Die individuel­le Förderung der Kinder sowie die Umsetzung von inklusiven Maßnahmen würden stark beeinträch­tigt.

Ein weiterer Punkt, der kritisiert wird: „Mit einigem Unbehagen beobachten wir, dass, um dem Personalma­ngel zu begegnen, lediglich einige Ausbildung­sstandards gelo

ckert wurden. Wir brauchen langfristi­g aber qualifizie­rtes Personal in unseren Kitas, um eine tägliche Betreuung sicherzust­ellen und das vorhandene Personal zu entlasten. Die Ausbildung­s-Richtlinie­n sollten daher überarbeit­et und dem gegenwärti­gen Bedarf angepasst werden.“Immerhin: Die Resonanz auf dem Rathauspla­tz war ordentlich – im Gegensatz zur Veranstal

tung in Düsseldorf, wo weniger als zehn Personen gekommen waren, wie Organisato­r Alex Liefermann sehr enttäuscht zu berichten wusste. Zwei Künstler von Theatercon­cept waren in Ratingen da, es gab Kinderschm­inken und viel Musik. Die Organisato­ren hoffen, dass die Kritik Früchte trägt. Im nächsten Jugendhilf­eausschuss wird das Ganze sicherlich schon Thema sein.

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FOTOS(2): ACHIM BLAZY Die Kita-Demo auf dem Rathauspla­tz fand unter widrigen Bedingunge­n statt.
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Schauspiel­er von Theatercon­cept sangen ein Lied und schminkten Kinder.

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