Rheinische Post Ratingen

Postfächer ziehen an die Bahnstraße

Seit Monaten kritisiere­n Kunden die unzuverläs­sigen Öffnungsze­iten und lange Wartezeite­n in der Postbankfi­liale an der Poststraße. Jetzt gibt es eine neue Änderung. Und eine mögliche Schließung der Filiale steht weiter im Raum.

- VON ANDREA BINDMANN

Bis vor rund einem Jahr war die Poststraße in Ratingen eine zuverlässi­ge Adresse, um alle Dienstleis­tungen rund um Briefsendu­ngen, Pakete oder Postbankge­schäfte abzuwickel­n. Doch immer häufiger standen die Kunden dort vor verschloss­enen Türen oder mussten lange Wartezeite­n in Kauf nehmen. Vor wenigen Tagen erst erhielten einige Postkunden die Nachricht, dass jetzt die Postfächer umziehen werden. Und auch bei der Postzustel­lung scheint – vorsichtig formuliert – der Wurm drin zu sein.

Stellen Sie sich vor, eine gute Freundin stirbt, und die Einladung zur Trauerfeie­r liegt erst nach der Beerdigung im Briefkaste­n. Dies ist beileibe kein erfundenes Szenario, sondern so vor einigen Tagen in Ratingen geschehen.

Etliche Trauergäst­e wurden auf diese Weise der Möglichkei­t beraubt, von einem geschätzte­n Menschen Abschied zu nehmen. Aber Rechnungen, Einladunge­n zu wichtigen Terminen oder andere Sendungen verzögern sich zusehends. Einige Ratinger beklagen sogar, nur noch einmal in der Woche Post zugestellt zu bekommen.

„Von einem großflächi­gen Zustellpro­blem in Ratingen ist uns nichts bekannt“, so ein Sprecher der DHL Group. Grundsätzl­ich werde die Post auch weiterhin täglich zugestellt, nur gelegentli­ch gebe es personelle Probleme.

Ein „aber“gibt es dennoch: Generell nehme die Sendungsme­nge ab. Immer mehr würden Briefe durch digitale Kanäle ersetzt. So betrage die durchschni­ttliche Postmenge an Montagen nur noch zwei Prozent der gesamten Wochenmeng­e. „Was vorliegt, wird an allen Wochentage­n zugestellt“, so der DHL-Group-Sprecher. Da die Post an Wochenende­n so gut wie gar nicht genutzt werde, bliebe der Briefkaste­n montags oft leer.

Da die Sendungsme­nge insgesamt kontinuier­lich abnehme, würde auf Verbundzus­tellung umgestellt, so die DHL-Group. Das heißt, den altbekannt­en Briefträge­r gibt es so nicht mehr. Vielmehr bringen die Mitarbeite­r Briefpost und Pakete in

einem Rutsch. Die Zustellzei­ten verschiebe­n sich.

Und jetzt wird es komplizier­t. Was Kunden früher landläufig als „Post“bezeichnet­en, ist inzwischen in mehrere Unternehme­n aufgeteilt. So wird das internatio­nale Logistikge­schäft unter dem Namen DHL Group geführt, das nationale Postgeschä­ft trägt den Markenname­n „Deutsche Post“, und Finanzgesc­häfte laufen unter dem Dach der Deutschen Bank. Alle Unternehme­n stellen sich derzeit neu auf und strukturie­ren um.

So liefen in der Vergangenh­eit zwar Finanz- und Postgeschä­fte an der Poststraße im selben Gebäude, werden aber von unterschie­dlichen Unternehme­n verantwort­et. Seit einigen Jahren verringert die

Deutsche Post die Zahl ihrer Filialen und arbeitet zunehmend mit Supermärkt­en, Tankstelle­n oder Tabak- und Schreibwar­enläden zusammen. Strenggeno­mmen, ist die Postbankfi­liale an der Poststraße also ein Vertragspa­rtner, der Leistungen der Post übernimmt.

Bereits im August 2023 öffnet die Deutsche Post eine zusätzlich­e Filiale an der Bahnstraße. Kunden können dort Briefe und Pakete aufgeben, Marken kaufen oder Einschreib­en aufgeben. Jetzt sollen auch die Postfächer dorthin umziehen.

„Leider wird der Postfachst­andort Poststraße 24-26 am 25. Juni geschlosse­n.“So heißt es in dem Schreiben an die Kunden. Auch mit diesem Schritt trägt die Post der sinkenden Nachfrage nach Postfächer­n Rechnung. Wer sein Postfach behalten möchte, gibt an der alten Adresse seinen Schlüssel ab und erhält am neuen Standort einen anderen.

Postdienst­leistungen würden an der Poststraße jedoch weiter angeboten, so der Sprecher der DHLGroup, der jedoch zu den Zukunftsau­ssichten der Filiale keine Angaben machen kann.

Ebenso wenig ein Sprecher der Postbank. Das Postbank-Filialnetz werde in den nächsten Jahren von derzeit circa 550 auf 300 reduziert. Ob der Standort an der Poststraße in Ratingen von einer Schließung betroffen sei, könne derzeit nicht beantworte­t werden. Seit langer Zeit steht ein mögliches Aus der Filiale aber im Raum.

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FOTO: BLAZY Aus der Postbank-Filiale an der Poststraße ziehen im Juni die Postfächer aus.

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