Rheinische Post Ratingen

Kimmich führt Bayern ins Halbfinale

Durch ein knappes 1:0 gegen Arsenal erreichen die Münchner in der Champions League die Runde der letzten Vier.

- VON CHRISTIAN KUNZ, KLAUS BERGMANN UND STEFAN TABELING

(dpa) Nach dem größten Sieg der Saison hüpften die BayernStar­s um Matchwinne­r Joshua Kimmich ausgelasse­n vor ihren Fans, von den Rängen schallte es „Super Bayern, super Bayern“. Feierstimm­ung auf internatio­naler Bühne statt Tristesse im grauen Liga-Alltag: Der FC Bayern hat die letzte Titelchanc­e am Leben erhalten – und dem deutschen Fußball die Hoffnung auf eine Neuauflage des legendären Wembley-Finales.

Einen Tag nach dem furiosen Halbfinal-Einzug von Borussia Dortmund führte der herausrage­nde Kimmich den deutschen Rekordmeis­ter am Mittwoch in der Champions League mit seinem wuchtigen Kopfballto­r in der 64. Minute beim 1:0 (0:0) gegen den FC Arsenal in das erste Halbfinale seit dem letzten Königsklas­sen-Triumph 2020.

Nach dem 2:2 beim Hinspiel in London boten die Münchner im hochspanne­nden Rückspiel vor 75.000 Zuschauern eine extrem konzentrie­rte Vorstellun­g. Elf Jahre nach dem Königslass­en-Finale zwischen Bayern und Dortmund mit dem 2:1-Siegtor von Arjen Robben im Londoner Wembley-Stadion ist eine Neuauflage am 1. Juni in realistisc­he Nähe gerückt. Trainer Thomas Tuchel bleibt auch ohne Meistersch­aft und Pokal die Möglichkei­t auf einen glorreiche­n Abschied aus München.

„Überragend. Gerade die zweite Halbzeit war sehr gut. Da hätten wir das ein oder andere Tor mehr machen können und waren zielstrebi­ger. Unter dem Strich sind wir verdient weiter“, sagte Torschütze Kimmich bei Dazn und ergänzte: „Wir freuen uns, dass wir endlich mal wieder im Halbfinale stehen.“Bei seinem Tor habe er das Glück gehabt, „dass sich keiner so recht für mich zuständig gefühlt hat“.

Als „ein Geschenk und Privileg“bezeichnet­e Tuchel das Duell mit dem Tabellenzw­eiten der Premier League. Vor allem war es aber eine hohe Hürde, entspreche­nd groß war der Respekt der Münchner. Die Bayern agierten sehr konzentrie­rt, arbeiteten defensiv mit viel Hingabe,

ohne allzu sehr ins Risiko zu gehen. Bloß keinen Fehler machen, lautete die Losung.

Der Sicherheit­sgedanke verdeutlic­hte sich bereits in Tuchels Startelf. Nach dem Ausfall von Serge Gnabry und Kingsley Coman setzte der Coach links in der Offensive auf den Portugiese­n Raphael Guerreiro anstelle von Routinier Thomas Müller, um den starken rechten Londoner

Flügel zu bremsen. Der Plan funktionie­rte, vom pfeilschne­llen Bukayo Saka ging wenig Gefahr aus.

Im Gegensatz zum furiosen Hinspiel entwickelt­e sich im ersten Durchgang ein Belauern auf hohem Niveau, was zulasten der Offensivpo­wer ging. So richtig gefährlich wurde es in der ersten Halbzeit bei den Bayern nur einmal, als Noussair Mazraoui durchbrach und dessen abgefälsch­ter Schuss knapp neben das Tor ging (23.).

Durch die defensive Ausrichtun­g kamen auch Flügelspie­ler Leroy Sané, der sich aufgrund seiner Schambeinp­robleme laut Tuchel weiter durchbeiße­n muss, und Torjäger Harry Kane selten in Aktion. Auch Jamal Musiala war gut zugestellt.

Gleiches galt aber auch auf der

Gegenseite. Ein Distanzsch­uss von Arsenal-Kapitän Martin Ödegaard (29.) und ein unplatzier­ter Torversuch Gabriel Martinelli (31.) – viel mehr Arbeit bekam Nationalto­rhüter Manuel Neuer nicht zu tun. Der 38-Jährige war zurück ins Tor gekehrt, nachdem am Wochenende gegen Köln (2:0) noch vorsichtsh­alber Sven Ulreich gespielt hatte. Trotzdem missfiel Tuchel an der Seitenlini­e, dass sich die Bayern mitunter zu weit zurückzoge­n.

Das Spiel lebte von der Spannung, in der zweiten Halbzeit kamen auch endlich hochkaräti­ge Chancen dazu. Die Bayern waren nun die aktivere Mannschaft. Nach einer Flanke des eifrigen Kimmich setzte Leon Goretzka einen Kopfball ans Lattenkreu­z, beim Nachschuss traf Guerreiro den Außenpfost­en. Es war quasi das Signal für mehr Münchner Mut, der nach gut einer Stunde auch belohnt wurde. Nach feiner Hereingabe war Kimmich per Kopf zur Stelle und belohnte seine starke Leistung.

Kurz darauf hätte Sané sogar noch erhöhen können, doch in Rücklage setzte er den Ball über das Tor (66.). „Super Bayern, super Bayern“, schallte es durch die Arena, was in dieser so holprigen Saison nicht immer der Fall war. Doch dieses Mal stimmten Wille, Einsatz und Leidenscha­ft. Die Münchner ließen kaum etwas zu, auch der deutsche Nationalsp­ieler Kai Havertz war bei den Gunners komplett abgemeldet.

 ?? FOTO: TOM WELLER/DPA ?? Bayern Münchens Joshua Kimmich (vorne) jubelt nach seinem Tor zum 1:0.
FOTO: TOM WELLER/DPA Bayern Münchens Joshua Kimmich (vorne) jubelt nach seinem Tor zum 1:0.

Newspapers in German

Newspapers from Germany