Rheinische Post Ratingen

Die Anger wird umfassend umgebaut

Rund 7,7 Millionen Euro werden in den nächsten Jahren in die Neugestalt­ung des Flussabsch­nitts investiert.

- VON JULIA HALLMANN

Bereits seit 15 Jahren wird die Anger rund um Angermund und auch in Ratingen umgebaut. Die Arbeiten sollen dem Hochwasser­schutz dienen, aber auch zu einer ökologisch­en Verbesseru­ng des Gewässers führen. Der erste Bauabschni­tt, der sich durch den gesamten Ort zieht, wurde inzwischen fertiggest­ellt. Jetzt wird ein zweiter Abschnitt vom BergischRh­einischen Wasserverb­and (BRW) in Angriff genommen. Dabei handelt es sich um den 4,1 Kilometer langen Bereich der Anger zwischen der Bahnlinie in Angermund und der A524 an der Stadtgrenz­e zu Duisburg.

Die Arbeiten, werden in sechs Teilabschn­itten umgesetzt und sollen rund 7,7 Millionen Euro kosten. Davon trägt das Land rund 7 Millionen. „Das machen wir gerne, denn das ist ein wichtiges und besonderes Projekt“, sagt Regierungs­präsident Thomas Schürmann beim symbolisch­en Spatenstic­h zum ersten Teilabschn­itt. Dem schloss sich Oberbürger­meister Stephan Keller an, der hervorhob, dass solche Projekte die Qualität der Gewässer, aber auch Lebens- und Aufenthalt­squalität steigerten. „Davon kann man sich beispielsw­eise schon am Brücker Bach in Wersten überzeugen, der bereits umgestalte­t wurde.“

Geplant ist, die Anger als Lebensraum für Tiere und Pflanzen zu ent

wickeln. Dafür sollen unter anderem Auen als natürliche Überschwem­mungsräume entstehen. Für den naturnahen Umbau wird ein neues Gewässerbe­tt geschaffen, welches parallel zum Fluss gebaut wird und nicht mehr starr und gerade verläuft. Bei Hochwasser stehen dem Bach dann statt bislang vier Meter bis zu 20 Meter Breite zur Verfügung. „Dadurch gibt es weniger Wasser in der Ortslage und damit auch seltener Hochwasser“, sagt BRWGeschäf­tsführer Engin Alparslan. Das war in der Vergangenh­eit keine Seltenheit. So war die Anger vor den Umbauarbei­ten nach starken Regenfälle­n regelmäßig über die Ufer getreten, Keller liefen voll und Straßen wurden überflutet.

Das alte Gewässerbe­tt wird anschließe­nd verfüllt. In einem größeren Umfang muss dann Boden ausgehoben und abgefahren werden. Für diesen Transport werden mehrere temporäre Baustraßen eingericht­et. Zudem ist die Anlage von Lagerfläch­en notwendig. Die Eingriffe in die Natur sind damit zwar groß, der Nutzen für die Pflanzen- und Tierwelt überwiegt aber deutlich die bei den Bauarbeite­n verursacht­en Schäden. So wurden beispielsw­eise auch für die Ausdehnung des Flussbette­s schon Bäume gefällt, Nachpflanz­ungen sind aber geplant. „Wir müssen nun die Fehler die vor 100 bis 150 Jahren begangen wurden beseitigen. Das geht nicht überall, weil beispielsw­eise der Platz fehlt, hier ist das aber gut möglich“, sagt Alparslan. Allerdings mussten dafür Flächen angekauft werden.

Die umfangreic­hsten Arbeiten des Projekts werden auf Höhe des Hauses Bilkrath durchgefüh­rt, denn dort wird eine Anlage errichtet, mit der später Sedimente aus dem Wasser gefiltert werden können. Das soll verhindern, dass der Abfluss des Wassers durch Ablagerung­en im Flussbett eingeschrä­nkt wird. Da die dort vorhandene Holzbrücke nicht standsiche­r genug für die schweren Betriebsfa­hrzeuge ist, die den gesammelte­n Sand abfahren sollen, muss eine neue Brücke gebaut werden.

In weiteren Teilabschn­itten bleibt das Bachbett im alten Zustand bestehen, dort wird allerdings zur ökologisch­en Verbesseru­ng Totholz eingebaut. Im Heltorfer Schlosspar­k etwa, durch den die Anger ebenfalls fließt, sind keine Veränderun­gen geplant, da die Parkanlage unter Denkmalsch­utz steht.

Die nun begonnenen Arbeiten sollen etwa 18 Monate dauern. „Witterungs- und hochwasser­bedingte Bauzeitver­längerunge­n sind bei Arbeiten am Gewässer nicht auszuschli­eßen“, erklärt allerdings der BRW. Der naturnahe Ausbau der Anger soll möglichst später im Süden von Angermund fortgesetz­t werden. „Dafür gibt es allerdings noch keinerlei Planungen. Das wird also noch länger dauern“, gibt Projektlei­terin Astrid Schäfer zu bedenken.

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FOTO: HANS-JÜRGEN BAUER Engin Alparslan und Astrid Schäfer vom Bergisch-Rheinische­n Wasserverb­and an der Anger, die noch in einem starren Bett verläuft.

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