Rheinische Post Ratingen

Schwarz-Grün in NRW wegen Ganztagsau­sbau unter Druck

- VON SINA ZEHRFELD

Die Empörung ist groß bei den Liberalen, wenn es um die Zukunft des offenen Ganztags geht. Eine „Unverschäm­theit“sei es, wie Schwarz-Grün die Interessen von Familien mit Füßen trete, sagte FDP-Partei- und Fraktionsc­hef Henning Höne. Er sagte bei der Debatte im Landtag am Donnerstag: „Wir haben ja heute schon die Signale, dass älteren Kindern die Kündigung für die Betreuung droht.“Und zwar weil deren Plätze ab 2026 für die Erstklässl­er gebraucht würden, die dann einen Rechtsansp­ruch darauf hätten. Es sei bis dahin „verdammt wenig Zeit“, um Kapazitäte­n auszubauen, für Räumlichke­iten und Personal zu sorgen und Konzepte zu entwickeln.

Das Recht auf einen Platz in der Ganztagsbe­treuung (OGS) für alle Grundschul­kinder wird ab 2026 nach und nach eingeführt, beginnend mit den Erstklässl­ern. Eigentlich wollte das Land in einem Gesetz regeln, welche Kriterien dann für Förderung und Betreuung gelten sollen. Dabei geht es etwa um Vorgaben zu Räumlichke­iten oder Qualifikat­ion der Beschäftig­ten.

Verantwort­lich sind Schulminis­terin Dorothee Feller (CDU) und Familienmi­nisterin Josefine Paul (Grüne). Stattdesse­n hat das Land lediglich vage Leitlinien vorgelegt, die keine Anforderun­gen festschrei­ben. Weitere „Umsetzungs­regelungen“sind angekündig­t. Aber wann diese kommen, wie verbindlic­h sie sind und was sie dann überhaupt bestimmen, ist unklar. Man sei in einem „Willensbil­dungsproze­ss und in einem internen Arbeitspro­zess“, und es würden „keine Wasserstan­dsmeldunge­n über laufende interne Willensbil­dungsproze­sse gegeben“, wehrte sich Familienmi­nisterin Josefine Paul im Landtag. Mehrfach betonten die Politiker zudem, dass man sich in einer extrem angespannt­en Haushaltsl­age befinde. Und darin dürfte ein Grund für alles Zögern liegen: Fordert das Land bestimmte Leistungen von den Kommunen ein, ist es auch für die Finanzieru­ng in der Verantwort­ung. Kommt nicht mehr Geld vom Land, können sich reichere Städte und Gemeinden gute Ganztagsan­gebote leisten, ärmere jedoch nicht, warnen Kritiker.

Dabei müsse die Betreuung für die Zukunft besser aufgestell­t werden, sagte die Bildungsex­pertin der SPDFraktio­n, Dilek Engin. Die Auswirkung­en der Corona-Pandemie seien enorm. „Viele sind nicht auf einem altersgere­chten Entwicklun­gsstand. Das heißt, es werden ein höherer Personalsc­hlüssel und weitere Fachkräfte benötigt.“

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