BERLINER REPUBLIK Die Frage nach dem K
Wer sich als Kanzlerkandidat empfiehlt, ist in Berlin Thema für die nächsten Wochen.
Wer im kommenden Jahr Kanzlerkandidat wird, ist eine der am häufigsten diskutierten Fragen in der Bundeshauptstadt, auch wenn das jeder Politiker immer wieder von sich weist. Doch Persönlichkeiten faszinieren und polarisieren gleichermaßen, und fast jeder hat dazu seine eigene Meinung. Am vergangenen Wochenende ließ sich das gut beobachten. Zum einen klärte für die SPD ihr Vorsitzender, Lars Klingbeil, die Frage: „Olaf Scholz ist der Kanzler, und er bleibt es. Und er wird auch wieder unser Kandidat“, sagte er im Gespräch mit unserer Redaktion. Das K-Wort war nötig, denn im aktuellen Haushaltsstreit der Ampelkoalition geistert immer wieder der Name des Umfragenkönigs und Verteidigungsministers Boris Pistorius durch die Flure des Bundestags und der SPD-Fraktion.
Bundeskanzler Scholz wiederum hätte im nächsten Bundestagswahlkampf gern CDU-Chef Friedrich Merz als Gegner der Union: „Ich halte das für sehr wahrscheinlich, und – wenn ich das sagen darf – es wäre mir auch ganz recht, aber das entscheidet die CDU/CSU.“Er reagierte damit auf die Frage, ob er sich darauf einrichte, dass die Union Merz als Kanzlerkandidat aufstellt und sein Gegner wird. Scholz wollte das aber nicht begründen. „Sage ich jetzt nicht“, sagte er mit einem Schmunzeln: „Nur zu, würde ich jetzt gerne sagen!“
Denn bei der Union ist man mit dieser Frage auch noch den Sommer hinweg zumindest vordergründig beschäftigt, beleben doch Spekulationen auch das politische Geschäft. Und so sprach NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst in einem Interview davon, dass bei der Kandidatenfindung „natürlich“eine Rolle spielen werde, „welcher Kandidat mit welchem Programm die besten Chancen hat“. Und hielt sich mit dieser Aussage auch noch selbst im Spiel. Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder gab am Wochenende keine Interviews. Er war nach Rom gereist und hatte eine Audienz beim Papst. Vielleicht hat der ehrgeizige CSU-Vorsitzende dabei ja höheren Beistand eingefordert.