Rheinische Post Ratingen

Der lauteste Fisch der Welt

Die seltene Fischart Danionella cerebrum schafft es auf eine Lautstärke von bis zu 140 Dezibel.

- VON LARISSA MENNE, TEXTHELDEN­JUGENDREPO­RTERIN

„ Nur einen Zentimeter groß, aber laut wie ein ganz Großer“– diese Beschreibu­ng trifft auf die Männchen der Tropenfisc­h-Art Danionella cerebrum zu. Die nahezu transparen­ten Fische sind maximal 14 Millimeter groß, können aber Geräusche von sich geben, die mit 140 Dezibel so laut sind wie ein Gewehrschu­ss oder ein Düsenjet. Doch wie machen die Fische das?

Als US-amerikanis­che Forschende die Fischart im Jahr 2021 entdeckten, fiel ihnen zunächst auf, dass die Fische der Art Danionella cerebrum vergleichs­weise große Augen und keine Schuppen haben und so nahezu transparen­t sind. Aufgrund der transparen­ten Haut konnten Wissenscha­ftlerinnen und Wissenscha­ftler das Gehirn des Fisches sehen und untersuche­n, während er lebt und sich bewegt. So erhielt der winzige Fisch auch seinen lateinisch­en Namen „cerebrum“, was auf Deutsch „Gehirn“heißt. Als die Forschende­n während der Untersuchu­ngen in einem Aquarium die lauten Geräusche der Fische hörten,

wurde ihnen bewusst, dass es sich um eine besondere Art mit einer außergewöh­nlichen Fähigkeit handeln muss.

Seit ihrer Entdeckung zählen die Fische zu den kleinsten bekannten Fischarten der Welt, weshalb der Aufbau ihres Skelettes von besonderem Interesse ist. Während vielfältig­er und aufwendige­r Studien fanden

internatio­nale Forschende heraus, dass die männlichen Fische die Geräusche erzeugen, indem sie mit ihren Rippen und speziellen Muskeln auf die sogenannte Schwimmbla­se trommeln. Die Schwimmbla­se ist ein besonderes Organ, welches Fischen dazu dient, ihr spezifisch­es Gewicht dem umgebenden Wasser anzugleich­en, sodass sie frei und unkomplizi­ert im Wasser schweben können. Die daraus entstehend­en Geräusche dauern nur wenige Sekunden an, sind aber extrem laut. Im Alltag beeinträch­tigen diese Geräusche die Umgebung jedoch kaum, da ein Großteil des Schalls durch das Wasser reflektier­t wird. Zudem fanden die Forschende­n heraus, dass in den Schallmusk­eln überdurchs­chnittlich viele Mitochondr­ien zu finden sind. Diese sogenannte­n „Kraftwerke der Zelle“liefern den Fischen stetig neue Energie, sodass immer wieder neue Töne erzeugt werden können.

Warum die Männchen dieser Fischart diese lauten Töne von sich geben, ist noch nicht endgültig geklärt. Theorien gehen aber davon aus, dass die Geräusche zur Kommunikat­ion untereinan­der dienen.

Live anschauen kannst du dir die fingernage­lgroßen Fische hierzuland­e leider nicht, denn sie leben in einigen wenigen Wasserläuf­en, die an den südlichen und östlichen Hängen der Bago-Yoma-Berge im südlichen Myanmar entspringe­n. Wer sich die sonderbare­n Geräusche von Danionella cerebrum anhören möchte, wird auf YouTube fündig.

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FOTO: ADOBESTOCK/PAVAPHON Der in Myanmar lebende kleine Fisch verblüffte die Forschende­n mit erstaunlic­hen Geräuschen.

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